15Dezember
2023

Valparaíso und Umgebung

Leider geht es nun schon zur letzten Station unserer Reise, Valparaíso. Vorab muss ich aber eine Lanze für das Fliegen in Chile brechen. Unsere Erfahrungen waren ausnahmslos positiv, ganz besonders toll fanden wir die wirklich sehr schnelle Gepäckrückgabe. Maximale Wartezeit am Gepäckband, 5 Minuten. Wir landen wieder in Santiago und werden nach Valparaíso gefahren. Wir sind im Hotel Casa Galos, ein sehr schönes Hotel am Cerro Alegre. Unser Zimmer sowie das Badezimmer sind riesig und wir haben einen wunderbaren Blick über die Stadt. Auf der Dachterrasse des Hotels ist die Aussicht noch besser. Da es bereits nach 20 Uhr ist, fragen wir an der Rezeption nach einem Restaurant und sind überrascht, als sich der Rezeptionist seine Schlüssel schnappt und uns kurzer Hand zu einem Restaurant ganz in der Nähe bringt. Das Restaurant findet man nicht auf Google Maps, aber es gibt sehr gutes Essen. Ich nehme natürlich wieder Muscheln, was sonst. 

Für den ersten Tag in Valparaíso steht eine Stadtbesichtigung an. Bruno, unser Guide holt uns bei dichter Bewölkung und Nieselregen ab und es geht erst einmal nach unten. Immer schön vorsichtig, denn die Straßenhunde hinterlassen so einiges auf den Fußwegen. Wir gehen zu einem der Aufzüge und fahren in die Unterstadt. Unser Aufzug ist noch nicht überholt, alles ist ganz alt und funktioniert mit Zahnrädern, Hebeln und Pedalen. Bruno erklärt uns, dass wir jetzt erstmal zum Fischmarkt mit dem Bus fahren. Busfahren funktioniert in Valparaíso ungefähr so, man stellt sich an die Haltestelle und beobachtet aufmerksam die ständigen Busse. Wenn der eigene dabei ist, kurz winken und dann zügig einsteigen. Gefahren wird auch bei offener Tür, einen Fahrplan gibt es nicht. Manchmal sieht man Männer mit Listen auf der Straße, die notieren die Busse. Anschließend geben sie dem Fahrer einen Hinweis, wie weit er hinter dem letzten Bus seiner Linie ist. Damit kann dieser einschätzen, ob er besser noch etwas warten sollte, weil er sonst keine Fahrgäste abbekommt. Die Männer mit den Listen bekommen von den Fahrern ein paar Münzen, das ist ihr Verdienst. Wir springen also schon bald in einen Bus und fahren fast bis in den Nachbarort Viña del Mar. Der Ausflug zum Fischmarkt lohnt sich, zunächst empfangen uns wie üblich zahlreiche Möwen, dann sehen wir Pelikane auf einem Dach. Nach einigen Fotos fragt uns Bruno schmunzeln, warum wir nicht den da drüben auch fotografieren. "Da drüben" befand sich ein enormer Seelöwe vor einem Filetierstand und wartete darauf, dass ihm der Filetierer die Reste zuwirft. Wir gehen um die Ecke und unsere Augen werden groß, alles voller Seelöwen, Möwen und Pelikane. Mist, ich habe die Kamera im Hotel gelassen, damit war nun wirklich nicht zu rechnen. Wir fotografieren was das Zeug hält, bis es hinter uns schnauft, ein weiteres riesiges Männchen robbt auf uns zu und wir sehen zu, dass wir wegkommen. Danach führt uns Bruno über den Markt (mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen) und anschließend zu weiteren Filetierständen. Wer nicht weiß, was das ist, die Leute kaufen ihren Fisch auf den Markt und bringen ihn dann direkt zum Filetieren. Wofür wir eine Ewigkeit brauchen, machen die Männer und Frauen hier in einer Minute. Genau davor sitzen wieder Pelikane, zum anfassen nah. Wir blicken über die Kaimauer und sehen noch mehr Seelöwen. Bruno schätzt die Herde auf 40 bis 50 Tiere. Auf diesem Fischmarkt gibt es keine stinkenden Fischreste, alles wird sofort von dem ein oder anderen gefressen. Wir fahren zuück in die Stadt und entscheiden uns ersteimal Mittag essen zu gehen. Bruno führt uns in eine Hafenkneipe, in der sie sehr leckere Empanadas selbst machen. Wir nehmen einmal Muscheln und einmal Krabben mit Käse...mmmhh. Nach dem Mittag essen sind alle Wolken weg und wir gehen wieder zu einem Aufzug. Diesmal ein bereits renovierter, der mit Motoren funktioniert. Wir bekommen einen guten Restauranttipp und schauen uns nun das berühmte bunte Valparaíso mit seinen Wand- und Treppenbildern an. Bei all der künsterlichen Schönheit darf man nie vergessen, die Stadt ist arm und die Kriminalitätsräte erhöht. Bruno erklärt uns, welche Stadtviertel wir keinesfalls betreten sollen und am besten am Abend noch bei Tageslicht zurück im Hotel ankommen.

An unserem letzten vollen Tag in Chile unternehmen wir noch eine Tour ins Umland. Es geht ins Weinanbaugebiet Casablanca und später noch ins Fischerdorf Qintay. Wir sind mit Michael unterwegs, der uns einige Weingüter zeigen möchte. Auf dem Weg zu seinem ersten geplanten Gut, entdeckt er, dass ein seit der Pandemie geschlossenes Gut die Tore wieder eröffnet hat. Wir steuern ersteinmal dort hinein, in die Vinedos Emiliana. Wir dürfen einen guten Weißwein verkosten, aber mein Blick fällt auf das Ginregal. Ich entscheide mich am Ende für einen preisgekrönten Gin mit Kräutern aus Patagonien. Danach geht es zum Weingut Indomita. Leider wurde hier alles touristische geschlossen und nur noch Wein produziert. Dafür darf man aber einfach mal einen Blick in die Produktion werfen. Zum Schluss geht es noch auf ein experimentierfreudiges Gut, der Wein schmeckt uns allerdings nicht. Wir fahren nun nach Qintay, das "Schloss Neuschwanstein" der Region. Am Wochende pilgern tausende Einwohner aus Santiago hierher ans Meer, damit ist das Örtchen samt Strand aber auch restlos voll. Da heute Freitag ist, ist es nicht ganz so voll und wir finden schnell einen Platz zum Mittagessen. Ich nehme zum letzten Mal Muscheln, Jakobsmuscheln mit Käse überbacken, lecker. Danach geht es zurück und Michael fährt mit uns von oben in die Stadt hinein, d.h., wir fahren durch das Viertel der Ärmsten und es sieht wirklich aus wie in einem Slum, hier haben auch nicht alle Strom oder fließendes Wasser. 

Damit endet unsere Reise durch dieses wunderschöne Land mit seinen zahlreichen Naturgewalten. 

12Dezember
2023

Der Norden - San Pedro de Atacama

Wir verlassen Pucón ohne einen weiteren Blick auf den Vulkan, denn es ist dicht bewölkt. Unser Fahrer, der uns zum Flughafen bringt, versucht uns mit ein paar Brocken Englisch sowie Händen und Füßen noch einiges über Chile zu erzählen. U.a., dass die Menschen im Norden nicht so nett sind wie hier... aha. Wir sind total gespannt, denn bisher waren fast alle unsere bisherigen Guides schon mal in San Pedro und fanden die Stadt total toll. Wir fliegen nach Calama und fahren von dort aus weiter mit einem kleinen Shuttlebus nach San Pedro, es ist irre heiß und ich merke schon auf der Fahrt ganz leicht, dass San Pedro nicht nur auf 2.400 m liegt, sondern auch nur 10% Luftfeuchtigkeit hat. Wir sind die nächsten 4 Nächte im Hotel Desertica, ein Traum. Eine eigene Oase in der Wüstenstadt und jeder hat sein eigenes kleines Häuschen. Wasser gibt es umsonst rund um die Uhr, wir bekommen Trinkflaschen zum ausleihen und es gibt dunkle Tücher und Bürsten für den Sand.

An unserem ersten Tag stehen 2 Ausflüge an, am Morgen geht es ins Regenbogental und am Nachmittag ins Mondtal. Unser Guide am Morgen kennt sich sehr gut mit Geologie aus, ist ansonsten aber eher unaufmerksam. Das Regenbogental liegt auf 3.500 m und man merkt es leicht beim Laufen. Wir sehen dort Lamas und Esel und sehr schöne farbige Gesteingebilde. Danach geht es noch zu einer Kulturstätte mit Höhlenmalerei. Neben Lamas und Füchsen wurde hier auch eine Affe in den Felsen gezeichnet. Man geht davon aus, dass dies von Zugegzogenen aus dem Amazonasgebiet stammt. Ja genau, solche Theorien hören wir in den nächsten Tagen noch öfter. Am Nachmittag besichtigen wir noch das Mondtal, es ist irre heiß. Das Mondtal heißt übrigens Mondtal, weil es ab und zu weiß wird. Wir haben Glück, bei uns gibt es eine weiße Schicht. Es handelt sich hier um Salz, welches sich nach Regenfällen am Boden absetzt. In einigen Wochen, wird das Salz durch den Wind komplett weggeweht sein, dann sieht dort alles eher aus wie eine Marslandschaft (im Übrigen hatte man hier auch den Marsrover getestet). Wir erklimmen im Tal auch eine Düne, was sich angesichts der Höhe als ganz schön anstrengend erweist. Hierbei kommen uns auch ein paar Mal heftige Sandwinde entgegen, spätestens, wenn der Guide "Turn around" brüllt, sollte man sich dann ganz schnell umdrehen und die Augen schließen.

Für den zweiten Tag steht eine Ganztagestour an und es geht rauf auf 4.300 m. Unser Guide Felipe ist Guide aus Leidenschaft und wir erleben einen der besten Ausflüge überhaupt. Gleich zu Beginn gibt es wichtige Hinweise zum Trinken (nur kleine Schlucke aller 30 Minuten, damit der Körper das Wasser auch verarbeitet) und auch die Bitte sich sofort bei ersten Anzeichen einer Höhenkrankheit zu melden. Wir starten unseren Ausflug mit Frühstück bei einem kleinen Canjon, Felipe hat sogar eine elektrische Herdplatte dabei und macht Rühreier, ein Traum. Danach geht es in ein Flamingoreservat. Wir sind total geflasht, die Farben der Natur sind irre, hunderte Flamingos tummeln sich rechts und links des Weges in den Salzseen. Die Sonne brennt aber schon ordentlich. 100 Fotos später starten wir auf die Hochebene des Altiplano, ich warte gespannt und merke erst mal nichts. Erst als wir auf 4.300 m aus unseren kleinen Bus aussteigen wird einem doch etwas schummrig. Felipe gibt wertvolle Tipps, z.B., dass man am Besten beim Auftreten mit dem linken Fuß einatmet, das entlastet das Herz. Und immer alles sehr langsam machen. Wir sind bei zwei komplett blauen Seen, dem Miscanti und dem Menjiques, am Ufer stehen einiges Vicunjas (das sind wilde Lamas, die aber nur in Höhen über 4000 m leben). Nach diesen beiden Seen gibt es Mittagessen, einige Mitreisende sind der Meinung, das sei das beste Essen, dass sie bisher in San Pedro bekommen haben. Felipe hat in großen Gläsern Salat mit Hühnchen abgefüllt, dazu gibt es Reis zum Auffüllen sowie Salz, Honig-Senf-Soße und Zitrone zum würzen. Schmeckt wirklich sehr gut, zum Nachtisch noch frisches Obst. Nach dem Essen geht es weiter zu den Piedras Rojas. Bei den Piedras Rojas erwartet uns wieder eine atemraubende Landschaft mit blassblauem Wasser und roten Felsen. Felipe pflückt uns am Wegesrand ein Kraut, das sollen wir zereiben und den Geruch inhalieren, hilft gegen Höhenkrankheit. Nach den Piedras Rojas fahren wir langsam zurück. Wir haben am Abend etwas Stress, denn am nächsten Morgen müssen wir 3:45 Uhr aufstehen - ich kann natürlich gar nicht schlafen. 

Total müde werden wir am nächsten Morgen gegen 4:30 Uhr abgeholt, es geht heute bis auf 4.500 m rauf. Zunächst geht es zu den Geysiren el Tatio, dem drittgrößten Geysirfelf der Erde. Hier erleben wir einen tollen Sonnenaufgang zwischen zischenden Geysiren. Leider ist es heute nicht so richtig eiskalt und die Geysire bleiben eher klein. Auf dieser Höhe fallen die Temperaturen in der Nacht schon mal auf -15 Grad. Danach gibt es Frühstück (wieder mit Rührei) und dann fahren wir noch auf einen Aussichtspunkt. Auf der Rückfahrt halten wir nochmal an einem Feuchtgebiet - ja, das gibt es hier und wird komplett von unten gespeist. Zunächst sehen wir einige Enten und andere kleinere Vögel und später nocheinmal Flamingos. Da wir bereits gegen Mittag von unserer Tour zurück sind, haben wir ausreichend Zeit am Nachmittag noch ein Eis zu essen, Pisco Sour - Eis. Es ist sehr lecker, aber der Preis für die Kugel auch gewaltig, 3000 Peso, also etwas mehr als 3 EUR. Auch wenn die Umgebung von San Pedro einiges zu bieten hat, ich bin froh, dass wir diesen heißen, trockenen und staubigen Ort am nächsten Tag wieder verlassen. 

08Dezember
2023

Der kleine Süden - Vulkane und Seen

Wir arbeiten uns nun langsam in nördliche Richung und fliegen zunächst nach Puerto Montt und von dort aus geht es gleich per Transfer nach Puerto Varas. Heute ist es leider stärker bewölkt, aber unser Fahrer zeigt uns dennoch, wo wir uns den Blick auf die beiden großen Vulkane vorstellen können. Wir sind im Hotel Cabaña del Lago, also direkt am See. Vom Hotel hatten wir uns irgendwie etwas mehr versprochen, es ist dann doch eher altehrwürdig. Das Zimmer ist zwar sauber, aber vieles klappert oder klemmt. Immerhin, das Hotel hat eine gute Bar und ein gutes Restaurant und bietet am Freitagabend Karaoke und am Samstag einen chilenischen Sänger. 

Unsere erste Tour führt uns auf die mystische Insel Chiloé und wir haben eine sehr engagierte Reiseleiterin "Comandante Nelli". Der Weg auf die Insel dauert etwas länger, es gibt nur die Fähre, die scheint aber sehr regelmäßig zu fahren, wir kommen sofort auf eine drauf und die legt auch nach 5 Minuten ab. Nelli möchte uns zum Mittag nicht in irgendein riesiges Touristenrestaurant schleppen, sondern hat ein Mittagessen bei einer Familie organisiert und damit zum Mittag alles frisch gekocht ist, müssen wir schon zu Beginn der Tour angeben, was wir essen möchten. Wir entscheiden uns beide für "Lachspizza", aber dazu später mehr. Unser erster größerer Halt ist der Ort Dalcahue, wir dürfen uns hier frei bewegen und schlendern die Strandpromenade entlang. Wir wurden vor dem Aussteigen nochmals ermahnt, ja nichts zu essen, nicht, dass wir dann das Mittagessen nicht schaffen...wäre ja schade. Nach zahlreichen Fotos von bunten Booten und den ersten Häusern auf Pfählen geht es dann auch schon den Hügel hinauf zur Familie. Wir müssen uns etwas beeilen, denn Nelli hat erfahren, dass heute noch eine weitere kleine Reisegruppe dort essen wird und wir sollen doch bitte die ersten sein. Auf dem Gut wohnt die ganze Familie in verschiedenen Häusern zusammen und der Hausherr kocht aus Leidenschaft. Vom Gut aus hat man eine sehr schönen Blick über den Ort. Wir sind froh, dass wir wirklich nichts gegessen haben, denn es gibt Vorab nicht nur Brot und Salat, sondern auch Muscheln und Hühnersuppe. Neben uns sitzt eine junge Engländerin mit der wir gut ins Gespräch kommen. Auch sie ist seit einigen Monaten in Chile und macht ein Praktikum in einer Kita. Dann kommt unsere "Pizza". Wie auch der Hotdog scheint der Begriff großzügig auslegbar, das haben wir jedenfalls nicht erwartet. Unsere Pizza entpuppt sich als Lachsstück, darauf Wurstscheiben (ja genau, Wurstscheiben), darauf Tomaten und dann Käse. Dazu gibts Kartoffeln. Ebenfalls im Mittagessen enthalten ist Wein ohne Limit, so schnell, wie das Glas wieder aufgefüllt wird, kann man gar nicht schauen. Das "No gracia", dass ich irgendwann doch entgegne, wird mit einem zweifelnden Kopfschütteln entgegen genommen. Nach dem Essen geht es weiter nach Castro, dort hat Nelli ein Boot für uns organisiert, von dem aus wir die schönen Pfahlbauten gut betrachten können. Danach geht es auch schon zurück, da der Weg wieder mehrere Stunden in Anspruch nimmt. Zur Entschädigung für die lange Sitzerei im Bus empfängt uns Puerto Varas mit Blick auf den Vulkan, die Wolken haben sich endlich verzogen. 

Am zweiten Tag unternehmen wir einen ebenfalls langen Ausflug, aber wir vermissen Nelli. Unser heutiger Reiseleiter ist leider extrem schwer zu verstehen, ein nettes portugiesisches Pärchen aus unserem Hotel hilft uns etwas, aber wir sind nicht die einzigen, die ihn nicht so richtig verstehen. Wir fahren zunächst zu den Saltos del Rio Petrohue. Hier ist aber alles sehr stressig, wir haben kaum Zeit und schaffen es nur zu den Wasserfällen, die um diese Uhrzeit noch recht schattig liegen. Für die restlichen Wege haben wir keine Zeit, wir müssen weiter. Gerade als ich zum Ausgang raus will, steht ein Fuchs vor mir und lässt sich auch bereitwillig fotografieren. Nach dem Park geht es auf ein größeres Schiff, mit dem wir bei bestem Wetter den Lago Todos los Santos entlang fahren. Wir haben eine gute Sicht auf den Vulkan Osorno und weitere Vulkane. Nach zwei Stunden legen wir in Peulla an, einem winzig kleinen aber malerisch gelegenen Ort am Ende der Welt. Ich bin aber die ganze Zeit mit mulmigen Gefühl unterwegs, da unser Guide irgendwas von Pässen erzählt. Unsere liegen aber sicher im Hotelsafe, wir haben nur Kopien dabei. Er hält das für ein Riesenproblem, und nuschelt was von Polizei. Mit der gab es dann übrigens keine Probleme, es stellte sich irgendwann heraus, dass nur die Reisenden einen Originalpass brauchen, die im Ort übernachten möchten. Machen wir ja nicht, er nuschelt bei der Rückfahrt auch eine Entschuldigung für die Verwirrung. Im Ort gibt es wohl irgendwelche Aktivitäten, wir haben keinen Plan, unser Guide überlässt uns uns selbst. Wir schauen neidisch auf die amerikanische Gruppe, für die bereits OffRoadbusse bereit stehen, hier hat sich der Guide gekümmert - wie schon geschrieben, wir vermissen Nelli. Am Ende essen wir vor Ort entspannt Mittag, unternehmen eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall und legen uns in die Sonne. Caspar David Friedrich hätte dieses Fleckchen Erde nicht besser malen können. Zurück geht es wie wir gekommen sind, auf der Speicherkarte der Kamera landen weitere 50 Fotos von den Vulkanen. Am Abend tritt dann Sebastian Montero im Hotel auf, wir finden ihn super. 

An unserem dritten Tag soll es endlich auf den Osorno gehen. Zuvor nehmen wir aber den gleichen Weg wie am Vortag. Nochmal die Wasserfälle, nochmal der See, aber alles viel entspannter. Wir haben Zeit die Wege im Park abzulaufen und die Sonne zu genießen. Und wieder läuft uns ein Fuchs vor die Füße. Auf dem See diesmal nur eine kleine Runde mit offenem Verdeck. Mittagessen gibts heute in einer Art Kantine, Qualität so la la, dafür geht es zur Hintertür aber direkt an den Seestrand, wunderschön. Nach dem Mittag geht es endlich zum Osorno, gleich vorab, wir hatten uns das anders vorgestellt. Die beiden Skilifte fahren derart langsam, dass es je 30 Minuten dauert, um nach oben und wieder nach unten zu kommen. D.h., wir haben oben nur ganz wenig Zeit zum Herumlaufen, was wir total schade finden. Anschließend geht es zurück nach Puerto Varas. 

Für den nächsten Tag steht eine 5stündige Busfahrt nach Pucón, unserem nächsten Ort an, wir sind total begeistert. Für unsere Koffer bekommen wir einen Gepäckzettel und unsere Sitze im Bus sind ein Traum. Man kann sie theoretisch zu Betten umklappen, wir nehmen aber nur die halbliegende Position mit Fußteil usw. Der Bus hat ein richtiges Klo mit Fenster, in unserem Abteil laufen amerikanische Spielfilme mit spanischen Untertiteln. Es gibt einen richtigen Begleiter, der alle halbe Stunde nach dem Rechten schaut und auch Bescheid gibt, wer wann aussteigen muss (steht alles auf seiner Liste). So komfortabel sind wir noch nie gefahren. Zur Mittagszeit steigt zunächst ein Sandwichverkäufer zu, später halten wir mitten auf einer Schnellfahrstrasse. In der Mitte zwischen den Leitplanken steht eine ältere Dame, von der unser Busbegleiter einen Korb mit Kuchen abkauft, den gibts dann auch im Bus...einfach irre. In Pucón übernachten wir im Aldea Naukana, was uns sehr gut gefällt. Unser Blick vom Bett aus geht direkt auf den Vulkan Villarica, alles ist aus Holz, bzw. mit natürlichen Materialien. Das ganze Hotel duftet nach Spa, es gibt eine kleine Sauna und ein Hot Tub. 

Unser erster Ausflug in Pucón geht in den Nationalpark Huerquehue. Wir haben quasi eine Privattour mit Pablo und seiner Freundin. Pablo macht keine Gruppentouren mehr, finden wir klasse. Wir laufen im Park eine 14km - Runde zu einigen Seen und erfahren, dass wir am nächsten Tag mit Pablo auch die Vulkanbesteigung machen. Pablo freut sich, dass wir die heutige Tour überstanden haben, ohne umzufallen und ist zuversichtlich für den nächsten Tag. Wir schätzen im Park mal wieder die Arbeit des DAV in Deutschland wert, denn obwohl wir uns in einem Nationalpark mit Eintritt befinden, gemacht ist da nix. Wenn ein Baum umgefallen ist, muss man da eben drüber, den räumt da keiner weg. Wir erfahren auch, die hübsch aussehenden blauen Brummer dürfen wir erschlagen, es sind Wespen und man nennt sie auch Horsekiller. Sie sind sehr aggressiv und die Stiche sollen höllisch schmerzen. Am Abend haben wir klare Sicht auf den Vulkan und verstehen nun vollends, warum er zur Zeit nicht bis zum Krater bestiegen werden darf. Nicht nur, dass er ohnehin die ganze Zeit Rauch ausbläst, nein, nachts sieht man ihn auch glühen. Gegen 22 Uhr passiert dann auch noch das Unglaubliche, es gibt einen kleinen Knall und danach ist zumindest unser Stadtviertel dunkel (den Rest können wir von unseren Fenstern aus nicht sehen). Zwischendurch war der Strom mal kurz wieder da, aber scheinbar nicht sehr lange.

Der nächste Morgen startet also mit Zähneputzen mit Stirnlampe, Strom gibts um 5:30 Uhr noch keinen. Pablo steht pünktlich 6:30 Uhr draußen und in dem Moment geht auch der Strom wieder an. Wir fahren zunächst in seinen Laden und werden komplett ausgestattet. Wir bekommen einen größeren Rucksack, einen kleinen Plastikschlitten, einen Schutz für den Hintern, eine wasserdichte Hose, dicke Handschuhe, einen Helm, Steigeisen, Eispickel und für Ronald auch steigeisenfeste Schuhe. Meine Wanderstiefel werden für akzeptabel befunden, ebenso wie unsere Regenjacken. Danach geht es zum Startpunkt für den Aufstieg. Hier kontrollieren Ranger nochmals, ob wir auch ordentlich angezogen sind und alles dabei haben. Der Aufstieg ist übrigens nur mit Guide erlaubt oder man holt sich eine Erlaubnis der Behörde. Hierfür muss man aber nachweisen, dass man über alpine Erfahrung verfügt. Zu Beginn geht es noch kühl durch einen Wald, danach beginnt der Aufstieg. Pablo hält kurz an, damit wir uns von allen unnötigen Lagen befreien können, denn die Sonne brennt schon jetzt. Der 1. Teil des Aufstiegs durch Geröll und Vulkanasche ist echt mühsam, aber Pablo verspricht Erleichterung im Schnee. Wir haben Glück, der Schnee ist ausreichend weich, sodass wir auf die Steigeisen verzichten können. Der Eispickel fungiert als Wanderstock und wir brauchen ihn auch, denn mehrfach versinken wir im Schnee und dann kommt man einfach leichter wieder hoch. Nach fast 4 Stunden mit Pausen kommen wir etwas erschöpft, aber glücklich am aktuell höchst möglichen Punkt des Aufstiegs an. Ich hatte mir ehrlich gesagt, mehr Andrang vorgestellt, wäre die größere Studentengruppe nicht gewesen, es wäre wirklich so gut wie nichts losgewesen. Angeblich liegt es daran, dass die Leute die Tour nur wegen dem Kratererlebnis machen. Wir verstehen es nicht so ganz, denn auch ohne Kraterrand, die Aussicht ist grandios. Der Weg nach unten ist ein riesen Spass, jetzt kommen die wasserdichten Sachen und der Schlitten zum Einsatz, wir rutschen den Berg nach unten. Das letzte Stück durch den Schotter und den Wald geht es natürlich wieder zu Fuß. Pablo hält die ganze Zeit nach interessanten Sachen Ausschau und findet tatsäch eine Baby-Tarantula. Leider bekomme ich das Handy nicht schnell genug aus der Tasche, da ist sie auch schon weg. Glücklicherweise läuft aber keine 3 Meter weiter dann eine Teenager-Tarantula über den Weg, sehr plüschig. Wir lassen den Abend im Biergarten ausklingen, es gibt Kölsch im 0,4l Glas, eine Currywurst für Ronald und für mich ein Rindertartar, oder jedenfalls soll es sowas sein. In Chile kennt man scheinbar keinen Fleischwolf, denn mein Tartar ist einfach nur kleingeschnittenes Fleisch und dann wie Cerviche gebeizt - schmeckt aber trotzdem. 

Am dritten Tag können wir endlich mal ausschlafen und zur Mittagszeit geht es ganz entspannt in eine natürliche Therme, die Termas Geometricas. Es gibt zwei kalte Wasserfälle und ansonsten viele Pools zwischen 36 und 45 Grad. Die Becken sind zahlreich vorhanden, sodass es sich auch gut verläuft. Unsere Muskeln freuen sich über die Entspannung. Am Abend entscheiden wir uns für ein italienisches Restaurant in der Innenstadt von Pucón, war aber leider ein Fehler. Meine Kürbissuppe ist einfach mal überhaupt nicht gewürzt. 

 

30November
2023

Patagonien - Nationalpark, Gletscher, Feuerland

Nach den doch recht warmen Tagen in Santiago gehts es nun weiter in den untersten Süden. Bei unserer Ankunft weht der Wind so heftig, dass die Gangway nicht benutzt werden kann... Vor uns liegen noch 3 Stunden Autofahrt nach Puerto Natales und unser Fahrer hat ordentlich zu tun, damit wir auch auf der Straße bleiben. Wir übernachten hier in der Weskar Lodge, die etwas außerhalb des Ortes liegt, dafür aber sehr schön genau am Fjord. Glücklicherweise sind wir ja in Südamerika und so ist auch gar kein Problem um 21 Uhr noch ein ordentliches Abendessen zu bekommen. Auch sonst ist die Lodge extrem flexibel, wer Bescheid gibt, kann ohne Probleme auch schon 5:45 Uhr zum Frühstück. Warum wir im Urlaub so zeitig frühstücken müssen? Weil es schon 2 Stunden dauert, um in den Nationalpark Torres del Paine zu kommen und die Touren daher recht früh starten. 

Unsere erste Tour gibt uns einen guten Blick über den Nationalpark Torres del Paine. Wir sind mit einer kleinen gut gemischten Gruppe unterwegs, von Kanadierinnen, US-Amerikanern, Dänen bis nach Australien ausgewanderten Engländern ist alles dabei. Unser Wetter ist durchwachsen, aber aus dem Staunen kommen wir dennoch nicht heraus. Es sieht alles so schön aus. Zum Mittagessen halten wir an einem wirklich schlechten auf Touristen ausgelegten Restaurant, Preis und Qualität liegen hier extrem weit auseinander. Wir haben hier etwas Zeit, da sich hinter dem Restaurant noch ein Weg befindet. Ohne wirklich zu ahnen, was uns erwartet laufen wir los. Nach einem kurzen Waldstück dann die Überraschung, ein riesiges blau schimmerndes Eisgebilde mitten auf dem Lago Grey. Außerdem steht dort noch ein Schild mit irgendeinem Ausblick in 1,5 km. Wir sind so geflasht von diesem Eisgebilde, dass wir zunächst nur langsam weiter gehen, bis Ronald hinter der nächsten Ecke noch mehr erahnt. Mit Blick auf die Uhr spurten wir los und tatsächlich, erkennt man irgendwann eine Gletscherzunge. Das letzte Wegstück zum Aussichtspunkt legen wir mit Trailrunning zurück, aber es lohnt sich, vor uns liegt der Glacier Grey. Zurück ging es ähnlich zügig und wir kommen gerade noch rechtzeitig wieder am Bus an. Zum Schluss gab es noch einen Stopp an der Cueva del Milodón, einer recht großen eiszeitlichen Höhle. 

Am zweiten Tag stand eine Bootstour auf dem Programm. Wir müssen 6:30 Uhr los, da 7 Uhr im Ort der Shuttlebus zum Ableger fährt. Aber so ein Morgenspaziergang bei kalter Luft macht auch gut wach. Unser Katamaran ist echt voll und besitzt nur einen kleinen Außenbereich. Ich ärgere mich zwischendurch auch ordentlich, da ich dachte, wir fahren gerade langsam an einem Wasserfall vorbei, dabei lagen da in der Sonne ein paar farblich gut getarnte Seelöwen. Leider bekomme ich nur noch ein paar schnelle Schnappschüsse drauf, da fahren wir auch schon weiter. Kurze Zeit später habe ich Glück, ich stehe vorne an der Reeling, während wir uns dem Cerro Balmaceda nähern und rechts von uns die Torres ganz klar und ohne Wolken auftauchen. Kurz darauf legen wir an Land an und laufen alle im Gänsemarsch zum Glacier Serrano. Wir sind glücklicherweise recht weit vorne mit dabei, denn es wird recht schnell voll am vordersten Fotopunkt. Wir sind erneut total beeindruckt von so viel schöner Natur bei herrlichem Sonnenschein. Danach geht es noch auf eine Ranch zum Mittagessen. Wir sagen es mal so, alles was vom Grill kam, war sehr gut, der Rest, nun ja, der Salat bestand ausschließlich aus zerkleinertem Eisbergsalat mit etwas Zitrone drüber. Ach ja, der Pisco Sour, der war auch sehr gut. 

An unserem dritten Tag stand die erste große Wanderung an, es ging hinauf zu den Torres, der Klassiker unter den Tagseswanderungen, 12 km Aufstieg und 12 km Abstieg. Unsere Gruppe war wieder gut gemischt, 2 Guides haben uns begleitet. Der Weg sieht in etwa so aus, 6 km Aufstieg bis zum Camp Chileno, 5 km etwas entspannteres auf und ab durch den Wald und dann 1 km Steilaufstieg. Ich war zuvor etwas skeptisch, was eine geführte Gruppenwanderung angeht, wurde aber angenehm überrascht. Die beiden Guides haben das super gemacht, immer wieder motiviert und Pausen zum Sammeln eingelegt. Die Tour wäre auch sicher so richtig schön geworden, wenn nicht ausgerechnet an dem Tag das Wetter wirklich schlecht gewesen wäre. 11 Kilometer im Regen, mal leichter, mal stärker und der letzte Anstieg dann bei Graupel und Wind. Unsere Gruppe hatte sich zwar im letzten Stück recht schnell stark verstreut, aber es waren immer genügend da, um sich weiter hoch zu motivieren. Je weiter hoch man kam, umso dichter der Wanderverkehr in beide Richtungen. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es da bei schönem Wetter zugeht. Oben angekommen begrüßte uns dann dichteres Schneegestöber und noch mehr eisiger Wind. Von den Torres war leider nichts zu sehen. Es blieb dann auch bei schnell 3 Fotos machen, einmal in die Semmel beißen und wieder runter. Unsere Guides hatten uns beim Aufstieg gut beobachtet und auch ausgefragt, wer wie viel Wandererfahrung mitbringt und Ronald, einen jungen Briten und mich dann allein abbsteigen lassen, bloß raus aus dieser Kälte. Nachdem wir uns beim Abstieg völlig durchnässt noch einen heißen Tee im Camp Chileno gegönnt hatten, kam natürlich die Sonne raus, wann auch sonst. Ganz unten wieder angekommen, entdeckten wir am Parkplatz einen Foodtruck mit "HotDogs", die wir uns natürlich auch sofort bestellt haben. Tja, HotDog scheint doch ein eher weitläufiger Begriff zu sein. Wir bekamen ein HotDog-Brötchen mit Pulled Pork, Tomaten und Majo und Senf drauf - egal, nach so einer Tour schmeckt alles. Die letzten Mitstreiter unserer Gruppe kamen tatsächlich erst 45 Minuten nach uns an, aber wir haben jeden gefeiert, der es bei den Bedingungen geschafft hat. 

Nach diesen drei erlebnisreichen Tagen ging es dann weiter nach Punta Arenas. Hier hatte ich das Hostal Kran Kreen rausgesucht, das war aber tatsächlich unsere schlechteste Unterkunft. Unser Zimmer war irre klein und hatte nur eine Dachluke, was bei Regen irgendwie doof ist. Das Essen direkt im Hostal war auch nicht so das Wahre. Dafür stand am nächsen Tag ein weiteres Highlight auf dem Plan - Feuerland. Unsere Guide, zum ersten Mal eine Frau, nutzte die Busfahrt zur Fähre, um uns schon ein bissl was über die Ureinwohner zu erzählen, die Selkˋnam. Mich hat dieser traurige Genozid schwer berührt und ich habe die Fährüberfahrt genutzt, um mehr über dieses fast vollständig ausgerottete Volk zu erfahren. Auf Feuerland selbst ging es nahezu auf direktem Weg zur Kollonie der Königspinguine. Unterwegs hatten wir aber die Gelegenheit endlich Guanacos aus der Nähe fotografieren zu können. Bei denen Pinguinen durften wir eine Stunde unzählige Fotos schießen, natürlich alles aus einiger Entferung und aus einem Beobachtungsstand heraus. Wir ließen den Abend dann im wirklich sehr guten Restaurant neben unserem Hostal ausklingen. 

24November
2023

Santiago de Chile

Für uns geht es dieses Jahr zum 1. Mal auf den amerikanischen Kontinent, genauer gesagt nach Chile. Wir wurden hier vor Ort erstaunlicherweise schon öfter gefragt, warum genau Chile. Ja, warum eigentlich? Chile bietet landschaftlich von allem etwas und nichts erscheint öde. Chile gilt auch immer noch als eines der sichersten Reiseländer in Südamerika. 

Aber nun gehts los, wir verbringen hier 3,5 Wochen, aber die Anreise ist auch entsprechend lang. Wir haben uns für Air France entschieden und fliegen über Paris. Gebucht haben wir die Reise übrigens über eine ganz wundervolle kleine und auf Chile spezialisierte Agentur, Chile Central. Ganz wichtig auch, ohne Spanischkenntnisse wird es hier etwas schwierig. Am besten, man fängt auch rechtzeitig an mit einem Kurs, denn der hier gesprochenene Dialekt ist echt schwierig zu verstehen. 

Unsere Unterkunft in Santiago, das Casa la Barca, lag in der Region Providencia, sehr zu empfehlen. Das Viertel bietet viele Restaurants und ist vor allem nachts sehr ruhig. An unserem 1. vollen Tag haben wir uns bei nahezu 30 Grad von einem Guide durch die Stadt führen lassen. Es ging zunächst mit der Seilbahn hinauf auf in den Parque Metropolitano. Hier hatte ich auf tolle Fotos mit Andenpanorama gehoffen...., aber Santiago liegt oft unter einer Smogglocke. Hängt mit der eingekesselten Lage zusammen, im Winter ist es wohl am schlimmsten. Danach ging es durch die gesamte Innenstadt mit interessanten Infos von unserem Guide. Hier kamen aber auch ein paar Schattenseite hoch. Die Kriminalität hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, vor allem in der Innenstadt ist Vorsicht angeraten. Wir haben bisher 2 Leute getroffen, die in Santiago ausgeraubt wurden, einmal stand die Tasche neben der Person auf der Bank und war in Sekunden von hinten gegriffen und weg und ein junger Brite wurde erst mit einer Flüssigkeit übergossen, dann waren "hilfsbereite" Menschen zur Stelle und dann war der gesamte große Reiserucksack weg. 

Unseren 2. Tag verbrachten wir im Hinterland von Santiago, genauer gesagt im Cajon de Maipo und am Staudamm El Yeso. Wir hatten Glück und waren die einzigen Teilnehmer der Tour mit dem Gründer von Andoandes persönlich. Es war wunderschön und wieder sehr informativ. 

Wir hatten vor der Reise in mehreren Foren gelesen, dass das Essen in Chile eher nicht so lecker für europäische Gaumen sein, das konnten wir für Santiago gar nicht bestätigen. Wir haben das beste Sushi überhaupt gegessen. Die Rollen waren leicht frittiert und mit unglaublich leckeren Topings versegen. 

25Juli
2021

Namibia Teil 2

Da sind wir wieder, wir melden uns bereits von zu Hause, da wir keine Möglichkeit mehr hatten eine größere Menge an Fotos hochzuladen. Aber der Reihe nach. Wir verließen Swakopmund in dichter kalter Nebelsuppe. Der Großteil unserer Strecke in das Erongo-Gebirge sollte über die asphaltierte B2 gehen. Nicht lange nach Swakopmund tauchten allerdings Rauchschwaden auf, die zu einer einen Güterzug ziehen Dampflok gehörten. Als echte Eisenbahner mussten wir natürlich einige Kilometer weiter an die Bahnstrecke heranfahren, um ein Foto von diesem Unikat zu bekommen. Tja, es dauerte eine halbe Stunde bis ganz in der Nähe die Rauchschwaden auftauchten, und dann, nichts, der Zug blieb einfach 200m von unserer Stelle entfernt stehen. Super! Wir wurden im nächsten Städtchen, in dem wir eigentlich nur tanken wollten aber entschädigt, dort waren dann gleich einige Dampfloks mehr zu sehen. Wir entschieden uns, nicht den kürzesten Weg zur nächsten Lodge zu nehmen, sondern die Straße zur Spitzkoppe zu nehmen. Leider war in einiger Entfernung ein Buschfeuer ausgebrochen, sodass ein leichter Smog mit Brandgeruch in der Luft lag. In jedem Fall hatten wir unsere erste Erfahrung mit etwas schlechteren Straßen und wussten nun, warum wir bei Europcar zunächst das Fahrsicherheitsvideo anschauen mussten. Nach der Spitzkoppe dauerte es auch nicht mehr lang bis zur Hohenstein Lodge, die so heißt, weil sie sich am Fuß es Hohensteins befindet. Dies war unsere erste Lodge mit richtigem Sicherheitspersonal, verriegelten Toren und nach dem Tor noch min. 1 km Piste bis zur Unterkunft. Wir wurden herzlich empfangen (wir waren die einzigen Gäste) und gleich mit Mittagessen versorgt. Es bot sich ein herrlicher Ausblick über die Landschaft bis zum Bergmassiv und am Wasserloch vergnügte sich gerade eine Pavianfamilie, wunderbar. Für den Nachmittag buchten wir auch gleich die Nature Excursion, also das volle Programm. Ein bissl über das 4000 Hektar große Gelände fahren, ein bissl wandern und den Sonnenuntergang mit Snacks genießen. Wir waren allein mit unserem Guide, der sehr viel und gut erklärte, und überhaupt sehr sympathisch war. Größere Tiere liefen an diesem Nachmittag leider nicht in unser Blickfeld, dafür bekamen wir aber eine Einführung ins Spurenlesen. Leopardenspuren waren übrigens auch dabei, aber wir sollen uns keine Sorgen machen, auf dem Gelände gäbe es genug Beute, vor allem Paviane mögen sie wohl sehr gerne… na gut. Auf dem hinteren Teil des Geländes waren immer mal wieder Maschinengeräusche zu hören, wie uns erklärt wurde, kamen diese von den Minenarbeitern im Hohenstein, die nach Edelsteinen suchten. Für den nächsten Tag wurde uns zu einer Wandern auf dem Gelände geraten, was wir dankend annahmen, denn wirklich viel Bewegung gab es in diesem Urlaub nicht. Wir nahmen dann den ca. 6 km langen Oryxtrail und wurden nicht enttäuscht. Mal abgesehen von der Landschaft hatten wir sehr schnell eine Straußfamilie bei uns, später gab es noch Springböcke, einen Kudu und dann, 2 Giraffen, eine kleine und eine große. 50 Fotos später hatten wir im letzten Abschnitt unserer Wanderung noch das Vergnügen einen Felsen voller Dassies zu finden. Auch an diesem Abend begaben wir uns mit unserem Guide zu einen Sundownerausflug, diesmal aber nur als Fahrt, dafür bis in die hinterste Ecke des Geländes. In eben dieser hintersten Ecke waren wir ganz nah am Hohenstein und konnten mir unserem Ferngläsern die Minenarbeiter entdecken. Sie hatten ihre Zelte im Geröllhang aufgeschlagen und seilten sich von dort aus mit den Gerätschaften in die Berglöcher hinein. Was für einen Knochenjob, wie uns erklärt wurde, werden die Männer nach Ausbeute bezahlt. Nach unserer letzten Nacht in dieser wundervollen Logde bemerkte ich am nächsten Morgen ein leichtes Unwohlsein. Beim Frühstück war dann klar, ich hatte mir die obligatorische Urlaubs-Magen-Darm-Geschichte zugezogen. Woher auch immer das kommt, Ronald hat sowas nie und es kann auch nix mit Kühlketten zu tun haben, denn ich hing auch schon in Norwegen halbtot in den Seilen. Dummerweise hatten wir einen Fahrtag vor uns und die Straßen waren wirklich die bis dahin schlechtesten. Obwohl Ronald mehr schlich als fuhr ging es nicht ohne mehrmaliges Anhalten.

Unsere nächste Lodge war das Mowani Mountain Camp im Damaraland. Wir hatten eine Art Zelt mit Reetdach, aber total gemütlicher Holzeinrichtung im englischen Stil. Das Zelt war nach vorne offen, sodass sich wieder einmal ein herrlicher Ausblick bot. Zum ersten Mal hatten wir eine Art tropische Nacht, es war verdammt warm und es wehte nur ein sehr laues Lüftchen. Leider konnten wir die geplanten Ausflüge am nächsten Tag nicht wahrnehmen, sodass uns wir einen entspannten Tag auf dem Gelände verbrachten. Nach dem Abendessen war es dann soweit, ich versuchte meiner noch recht neuen Kamera die Königsdisziplin abzuringen, ein Foto der Milchstraße. Wir hatten Idealbedingungen, keine Lichtverschmutzung, kein Mond, keine Wolken, die Milchstraße bereits kurz nach Sonnenuntergang über uns deutlich sichtbar und einen wirklich gut geeigneten View-Point nahe der Rezeption. An dieser Stelle sei gesagt, dass ich lediglich eine Bridgekamera von Panasonic besitze. Nach einem ersten erfolglosen Versuch, wieder zurück in die WLAN-Zone und nochmaliger Konsultation des Lumix-Forums fand ich endlich die entscheidende Einstellung. So sind wir denn ein weiteres Mal mit Kamera, Stativ und Stirnlampe zum View-Point hoch und diesmal hat es geklappt. Kein Profibild, aber ein eigenes Foto der Milchstraße. Nach unserer warmen letzten Nacht war die folgende nun das gesamte Gegenteil, eiskalt und Nebel am Morgen. Laut dem Manager war das in den letzten Jahren noch nie vorgekommen. Vermutlich auch aus diesem Grund gab es zum Frühstück unter freiem Himmel keine Alternative außer Decken.

Für uns ging es nun in Richtung Etosha. Unterwegs legten wir noch einen kurzen Stopp am versteinerten Wald ein. Wie überall in Namibia verlief alles sehr förmlich mit 3 Listen zum Eintragen und nichts ging ohne Guide. Schon nach 3 Minuten hatten wir unseren Alfons aber ins Herz geschlossen, denn der konnte wunderbar erklären. Als erstes Welwitschas, ich hatte nicht geglaubt, noch welche sehen zu können, aber da wuchsen sie, und wie. Was für eine hochinteressante Pflanze. Der versteinerte Wald besteht aus ca. 280 Mio. Jahre alte Baumstämme, die vom Osten Afrikas angeschwemmt worden waren und unter der Erde begraben, versteinerten. Also wirklich zu Stein gewordenes Holz, aber nicht nur einfach so, sondern teilweise auch kristallisiert. Was für ein Druck und eine Temperatur das verursacht haben muss. Alfons erklärte uns, dass seine Vorfahren sich Teile dieser Steinstämme im Feuer erhitzt und dann in die Hütten zum Heizen gelegt hatten. Insgesamt ein hochinteressanter Stopp und sehr zu empfehlen. Danach ging es direkt weiter zu unserer nächsten Unterkunft, dem Etosha Village. Die Anlage liegt sehr günstig, nur 5 Minuten vom Anderson Gate entfernt. In der Anlage selbst leben einige Kudus, die nach geduldigem Warten auch für Portraitaufnahmen bereitstanden. Und dann war es auch schon soweit, am nächsten Morgen ging es los in den Etosha Nationalpark.

Es waren wirklich nur 5 Fahrminuten bis zum Tor, dort wieder diverseste Formulare ausfüllen, haben Sie Waffen dabei….ähhh, nein. Danach 20 Kilometer bis zur Rezeption in Okaukuejo, Permit bezahlen und noch mal die Toilette benutzen. Toiletten im Park sind nur wenige vorhanden und aussteigen ist nicht erlaubt. Denkt immer dran, der Löwe sieht dich zuerst. Wir hatten uns vorgenommen bis zum Mittag auf Höhe des mittleren Camps zu sein und fuhren alle machbaren Wasserstellen an. Der Vormittag war geprägt von Springböcken, Zebras, Antilopen und ein paar Giraffen. Wir fuhren auch zum Aussichtspunkt über die eigentliche Salzpfanne, irgendwie surreal, bis zum Horizont eine weiße Salzwüste und in der Ferne zwei Strauße. Am Nachmittag stand dann auch unser erster Elefant einsam an einem Wasserloch, auf uns wirkte er etwas älter, jedenfalls hatte er nur noch einen Stoßzahn. Etwas später folgten weitere Giraffen und ein paar mehr Elefanten. Am Nachmittag, nach inzwischen 7 Stunden im Auto waren wir ganz schön fertig, wir entschieden uns aber dennoch, auch das letzte Wasserloch vor unserem Ausgangstor, dem Von Lindequist Gate, anzusteuern. Als erstes fiel uns ein Baum noch vor dem Wasserloch auf, auf dem eine ganze Menge Geier saßen. Wir dachten uns aber nichts dabei und fuhren weiter. Am Wasserloch fanden sich zunächst nur einige Vögel, alles Aasfresser, wie sich später herausstellte, aber zu dem Zeitpunkt waren wir uns der Zusammenhänge noch nicht bewusst. Direkt neben unseren Auto legten sich zwei Schakale schlafen und während ich diese ausgiebig fotografisch festhielt, näherten sich Giraffen, und zwar viele Giraffen. Während wir also warteten, dass sich die Giraffen zum Trinken begaben, was ja immer etwas lustig aussieht, entdeckte Ronald am Rande des Buschwerks ein Nashorn, geil! Wir verbrachten sicher noch eine halbe Stunde am Wasserloch, leider erwies sich das Breitmaulnashorn aber als sehr scheu. Es war schon fast am Wasser, als einige Vögel es durch heftiges Flügelschlagen verscheuchten. Nun gut, wir fuhren also total verstaubt in unsere nächste Unterkunft, der Mushara Lodge. Wir hatten ein wirklich sehr schönes und gemütlich eingerichtetes Häuschen. Als wir nach dem Abendessen, bei dem es, aufgrund der abendlichen Kühle übrigens kuschelige Decken gab, zurückkehrten, die nächste Überraschung. Jemand war da gewesen und hatte nicht nur die Vorhänge zugezogen und das Moskitonetz geschlossen, nein, wir hatten auch Wärmflaschen im Bett, grandios. Für den nächsten Nachmittag hatten wir noch eine geführte Tour gebucht, um nicht ganz einzurosten, liefen wir einmal zum Eingang des Lodgegeländes und zurück. Mehr durften wir nicht, denn es waren in der Vergangenheit ab und an Löwen auf dem Farmgelände zu Besuch gewesen. Den Rest des Vormittags lagen wir in der Sonne und wollten gerade zum Mittagessen aufstehen, als uns klar wurde, warum der Poolbereich eingezäunt war, eine Warzenschweinfamilie stand davor. Nach anfänglicher Panik bei der Sau und zwei Frischlingen gewöhnten wir uns aber aneinander, und während wir auf der Terrasse unser Mittagessen einnahmen, grasten die Schweine keine zwei Meter entfernt auf der Wiese. Danach war es endlich soweit, wir hatten mal wieder einen Guide ganz für uns allein und Solomon war ein Spitzenguide. Wir fuhren als erstes in Richtung des Wasserlochs, an dem wir am Vortag das Nashorn gesehen hatten. Er zeigte auf den Baum mit den vielen Geiern und meinte, die sind wegen der toten Giraffe hier….was denn für einer Giraffe? Da sieht man mal wie blind wir am Vortag waren, lag doch tatsächlich eine tote Giraffe vielleicht 10 Meter neben der Straße und an dieser fraß sich gerade ein Löwe satt. Mal abgesehen, von diesem überaus schrägen Anblick, war für uns Weihnachten und Ostern zusammen. Die Giraffe war Montag an Altersschwäche gestorben, zumindest war sie bereits sehr alt (erkennt man an der dunklen Farbe des Fells) und die Ranger hatten Montag keine äußeren Verletzungen entdecken können. Seitdem hatten Hyänen die Bauchdecke geöffnet und die Organe gefressen. Als wir dort waren, war die Leichenstarre noch nicht vorbei, d.h., wir sahen eine Giraffe mit offenem Bauch, in dem ein Löwe seinen Kopf versenkt hatte und ein Bein stand grotesk in der Luft. Der Löwe war lt. den Meldungen, die alle untereinander austauschen schon seit dem Morgen dort und so dick sah auch sein Bauch aus. Wir drehten eine kurze Runde, bei der uns unser Guide auf die Damara Dik-Diks hinwies, die wohl niedlichste Antilopenart, die wir je gesehen haben. Wieder zurück bei Löwe und Giraffe war dieser wohl erstmal satt und legte sich gerade zur Ruhe. Wir fuhren zu einem Wasserloch, an dem wir am Vortrag nicht gewesen waren und da stand erneut ein Elefant. Während wir fotografierten, hörte man in einiger Entfernung ein Grollen. Solomon nahm sofort sein Fernglas zur Hand und entdeckte zwei weitere Elefanten zum Wasserloch kommen. Wir warteten also. Elefant Nummer 1 verdrückte sich nach Sichtung der beiden Neuankömmlinge recht schnell, was bei unserem Guide ein Lächeln hervorrief, denn das bedeutete, es kommen noch mehr und er gehörte nicht zu dieser Gruppe. Und tatsächlich, nach und nach kamen immer mehr Elefanten zum Wasserloch, die sich wegen der vielen Babys rechts langsam bewegten. Am Ende standen vielleicht 25 Elefanten im Wasserloch, wieder der Wahnsinn. Nachdem die Elefanten wieder weg waren fuhren wir weiter. Es dauerte nicht lange und Solomon entdeckte ein Nashorn. Wir warteten, es bewegten sich zwar immer hin und her, aber es kam der Straße immer näher und am Ende überquerte es diese genau vor unserem Fahrzeug. Auch diesmal war es ein Breitmaulnashorn, welche als scheu gelten. Absolute Vorsicht ist hingegen bei den Spitzmaulnashörnern geboten, diese sind von Natur aus aggressiv. Danach ging es weiter und wir entdeckten eine Gruppe Giraffen, die vom einem Sekretär-Vogel begleitet wurde. Dieser ging nachdem er uns entdeckt hatte in einen schnellen Laufschritt über und während wir versuchten dies bildtechnisch einzufangen, lief uns doch tatsächlich eine Giraffe durchs Bild. Nach diesen ganzen Eindrücken ging es zurück in die Lodge. Die Fahrt mit Solomon hatte sich voll gelohnt. Nach dem Abendessen erwartete uns wieder die Wärmflasche im Bett, aber auch noch eine andere Überraschung. Ich zog einen Vorhang nochmal kurz zurück um zu schauen, ob das Fenster offen war, dachte kurz, oh, afrikanischer Wandschmuck, eine Sekunde später, Moment, vorhin war da kein Wandschmuck und rief dann sofort Ronald hinzu. Unter dem Fenster saß eine große dicke Eidechse, die sich auch nur sehr widerwillig aus dem Raum schaffen ließ. Damit war unser Besuch des Etosha vorbei , nun ging es in eine ganz andere Landschaft, zum Okavango.

Aufgrund der langen Fahrstrecke und mangels nennenswerten Haltepunkten fuhren wir durch bis nach Rundu, dort hatten wir eine Nacht in der Hakusembe River Lodge. Das Areal sah mit seiner grünen Wiese und den hohen Bäumen wirklich ganz anders aus. Die Lodge liegt direkt am Fluss, was hier die Grenze zu Angola bedeutet, das hieß, wir schauten direkt auf ein anderes Land. Um einen ersten Eindruck zu gewinnen, hatten wir uns für den Bootsausflug zum Sonnenuntergang entschieden. Mit uns im Boot saß eine 4köpfige Motoradgruppen, die Herren waschecht mit grauen Zöpfen, die sich als Hobbyornitologen herausstellten und bei jedem Vogel in Verzückung gerieten. Unser Bootsausflug brachte mir nicht nur vier Gläser Champagner (so schnell konnte man gar nicht schauen, wir unser Skipper die Glaser nachfüllten, bzw. den Herren neue Bierflaschen hinstellte) und leckere Snacks, sondern auch einige Krokodil- und schöne Vogelsichtungen. Außerdem waren wir etwas unangenehm berührt, denn zu dieser Zeit erledigten nicht wenige angolische Flussanwohner ihre Abendtoilette, also sich selbst und ihre Sachen im Fluss zu waschen. Es war als schaut man jemandem ins Badezimmer. Gleichzeitig wird einem mal wieder das Privileg, in Europa geboren zu sein und immer Zugang zu fließendem Trinkwasser zu haben bewusst. Nach dieser Auftaktübernachtungen fuhren wir weiter am Fluss entlang.

Unser nächstes Ziel war das Divava Okavango Spa & Ressort. Uns erwartete eine sehr schöne Anlage, fast schon, wie im tropischen Südostasien und sehr viel Aufmerksamkeit, denn wir waren die einzigen Gäste (was ich unfassbar traurig fand). Wir unternahmen am Nachmittag noch eine geführte Pirschfahrt im vorderen Teil des Bwabwata Nationalparks und konnten unsere ersten Nilpferde und einen Wasserbüffel bewundern. Unser Guide war sehr bemüht, noch einen Leoparden ausfindig zu machen, aber außer Pfotenabdrücken war nichts zu sehen, am Ende nur noch zwei Elefantenrücken im Dickicht. Am kommenden Tag ließen wir es so richtig krachen, Ronald war am Morgen angeln (Fische gab es zwar keine, dafür aber viele Flusspferdsichtungen), danach Massagen im Spa und am Nachmittag noch eine Bootsafari. Unser Guide erläuterte uns gleich zu Beginn die wichtigsten zwei Regeln, ein Fels im Wasser, der Ohren hat, ist ein Hippo, ein Hippo im Wasser ohne Ohren ist ein Fels. Wir waren vielleicht 10 Minuten gefahren, als Josef, unser Guide, Hippos im Gras entdeckte. Es war ein Baby dabei, das sich gut fotografieren ließ, dann aber hinter seine gewaltige Mutter rannte. Wir wollten auch nicht weiter stören und erfreuten uns weiter an Krokodilen, schönen Vögeln und weiteren Flusspferden im Wasser. Den Sonnenuntergang verbrachten wir mit gutem Rotwein und ein paar Snacks an den Popa-Fällen. Eigentlich sind es eher Stromschnellen, aber dennoch sehr schön anzusehen. Am nächsten Tag ging es weiter nach hinten, Richtung des Dreiländerecks Botsuana-Namibia-Sambia.

Während der Fahrt, auf der Asphaltstraße durch den Nationalpark, waren auch immer wieder Siedlungen zu sehen und sehr viele Menschen, die mit Wasserkanistern unterwegs waren, um Wasser zu holen. Die Armut an dieser Straße war bedrückend. Wir verbrachten wieder zwei Nächte in unserer nächsten Lodge, der Namushasha River Lodge. Von unsrem Balkon aus hatten wir einen sehr guten Ausblick auf das Überschwemmungsgebiet des Okavango, oder Chobe, oder Sambesi (je nach Ort, heißt der Fluss immer mal anders). In Sichtweite plantschte eine Gruppe Flusspferde, hach ja. Irgendwann gesellte sich eine Katze zu uns, die immer wieder erbost nach oben schaute. Was wir für Vogelgekrächze gehalten hatten, entpuppte sich als Ockerfußbuschhörnchen, was seinerseits erbost auf die Katze nach unten schaute, dabei aber sehr niedlich aussah. Am nächsten Morgen hieß es verdammt früh aufstehen, denn wir wollten noch ein letztes Mal auf Safari, sechs Stunden durch den Nationalpark. Gleich zu Beginn standen wir neben drei Wasserbüffeln. Unser Frühstück sollte an einer Wasserstelle namens Horseshoe stattfinden aber auf dem Weg dorthin trafen wir auf eine riesige Gruppe Paviane, inklusive Kindergarten. Was für ein Getobe, herrlich. Danach gab es Frühstück an der immer noch sehr kühlen frischen Luft, mit Campingtisch und -stühlen. Im weiteren Verlauf sahen wir zahlreiche Antilopen und dann entdecke ich auf einem Baum vor uns einen afrikanischen Fischkopfadler, der sich von uns glücklicherweise nicht stören ließ. Eine Wildkatze gab es leider auch diesmal nicht, dafür noch ein paar neue Vogelbilder. Am Nachmittag unternahmen wir noch einmal einen Bootsausflug und ich konnte auch endlich noch ein Flusspferd mit aufgerissenem Maul fotografieren. Insgesamt gab es aber nach jeder Flussbiegung eine Gruppe Hippos im Wasser. Nach diesem letzten ausfüllenden Tag am Okavango standen zwei lange Fahrtage bevor. Ursprünglich wollten wir ab hier eigentlich weiter nach Botsuana und dann zu den Victoria Wasserfällen. Bedingt durch die Pandemie haben wir diese Grenzübertritte aber ausgelassen, um stattdessen noch einen weiteren Teil Namibias zu erkunden.

Am ersten Tag ging es in einem Rutsch zurück zur Hakusembe River Lodge und am Folgetag weiter in die Waterbergregion, zusammen ca. 900 km. Am Waterberg waren wir auf der Waterberg Guestfarm untergebracht. Der Weg zu unserem Bungalow war zwar nicht der einfachste, dafür hatte man viel Privatsphäre und einen phänomenalen Blick auf den Waterberg vom Bett aus. Auch diese Unterkunft bot einen Wanderweg, einen Trail auf den kleinen Waterberg. Wir zogen nach Ankunft sofort die Wanderschuhe an und machten uns auf den Weg. Kurz vor Einstieg in den Trail schossen die drei Hunde der Farm aus dem Haupthaus raus und vor uns auf den Weg. Die Hunde warteten zwar immer mal wieder, ob wir auch nachkommen, machten ansonsten aber keine Anstalten auf uns zu hören, wie auch, wir kannten ja nicht mal deren Namen. Es waren zwei Rhodesian Ridgebacks und ein Jack Russel Terrier. Der kleine Hund musste immer mal wieder pausieren und wir warteten dann. Nach etwas mehr als einer Stunde waren wir oben auf dem Plateau, genossen die Aussicht und teilten unser Wasser mit den Hunden, glücklicherweise hatten wir 2,5 l dabei. Auf dem Rückweg waren wir den Drei dann aber wohl zu langsam, diesmal warteten sie nicht, ob wir auch nachkommen. Am nächsten Tag mussten wir zunächst nach Otjiwarongo zum PCR-Test für die Rückreise, auch hier Zettelwirtschaft. Insgesamt ging es aber sehr schnell, sodass wir rechtzeitig für einen letzten großen Ausflug mit Guide zurück waren. Zunächst ging es mit Vollgas im Geländewagen über das Farmgelände zum CCF – Cheetah Conservation Fund. Dort kümmert man sich um nicht in der freien Natur überlebensfähige Geparden. In der Regel sind das Tiere, die sehr früh verwaist sind. Geparden leben nämlich 4 Jahre mit der Mutter zusammen, um alles zu lernen, werden sie, warum auch immer, von der Mutter getrennt, bevor sie 6 Monate alt sind, haben sie weder das Jagen gelernt, noch, wie sich vor Feinden schützen. Die Geparden bleiben dann ihr Leben lang dort, da sie nun gelernt haben, dass Menschen ihnen Futter bringen und damit zu einer Gefahr werden können. Im Anschluss erkundeten wir noch die kleine Serengeti am Waterberg, ein Hochgebiet für Geparden und Leoparden. Wir blieben bis Sonnenuntergang, aber leider wieder keine Leoparden. Lag vermutlich am Vollmond, der mangels Wolken die Nacht zum Tag gemacht hat. Nachteil unseres langen Aufenthalts war eine eisige Rückfahrt.

Am nächsten Tag ging es zurück zum Voigtland Guesthouse, dabei konnten wir auch noch einen kurzen Blick in die Hauptstadt Windhoek werfen. Kurz nach Ankunft in der Unterkunft erhielt ich meinen Negativbefund vom PCR-Test. Überglücklich füllte ich die Einreiseanmeldung für Deutschland aus und wollte gleiches auch für Ronald tun. Leider lag sein Ergebnis noch nicht vor und kam auch bis zum Abend nicht. Unsere Gastgeber beruhigten uns damit, dass in der vergangenen Woche bei 3 Paaren dasselbe passiert sei, ein Ergebnis kam deutlich später als das andere. Leider war am nächsten Morgen immer noch nichts da und unser Rückflug ging 13:20 Uhr. Kurz nach 9 Uhr rief ich bei Pathcare an, die Dame bat uns, sofort zur Hauptniederlassung nach Windhoek zu fahren, um den Befund ausdrucken zu lassen, mir schien es nicht so, als wäre sie sonderlich überrascht. Wir packten also in Windeseile unsere Koffer flugfertig und fuhren los. Das Ausdrucken verlief ohne Probleme, im Gegenteil, man druckte auch meinen Befund gleich mit aus, weil die Mitarbeiter am Flughafen lieber Papier sehen, aha, weil auch jeder Reisende einen Drucker dabei hat. Am Ende waren wir rechtzeitig am Flughaften, beide ausgestattet mit Negativbefunden und digitaler Einreiseanmeldung für Deutschland und flogen über Johannesburg zurück nach Hause.     

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             

07Juli
2021

Unsere Reise nach Namibia

Wo fängt man in dieser Zeit eigentlich an. Ja, wir sind unter pandemischen Umständen geflogen, aber wir haben es einfach gebraucht. Unser Flug ging via Frankfurt am Main von München nach Windhoek. Ausgestattet mit gefühlten 100 Dokumenten, alle 3mal kopiert ging es am 02.07. los. Aus Vorsichtsgründen hatten wir diesmal Premium Economy gebucht, aber, das Flugzeug war nur zu rund einem Viertel gefüllt. 10 Reihen hinter uns saß niemand und in der 4er Mittelreihe, aber nicht auf unserer Seite, zwei Amerikaner. Der Flug war recht entspannt, wir haben erstmals tatsächlich geschlafen. In Windhoek angekommen schlug uns erst einmal Kälte entgegen, aber es ist ja auch Winter auf der Südhalbkugel. Da es an diesem Morgen nur 2 ankommenden Flüge gab, was das Gepäck schnell geholt, danach Mietwagen in Empfang nehmen (ein Toyota Fortuner) und eine Prepaidkarte von MTC für die nächsten drei Wochen gekauft.

Danach ging es auch schon zur ersten Unterkunft, dem Guesthouse Voigtland, 20km vor Windhoek. Wir wurden herzlich empfangen, mit einem kleinen Frühstück versorgt und durften auch gleich die hauseigenen Giraffen füttern. Wir waren die einzigen Gäste an diesem Tag und entschlossen uns, für den Nachmittag eine Rundfahrt auf dem ca. 7000 Hektar großen Grundstück in Anspruch zu nehmen. Ausreichend ausgeruht und im Weiteren Verlauf mit einem leckeren Mittagessen versorgt, hatte ich genügend Zeit einige der zahlreichen Vogelarten fotografisch einzufangen. Auch die Ausfahrt am Nachmittag erwies sich als toller Einstieg in den Urlaub, Zebras, Springböcke, Warzenschweine, Affen, Schakale und einen Oryx in weiter Ferne, es war reichlich was geboten. Auf dem höchsten Punkt des hauseigenen „Gartens“ wurden uns ein Aperol Spritz gereicht und dazu Chips….wir waren begeistert. Das Abendessen ließ nichts zu wünschen übrig, Oryxsteak als Hauptgang, hervorragender Wein und ein pinker Gintonic zum Abschluss. Krönender Abschluss unseres ersten Aufenthalt in diesem Guesthouse war das richtige Frühstück am nächsten Morgen, Birchler-Müsli, Chiapudding, hausgemachter Quark, alles wirklich hervorragend. Das ganze übrigens begleitet von einer Schar Papageien.

Nach einen ganz kurzen Zwischenstopp in einem Supermarkt in Windhoek begaben wir uns auch schon in Richtung Sossusvlei. Nach zahlreichen Empfehlungen haben wir den Weg über den Spreetshoogte Pass gewählt. Bis dahin hieß es erst einmal, gewöhnen an sehr einsame Schotterpisten, denn kurz nach Windhoek war es vorbei mit der Asphaltstraße und anderen Verkehrsteilnehmern. Bis zum Pass verlief die Strecke auch recht ereignislos, da wir im Winter, also in der Trockenzeit unterwegs sind, hab es keine wassergefüllten Rinnen oder sonstige Hindernisse zu überwinden. Dann kam der Pass und uns stockte der Atem, was für eine Aussicht, Ronald musste einige Male zum fotografieren anhalten (was kein Problem war, denn wir waren immer noch allein). Nach dem Pass ging es zur berühmten Tankstelle in Solitaire, aber wir gönnten uns keinen Apfelkuchen, sondern eher ein Eis. Nicht lange danach waren wir auch schon angekommen, in unserer nächsten Unterkunft, der Sossusvlei Lodge. Wir hatten ein Chalet mit direktem Blick in die Landschaft und konnten mit Sonnenuntergang tatsächlich einige Tiere in weiter Ferne ausmachen. Auch hier ein hervorragendes Abendessen, das Fleisch, das man wählt, wird frisch auf dem Grill gebraten. Beim Dessert angekommen nahmen wir im Augenwinkel Bewegungen am hauseigenen Wasserloch wahr und tatsächlich, zwei Schakale und zwei Oryxe waren im beleuchteten Bereich zu sehen. Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen, denn wir hatten eine Tour ins Sossusvlei/Deadvlei gebucht und die ging 7:30 Uhr los. Wir waren die einzigen Teilnehmer, was uns aber gar nicht gestört hat. Glücklicherweise lagen im offenen Offroad-Kleinbus Decken aus, denn vor Sonnenaufgang ist es einfach nur saukalt im Winter in der Wüste. Nachdem wir den Sonnenaufgang betrachtet hatten, dauerte es auch nicht mehr lang, und wir erblickten die ersten Tiere, Springböcke und danach Oryxe, und zwar viele. Glücklich über die ersten ordentlichen Fotos in freier Wildbahn lebender Tiere, die man sonst nur im Zoo sieht, ging die Fahrt weiter zur berühmten Düne Nr. 45. Diese Düne ist DAS Fotomotiv, ich ließ mich aber ablenken, denn im Baum neben der Düne saß ein sehr fotogener Greifvogel, der auch ganz ohne Überredung wunderbar in die Kamera geschaut hat. Nach 60 km war die Asphaltstraße zu Ende und wir fuhren in den sandigen Teil der Strecke bis zum hintersten Parkplatz. Dort servierte uns unser Guide erst einmal das mitgenomme Frühstück. Kurz darauf ging sie auch schon los, unsere ca. 1 km lange Dünenwanderung ins Deadvlei. Dieses hatten wir komplett für uns allein, also viel Zeit zum Fotografieren dieses bizarren Stückchens Erde. An dieser Stelle möchten wir gern betonen, wie leid uns die aktuelle Situation für die ganze Branche vor Ort tut, auf der anderen Seite haben wir die Einsamkeit aber auch sehr genossen. Nach dem Deadvlei zeigte uns unser Guide noch das Sossusvlei. Aufgrund der heftigen Regenfälle zu Beginn des Jahres war noch immer ein ordentlicher See mitten in der Wüste vorhanden. Auf dem sehr windigen Rückweg begleiteten uns wieder einige Oryxe und in einiger Entfernung auch Gnus. Nach dem folgenden entspannten Tagesausklang, ging es am nächsten Tag weiter nach Swakopmund.

Nach zwei Pässen verlief die Straße recht gerade auf die Küste zu und irgendwann fragten wir uns, was es mit dem Gebilde am Horizont auf sich hatte…ich tippte auf das Meer. Leider war dem nicht so, es handelte sich um eine dichte Nebelsuppe. Ich hatte einen Zwischenstopp in Walvis Bay eingeplant, da die Beschreibungen der Lagune vor allem Flamingos versprach. Wir hatten keine Probleme direkt an der Lagune einen Parkplatz zu bekommen und wussten auch bald darauf warum, es war saukalt. So sind wir auch nur 100 m weit gelaufen, schnell die anwesenden Flamingos samt Jungtiere fotografisch festgehalten und sofort zurück ins Auto. Leider wurde das Wetter bis Swakopmund nicht besser und so gönnten wir uns zunächst eine heiße Dusche in unserem Domizil, der Villa Margherita und schlüpften dann in die wärmsten Klamotten, die wir mitgenommen hatten. Diesmal hatten wir keine Halbpension und so blieben uns nur einige wenige Restaurants, die TakeAway anboten. Nach einem kurzen Spaziergang durch eine gespenstisch menschenleere Stadt und denkwürdigen Begegnungen mit bettelnden Menschen an der Strandpromenade kehrten wir auf kürzestem Weg in unser Guesthouse zurück. Gott sei Dank haben wir auf vorherigen Reisen viel gelernt und waren nur mit sehr wenig Bargeld unterwegs, die Bettler waren wirklich aggressiv und wie schon gesagt, es waren nur sehr wenige andere Menschen unterwegs. Gegen 18 Uhr holten wir unser vorbestelltes Essen beim Old Sailor ab. Auch hier hat der Lockdown etwas Gutes, dieses Restaurant hätten wir vorher nicht in Erwägung gezogen, aber es war wirklich gut. Für den nächsten Tag stand wieder eine Tour auf dem Programm, wir hatten bei Tommyˋs Living Desert gebucht und waren begeistert. Mit unseren beiden sehr engagierten Guides, Andrew und Bianca erkundeten wir die Namib-Wüste zwischen Swakopmund und Walvis Bay auf der Suche nach dem Leben. Diesmal waren wir nicht allein, allerdings verteilten wir uns auf 2 Fahrzeuge und wir saßen zusammen mit einer Fotografin aus Washington D.C. im Auto. Wir erfuhren sehr viele interessante Sachen und konnten einen Gecko, ein Chamäleon, den dort heimischen Käfer sowie sehr putzige und zutrauliche Vögel live sehen. Gesehen haben wir auch diverse Spinnen- und Mäuselöcher, deren Bewohner blieben aber zu Hause. Zum Abschluss gab es eine Offroadfahrt durch die Dünen zurück zur Küstenstraße. Da es vermutlich die einzige Gelegenheit in diesem Urlaub war, bestellten wir auch diesem Abend beim Old Sailor, wobei ich mir diesmal einige Austern mehr gönnte.

Mal schauen, wann wir uns das nächste Mal melden, die Netzabdeckung ist leider nicht die Beste.

12Sept
2020

Eine Woche Kreta

Eigentlich wollten wir Ende April bei frühlingshaften Temperaturen nach Kreta, aber nun wurde es Anfang September bei recht konstanten 30 Grad. Vielleicht gleich zu Beginn, wie war die Reise unter Coronabedingungen - eigentlich ziemlich entspannt. Der Flug mit Lufthansa war gut organisiert, die Einreise nach Griechenland lief mit unseren QR-Codes problemlos. Heraklion haben wir nicht besucht, da dort Maskenpflicht auch im Freien galt, was wir uns bei den Temperaturen nicht antun wollten. Ansonsten verhalten sich die Griechen und auch die Touristen aber alle sehr diszipliniert. Als Unterkunft hatten wir ein Ferienhaus gemietet, daher kann ich nicht sagen, wie es einem Hotel zugegangen wäre. Insgesamt war sehr wenig los, gut für uns, aber natürlich schlecht für den Tourismus auf der Insel. 

Wir hatten bei Agni Travel die Villa Arda als Unterkunft gebucht. Das Haus liegt sehr ländlich im Nichts zwischen den Örtchen Vamos und Litsarda, wir können es aber absolut empfehlen. Sehr sauber mit eigenem kleinen Pool in einem grandiosen Garten. Neben Oliven- und Granatapfelbaum beherrschten Rosmarin, Salbei, Thymian und Oregano den Garten, was für ein wunderbarer Duft. Ein Mietwagen ist auf Kreta empfehlenswert, am besten auch mit Vollkasko. Es kam nicht selten vor, dass wir in engen Dorfgassen in Richtung Gebüsch ausweichen mussten. Bis auf einen Tag waren wir jeden Abend in einer Taverne oder einem Restaurant essen. Das Essen ist unglaublich günstig, durchgehend lecker und üppig. Wer auf Diät ist, hat auf Kreta definitv ein Problem, bereits der Vorspeisensalat reicht für vier. Bedenken sollte man auch, dass mit Verlangen der Rechnung immer noch ein Dessert kommt, wenn man Glück hat, kommt nur Raki mit Wassermelone (die passte immer noch rein), manchmal kam aber auch Schokokuchen mit Vanilleeis. Da blutet wirklich das Herz, wenn nichts mehr geht. 

Aufgrund der hohen Temperaturen haben wir das ursprünglich geplante Kulturprogramm doch nicht durchgezogen, dafür -für uns ungewöhnlich- fast täglich Zeit am Strand verbracht. Nach unserer Anreise am Samstag ging es Sonntag gleich zum Kloster Arkadi, dem Nationalheiligtum Kretas. 1866 sprengten sich hier 964 Kreter in die Luft und legten damit den Grundstein für die Befreiung der Insel von der osmanischen Herrschaft. Danach haben wir uns die Stadt Rethymno angeschaut, d.h., einmal auf den Leuchtturm gelaufen, danach auf die Fortezza, eine ehemalige venezianische Burg und dann waren wir auch schon derart durchgeschwitzt, dass wir den eigentlich auch noch für den Nachmittag geplanten Besuch von Chania auf den nächsten Tag verschoben haben. Auf jeden Fall gelangten wir gleich an diesem ersten Tag zu der Erkenntnis, dass wir das Haus von nun an nur noch mit voller Strandausrüstung verlassen werden.

Wie beschlossen war Chania das Ziel für Montag. Auch hier wartete ein imposanter Leuchtturm auf einen Besuch, allerdings war es diesmal um einiges anstrengender. Hinter der Mauer wehte kein einziges Lüftchen und der Weg ist nicht gerade geeignet für FlipFlops. Nach einer kurzen Verschnaufpause mit sehr guten Eiern Benedict bummelten wir noch etwas durch die Stadt und die Markhalle und beschlossen dann die Strandausrüstung zu benutzen. Wir sind zum Agii Apostoli Strand gefahren, ein sehr netter Strand in einer schönen Bucht. 

Für Dienstag war der Strand von Elafonisi unser Endziel, auf dem Weg dorthin hatten wir uns noch die Agia Sofia, eine Tropfsteinhöhle und das Kloster Christoskalitissa vorgenommen. Leider schien die Sonne der letzten Tage zu stark gewesen zu sein, der Kopf war nicht richtig bei der Sache. An der Höhle angekommen stellte ich nicht nur fest, dass FlipFlops kein geeignetes Schuhwerk sind, auch stand im Reiseführer klar und deutlich drin, dass man für die Höhle eine eigene Taschenlampe braucht...vorher genau lesen, wäre gut gewesen. Genauso ging es am Kloster weiter, Strandkleid zählt jetzt nicht gerade in die Kategorie 'angemessene Bekleidung', oder? Von außen macht das Kloster auf jeden Fall einen imposanten Eindruck. Immerhin, für den Strand waren wir passend gekleidet. An dieser Stelle waren wir nicht ganz unfroh darüber, dass aktuell wesentlich weniger los ist als sonst. Der Strandparkplatz ist riesig und unübersichtlich, wir haben uns Wegpunkte gemerkt, um später das Auto wieder zu finden. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie voll dieser Strand in normalen Zeiten ist. Der Strand ist wirklich wunderschön, nach der berühmten pinken Farbe muss man etwas Ausschau halten. Was es hier aber nicht gibt, ist Schatten, länger als 30 Minuten war es in der sengenden Sonne nicht auszuhalten. 

Unser zweites großes Kulturhighlight stand am Mittwoch auf dem Plan, Knossos. Der Tag war perfekt geeignet, es war etwas kühler und leicht bewölkt. Ich hatte mit Warteschlangen gerechnet, da nur eine maximale Anzahl von Besuchern gleichzeitig rein darf, aber, es war nicht sonderlich viel los. Wir konnten sehr entspannt über das Gelände schlendern, eine Wartezeit gab es lediglich bei der Besichtigung des Thronsaals. Bei Knossos spalten sich ja etwas die Meinungen, wir fanden es gut gemacht, und, wir fanden es auch nicht schlimm, trotz einiger coronabedingter Einschränkungen den vollen Eintrittspreis zu zahlen, schließlich soll das Gelände ja auch weiter erhalten bleiben. 

Donnerstag und Freitag ließen wir es dann recht ruhig ausklingen. Am Donnerstag waren wir mit Captain Nick in Chania schnorcheln. Auch hier eine volle Empfehlung von uns. Nick ist sehr sympatisch und versucht, aus allen Situationen etwas zu machen. Unsere Situation war immer noch windiges Wetter und damit Wellengang. Eigentlich hätte er zwei kleine Inseln vor Chania ansteuern wollen. Zunächst eine Fahrt um Thodorou, auf der die sehr seltene Krikriziege lebt und dann nach Lazaretta zum Schnorcheln. Thodorou konnten wir leider nicht ansteuern und das Schnorcheln vor Lazaretta war etwas abendteuerlich, da sich einige Felsen im Wasser befinden. Trotzdem, ich hätte das den ganzen Tag machen können. Captain Nick hat bei seinem eigenen Schnorchelgang am Ende auch noch einen Tintenfisch finden können. Aufgrund des Wellengangs war das Schwimmen nicht ganz unanstrengend, sodass wir zurück an Land, gleich das erste Restaurant ansteuerten. Ein Glück für mich als Muschelfan, es gab Muscheln in einer himmlischen Weißwein-Senf-Sauce, muss ich versuchen nachzukochen. Freitag wollten wir schließlich noch den Süden der Insel ansteuern. Eigentlich war eine Kombi aus Kulur und Strand geplant und der Ort Frangokastello schien perfekt geeignet. Der Weg dahin war unglaublich schön, einmal die Berge hoch und auf der anderen Seite wieder herunter, Serpentinen, soweit das Auge reicht. Auf dem Weg nach unten hatten wir Gelegenheit einige Blicke auf die Imbros-Schlucht zu werfen, die wir eigentlich zu Fuß hatten erkunden wollen. Mehre Kreta-erfahrene Kollegen hatten mir hiervon aufgrund der Sonneneinstrahlung und Hitze zu dieser Jahreszeit aber abgeraten. Was wir nun aber wissen, um den Rückweg nach der Schlucht braucht man sich keine Sorgen zu machen, so ziemlich jede Taverne bietet einen Rücktransport an. Unten angekommen, mussten wir unseren Kulturteil streichen, das Kastell befindet sich nämlich in Restauration. Zur Entschädigung wartet direkt unter dem Kastell aber ein wunderschöner Strand. Wieder war wenig los und für 2 EUR haben wir uns diesmal auch Sonnenschirme gegönnt. 

Unser Gesamtfazit, eine Woche Kreta ist zu kurz, den Osten der Insel haben wir uns nicht angeschaut, hier hätten wir auch eine andere Unterkunft gebraucht. Die Fahrzeiten sind doch länger als gedacht. 

27November
2019

Auckland

Und nun der letzte Beitrag aus Neuseeland. Unsere letzte Etappe bis nach Auckland hatte es nochmal ganz schön in sich mit 4 Stunden Fahrtzeit ohne Pausen. Nach einem Tankstopp kurz nachdem wir losgefahren waren bekam ich tatsächlich noch das putzige Vögelchen vor die Kamera, was einem im Norden ständig vor dem Auto auf der Straße herumhopst. Die Tage zuvor war ich nie schnell genug gewesen. Ich nahm das als Omen und hatte das Gefühl, heute könnte es noch mal was werden mit guten Fotos. Ich konnte Ronald davon überzeugen, einen Umweg in Kauf zu nehmen, um nochmals über die Gravelroad vom Vortag zu fahren. Hier waren mir ja sowohl ein Paar Pukekos, als auch der kleine Papagei durch die Lappen gegangen. Voller Euphorie saß ich Kamera bereit auf dem Beifahrersitz, bis das erste Auto vor uns auf die Straße bog und wir in eine Staubwolke gehüllt hinterher fuhren…na, toll. Irgendwann bog es zwar ab, aber es dauerte nicht lange und uns kam ein weiteres Fahrzeug entgegen, wodurch natürlich alles verscheucht sein musste. Wir legten uns auch nochmal auf dem Parkplatz vor dem Kauriwald auf die Lauer, aber nix. Total enttäuscht versuchten wir es dennoch weiter über jede sich anbietende einsame Straße, leider gab es nur Truthähne. Etwas frustriert fuhren wir dann doch weiter. In Auckland verpassten wir einen Abzweig, worauf uns das Navi auf einer sechsspurigen Straße einen U-Turn vorschlug…so landen also Autos in Seen oder U-Bahn-Stationen. In Auckland waren wir im ruhigen Stadtteil Eden-Village untergebracht, hier sieht alles sehr englisch aus und so war ich auch keineswegs überrascht, als uns eine ältere Dame mit knallrotem Lippenstift, Perlenkette, schmutzigen Knien und Gartenhandschuhen die Tür öffnete. Stil muss sein, auch, wenn man gerade den Garten umgräbt. Das letzte Zimmer hatte auch alles was das Rosamunde-Pilcher-Herz begehrt, Blumengardine, blumige Lampenschirme, kleiner Kristallleuchter, goldumrahmter Spiegel, usw. Da wir in Auckland nicht viel Zeit hatten, beschlossen wir noch am Nachmittag auf den Mt. Eden, einem alten Vulkan, zu spazieren, denn der lag gleich vor der Haustüre. Von oben hat man eine phantastische Sicht auf Auckland. Nachdem wir vom Gipfel, dem Kraterbereich, alle Fotos in der Tasche hatten, nahmen wir einen anderen Weg zurück. Wir kamen an einem Café vorbei, neben dem ein weiteres Plateau sichtbar war. Ronald bestand darauf, dass wir da auch noch mal hochliefen und ich werde ihm dafür ewig dankbar sein. Wir waren nur einige Schritte weit gegangen, als ein Papagei an uns vorbeiflog. Beim Versuch ihn zu finden, entdeckten wir einen zweiten in einem Baum und danach einen im Gras. Ich wollte eigentlich mit meiner Kamera noch ein wenig weiter laufen, als ich meinen Augen nicht traute. Auf dem Plateau waren nur wenige Wege etwas gemäht worden, im restlichen höheren Gras saßen eine Menge Papageien, ebenso wie in den Büschen. Ich knipste was das Zeug hielt, das gute Gefühl hatte am Ende also Recht behalten. Glücklich stiegen wir wieder herunter und suchten uns ein Restaurant, es gab trockenes Steak, das beim Kauen immer mehr wurde. Aber, immerhin, die Beilagen waren gut ;-).

An unserem vollen Tag in Auckland wollten wir natürlich die City erkunden. Nach einer ausführlichen Beratung durch unsere Gastgeber am Frühstückstisch entschieden wir uns für das, was wir auch jedem München-Touristen empfehlen würden, den HopOn-HopOff-Bus. Nicht nur, dass er unweit unseres B&B eine Haltestelle der großen Runde hatte, er war auch preiswerter als in München und beinhaltete auch ein Hin- und Rück-Ticket für die Fähre nach Devonport. Da wir erst die zweite Haltestelle der großen Runde waren, kurvten wir erst mal durch den Süden von Auckland. Vor dem Zoo stapfte ein Pukeko über die Wiese…ähh, was macht der hier? An der Haltestelle Zoo zwei weitere Pukekos. Ich versuchte aus dem Fenster heraus zu fotografieren, was mir misslang. Auf dem Weg zum Verkehrsmuseum, weitere von den Vögeln. Wir entschieden auszusteigen und mit dem nächsten Bus weiter zu fahren. In dem Park zwischen Zoo und Museum war alles voll von Pukekos (auch mit Küken), Enten, Gänsen, Kaninchen und Schwänen. Tja, hier scheint es ja auch die Tiere in die Großstand zu ziehen...fragt aber nicht, wie es an manchen Stellen in dem Park gerochen hat. Nachdem uns der Bus in der Innenstadt abgesetzt hatte, stellten wir schnell fest, dass Auckland zur Zeit mehr eine riesige Baustelle als besonders schön ist. So verdrückten wir uns auch gleich nach den obligatorischen Nahaufnahmen des Skytowers in Richtung Hafen. Wir hatten Glück, die Fähre 12:30 Uhr hatte Verspätung, sonst hätten wir eine Stunde warten müssen. Devonport bietet eine nette Straße mit Geschäften und Restaurants, den einfach zu besteigenden Mt. Victoria (wieder Vulkan) und eine gute Sicht auf Auckland von der anderen Seite. Wir haben erstmal eine Mittagspause eingelegt, denn es kam langsam ein Hüngerchen auf. Ich bestellte mir noch mal die großen grünen Muscheln mit der leckeren Knoblauch-Weißwein-Soße, Ronald wollte eine kleine Portion Nachos. Da die Neuseeländer beim Essen keine halben Sachen machen, bestand Ronalds Essen aus einer Schicht Nachos, einer Schicht Hackfleischsoße, einer Schicht Guacamole und einer Schicht Sauerrahm. Gut gestärkt spazierten wir also noch auf den Mt. Victoria und bestaunten die Aussicht. Danach ging es auch schon zurück zur Fähre, denn die große Busrunde wird nur bis zum Nachmittag bedient, danach nur noch die Citylinie. Alles lief gut, bis wir kurz vor dem Hafen in Auckland irgendwie komisch herumgurkten. Irgendwann meldete sich der Captain und teilte uns mit, dass sich leider ein anderes Boot an seinem Pier befindet und er kann niemanden erreichen, damit es wegfährt…da soll sich noch mal einer über die Bahn beschweren. Aufgrund der Verspätung konnten wir dem letzten Bus der großen Runde nur noch hinterherwinken. An der Haltestelle stand ein wahnsinnig motivierter junger Mann des Busunternehmens, der uns sein volles Mitgefühl ausdrückte, uns ständig auf dem laufenden hielt, wann der nächste Citybus kommt und uns zum Abschied auch noch hinterherwinkte. Das nennen wir mal Arbeitseinsatz. Wir hatten im übrigen beschlossen, die Citylinie bis zum großen Museum zu nehmen und dann zu schauen, ob man eventuell zu Fuß weiter kommt. Wir verstanden dann auch, warum die große Linie nicht den ganzen Tag bedient wird, denn im Bus herrschte gähnende Leere. Wir waren die letzten, die drin saßen und der Busfahrer machte sich große Sorgen, wie wir denn vom Museum wieder wegkämen. Wir versicherten ihm ganz in der Nähe zu wohnen und er wirkte wirklich erleichtert. Ist das nicht schön, so nette Menschen. Es war auch tatsächlich ganz einfach, denn eine lange Straße verbindet das Museum mit dem Mt. Eden und so waren wir nach 45 Minuten Fußmarsch wieder in unserer Unterkunft. Später suchten wir noch ein letztes Mal ein Restaurant und fanden eines, in dem es – Yippie – frische Austern gab.

Inzwischen sind alle Koffer und Taschen sortiert, wir sind theoretisch bereit für einen 11 Stunden Flug bis Singapur und einen weiteren 13 Stunden Flug bis München. Praktisch würden wir natürlich viel lieber hier bleiben, im nun warmen, sonnigen Neuseeland mit der wunderschönen Flora und Fauna, den nie langweilig werdenden Landschaften und den unglaublich freundlichen Menschen. Wir möchten auch noch mal mit einem Gerücht aufräumen, in Neuseeland sei alles so furchtbar teuer. Fanden wir nicht. Natürlich haben wir viel Geld fürs Tanken ausgegeben, aber bei über 6000 km in 6 Wochen, verbunden mit hügeliger Landschaft, nicht wirklich überraschend. Essen gehen ist hier nicht teurer als in München, was tatsächlich teuer ist, ist Alkohol, welcher im Übrigen auch in nicht wenigen kleinen Städten verboten ist. Ansonsten gibt es jedem Restaurant kostenloses Tafelwasser und zwar so viel, wie man möchte. Obst und Gemüse im Supermarkt ist sehr viel preiswerter als in Deutschland (wir haben noch nie so günstigen und trotzdem guten Spargel gekauft), das neuseeländische Rindfleisch kostet weniger und hat eine sehr gute Qualität. Teuer wird es dann, wenn man nicht auf die heimischen Lebensmittel verzichten kann und importierten Käse o.ä. kauft. Außerdem ist in Neuseeland Bio nicht teurer und im Kosmetik- oder Haushaltsbereich sogar das Überwiegende. Was uns sehr zum Nachdenken gebracht hat, waren die vielen Familien, die wir kennen gelernt haben, die sich große Sorgen um ihre Wasservorräte im Sommer machen müssen. In den ländlichen Gegenden wird überwiegend Regenwasser aufbereitet, kein Regen, kein Wasser und vor allem im Norden wird es immer trockener.  

25November
2019

Hokianga

Da unser vorletztes Ziel nur eine gute Autostunde entfernt lag und wir erst ab 16 Uhr in unsere nächste Unterkunft konnten, fuhren wir zunächst erst noch mal nach Paihia, um uns ein schönes Plätzchen am Strand zu suchen. Auf dem Weg dahin, also an der Strandpromenade von Paihia, fragte ich mich, ob man hier ein Faible für außergewöhnliche Toiletten hat, denn dort befindet sich ‚Paihia’s Wee Toilet‘. Nach einem entspannenden Strandaufenthalt war ich auch schon wieder hungrig und wir gingen auf Restaurantsuche. Blöderweise lag ausgerechnet an dem Tag ein Kreuzfahrtschiff vor Anker und der Ort war total überfüllt. Nach einer halbstündigen Suche, inkl. Fahrt in einen Nebenort, in dem sich aber wirklich alle Gute Nacht sagen, fanden wir einen Burgerladen gegenüber dem Platz, auf dem wir uns zuvor die ganze Zeit schon aufgehalten hatten (hätten wir auch gleich haben können). Das besondere war, obwohl erst 14 Uhr gab es Live-Musik und dazu noch sehr leckere Burger. Anschließend ging es für uns einmal quer auf die andere Seite der Nordinsel. Da wir kurz vor Rawene immer noch zu früh dran waren, suchten wir zunächst noch einen Weg an den 90-Mile-Beach. Nach vielleicht 10 Minuten Autofahrt zeigte sich eine riesige Sanddüne am Horizont und kurz danach türkisfarbenes Wasser; es war der Hokianga Harbour. Wir fuhren bis fast an die Spitze und wanderten dann noch kurz bis zum einem Lookout-Punkt. Also, wenn man denkt, jetzt hat man in Neuseeland aber alles schöne gesehen, dann kommt noch sowas, was für schöne Farbspiele. Danach war es Zeit für unser vorletztes Bed&Breakfast, wir wohnten bei einer ehemaligen Rechtsanwältin. Auch hier, keine Enttäuschung, sehr geschmackvoll eingerichtet, mit Terrasse zum Wasser und damit Blick auf den Sonnenuntergang. Aufgrund unser Burgervöllerei vom Nachmittag und einem durch die Paddeltour vom Vortrag heftigen Muskelkater im gesamten Rücken, klang der Abend sehr ruhig aus.

In der Region Hokianga gab es noch ein letztes ‚Must Do‘ für uns, Kauri-Bäume. Noch vor ca. 150 Jahren gab es in Neuseeland unzählige dieser Baumriesen, aber, aufgrund ihres guten Holzes fielen über 90% der Axt zum Opfer. Heute befinden sich fast 75% der noch verbliebenen Bäume in eben der Region, in der wir uns gerade befanden und leider sind auch diese durch einen von Touristen eingeschleppten Parasiten bedroht. Wir fuhren also in den Waipoua Forest. Am Halt Nr. 1 war es nur ein kurzer Weg bis zum Tane Mahute, dem ‚lord of the forest‘, nachdem man eine Schuhreinigungsstation passieren muss (reinigen und desinfizieren). Es ist Neuseelands größter Kauri, mit 51,5 m Höhe und einem Stammumfang von 13,8 m. Man muss sich das so vorstellen, man läuft diesen Weg entlang, sieht eine kleine Gruppe von Leuten stehen, wenn den Blick auch nach links und ruft laut aus: ‚heiliges Blechle‘; denn man steht vor einer Wand aus Baumstamm. Wenn man noch nie Bäume solcher Dimensionen gesehen hat, sehr beeindruckend (auf dem Foto unten steht Ronald ca. 10 Meter vor dem Baum auf einer Bank). Danach ging es weiter zum 2. Halt, der eigentlich Wanderwege zu 3 großen Bäumen bietet. Leider sind aufgrund des Parasiten die Zugänge zu 2 Bäumen, bzw. Baumgruppen zur Zeit gesperrt, aber immerhin der halbstündige Weg zum zweitgrößten Kauri, dem Te Matua Ngahere, oder auch ‚father of the forest‘ war geöffnet. Auf dem Weg dorthin passiert man bereits einige schon beeindruckende Jungbäume, um dann am Ziel ein weiteres Mal vor einem Koloss von Baum zu stehen. Anschließend fuhren wir noch zum Trounson Kauri Park. Hier führt ein 45minüter Rundweg durch einen ganzen Wald voller kleinerer Kauri. Gleich zu Beginn flog genau vor unserer Nase ein sehr schöner Papagei vorbei, aber leider haben wir ihn nicht wieder gefunden. Außerdem leben dort Kiwis, für wen es passt, lohnt sich vielleicht eine Übernachtung auf dem dortigen Campingplatz. Danach traten wir den Rückweg an, unterwegs gab es in der Nähe der Sanddünen noch einen Mittagshalt und ich habe mir noch mal Austern schmecken lassen. Spaßenshalber habe ich mal auf die Speisekarte eines Münchner Restaurants geschaut, welches Austern anbietet…oha, im Schnitt 50 EUR für 6 Stück, hier bekommt man sie für 12 – 20 Dollar, also, zwischen 7 und 12 EUR. Bevor wir in unsere Unterkunft zurück fuhren, wollten wir noch einen Blick auf unseren eigentlichen Ort Rawene werfen. Viel gab es nicht zu sehen, ein paar hübsche Holzhäuschen und das war es. Wir wollten eigentlich noch ins Café, aber erst war überhaupt niemand da und dann wurde uns erklärt, dass man eigentlich schon zu hat und Wechselgeld ist auch keins da…dann eben keinen Umsatz mit uns. Morgen geht es zurück nach Auckland, unserer letzten Station.