2019
Auckland
Und nun der letzte Beitrag aus Neuseeland. Unsere letzte Etappe bis nach Auckland hatte es nochmal ganz schön in sich mit 4 Stunden Fahrtzeit ohne Pausen. Nach einem Tankstopp kurz nachdem wir losgefahren waren bekam ich tatsächlich noch das putzige Vögelchen vor die Kamera, was einem im Norden ständig vor dem Auto auf der Straße herumhopst. Die Tage zuvor war ich nie schnell genug gewesen. Ich nahm das als Omen und hatte das Gefühl, heute könnte es noch mal was werden mit guten Fotos. Ich konnte Ronald davon überzeugen, einen Umweg in Kauf zu nehmen, um nochmals über die Gravelroad vom Vortag zu fahren. Hier waren mir ja sowohl ein Paar Pukekos, als auch der kleine Papagei durch die Lappen gegangen. Voller Euphorie saß ich Kamera bereit auf dem Beifahrersitz, bis das erste Auto vor uns auf die Straße bog und wir in eine Staubwolke gehüllt hinterher fuhren…na, toll. Irgendwann bog es zwar ab, aber es dauerte nicht lange und uns kam ein weiteres Fahrzeug entgegen, wodurch natürlich alles verscheucht sein musste. Wir legten uns auch nochmal auf dem Parkplatz vor dem Kauriwald auf die Lauer, aber nix. Total enttäuscht versuchten wir es dennoch weiter über jede sich anbietende einsame Straße, leider gab es nur Truthähne. Etwas frustriert fuhren wir dann doch weiter. In Auckland verpassten wir einen Abzweig, worauf uns das Navi auf einer sechsspurigen Straße einen U-Turn vorschlug…so landen also Autos in Seen oder U-Bahn-Stationen. In Auckland waren wir im ruhigen Stadtteil Eden-Village untergebracht, hier sieht alles sehr englisch aus und so war ich auch keineswegs überrascht, als uns eine ältere Dame mit knallrotem Lippenstift, Perlenkette, schmutzigen Knien und Gartenhandschuhen die Tür öffnete. Stil muss sein, auch, wenn man gerade den Garten umgräbt. Das letzte Zimmer hatte auch alles was das Rosamunde-Pilcher-Herz begehrt, Blumengardine, blumige Lampenschirme, kleiner Kristallleuchter, goldumrahmter Spiegel, usw. Da wir in Auckland nicht viel Zeit hatten, beschlossen wir noch am Nachmittag auf den Mt. Eden, einem alten Vulkan, zu spazieren, denn der lag gleich vor der Haustüre. Von oben hat man eine phantastische Sicht auf Auckland. Nachdem wir vom Gipfel, dem Kraterbereich, alle Fotos in der Tasche hatten, nahmen wir einen anderen Weg zurück. Wir kamen an einem Café vorbei, neben dem ein weiteres Plateau sichtbar war. Ronald bestand darauf, dass wir da auch noch mal hochliefen und ich werde ihm dafür ewig dankbar sein. Wir waren nur einige Schritte weit gegangen, als ein Papagei an uns vorbeiflog. Beim Versuch ihn zu finden, entdeckten wir einen zweiten in einem Baum und danach einen im Gras. Ich wollte eigentlich mit meiner Kamera noch ein wenig weiter laufen, als ich meinen Augen nicht traute. Auf dem Plateau waren nur wenige Wege etwas gemäht worden, im restlichen höheren Gras saßen eine Menge Papageien, ebenso wie in den Büschen. Ich knipste was das Zeug hielt, das gute Gefühl hatte am Ende also Recht behalten. Glücklich stiegen wir wieder herunter und suchten uns ein Restaurant, es gab trockenes Steak, das beim Kauen immer mehr wurde. Aber, immerhin, die Beilagen waren gut ;-).
An unserem vollen Tag in Auckland wollten wir natürlich die City erkunden. Nach einer ausführlichen Beratung durch unsere Gastgeber am Frühstückstisch entschieden wir uns für das, was wir auch jedem München-Touristen empfehlen würden, den HopOn-HopOff-Bus. Nicht nur, dass er unweit unseres B&B eine Haltestelle der großen Runde hatte, er war auch preiswerter als in München und beinhaltete auch ein Hin- und Rück-Ticket für die Fähre nach Devonport. Da wir erst die zweite Haltestelle der großen Runde waren, kurvten wir erst mal durch den Süden von Auckland. Vor dem Zoo stapfte ein Pukeko über die Wiese…ähh, was macht der hier? An der Haltestelle Zoo zwei weitere Pukekos. Ich versuchte aus dem Fenster heraus zu fotografieren, was mir misslang. Auf dem Weg zum Verkehrsmuseum, weitere von den Vögeln. Wir entschieden auszusteigen und mit dem nächsten Bus weiter zu fahren. In dem Park zwischen Zoo und Museum war alles voll von Pukekos (auch mit Küken), Enten, Gänsen, Kaninchen und Schwänen. Tja, hier scheint es ja auch die Tiere in die Großstand zu ziehen...fragt aber nicht, wie es an manchen Stellen in dem Park gerochen hat. Nachdem uns der Bus in der Innenstadt abgesetzt hatte, stellten wir schnell fest, dass Auckland zur Zeit mehr eine riesige Baustelle als besonders schön ist. So verdrückten wir uns auch gleich nach den obligatorischen Nahaufnahmen des Skytowers in Richtung Hafen. Wir hatten Glück, die Fähre 12:30 Uhr hatte Verspätung, sonst hätten wir eine Stunde warten müssen. Devonport bietet eine nette Straße mit Geschäften und Restaurants, den einfach zu besteigenden Mt. Victoria (wieder Vulkan) und eine gute Sicht auf Auckland von der anderen Seite. Wir haben erstmal eine Mittagspause eingelegt, denn es kam langsam ein Hüngerchen auf. Ich bestellte mir noch mal die großen grünen Muscheln mit der leckeren Knoblauch-Weißwein-Soße, Ronald wollte eine kleine Portion Nachos. Da die Neuseeländer beim Essen keine halben Sachen machen, bestand Ronalds Essen aus einer Schicht Nachos, einer Schicht Hackfleischsoße, einer Schicht Guacamole und einer Schicht Sauerrahm. Gut gestärkt spazierten wir also noch auf den Mt. Victoria und bestaunten die Aussicht. Danach ging es auch schon zurück zur Fähre, denn die große Busrunde wird nur bis zum Nachmittag bedient, danach nur noch die Citylinie. Alles lief gut, bis wir kurz vor dem Hafen in Auckland irgendwie komisch herumgurkten. Irgendwann meldete sich der Captain und teilte uns mit, dass sich leider ein anderes Boot an seinem Pier befindet und er kann niemanden erreichen, damit es wegfährt…da soll sich noch mal einer über die Bahn beschweren. Aufgrund der Verspätung konnten wir dem letzten Bus der großen Runde nur noch hinterherwinken. An der Haltestelle stand ein wahnsinnig motivierter junger Mann des Busunternehmens, der uns sein volles Mitgefühl ausdrückte, uns ständig auf dem laufenden hielt, wann der nächste Citybus kommt und uns zum Abschied auch noch hinterherwinkte. Das nennen wir mal Arbeitseinsatz. Wir hatten im übrigen beschlossen, die Citylinie bis zum großen Museum zu nehmen und dann zu schauen, ob man eventuell zu Fuß weiter kommt. Wir verstanden dann auch, warum die große Linie nicht den ganzen Tag bedient wird, denn im Bus herrschte gähnende Leere. Wir waren die letzten, die drin saßen und der Busfahrer machte sich große Sorgen, wie wir denn vom Museum wieder wegkämen. Wir versicherten ihm ganz in der Nähe zu wohnen und er wirkte wirklich erleichtert. Ist das nicht schön, so nette Menschen. Es war auch tatsächlich ganz einfach, denn eine lange Straße verbindet das Museum mit dem Mt. Eden und so waren wir nach 45 Minuten Fußmarsch wieder in unserer Unterkunft. Später suchten wir noch ein letztes Mal ein Restaurant und fanden eines, in dem es – Yippie – frische Austern gab.
Inzwischen sind alle Koffer und Taschen sortiert, wir sind theoretisch bereit für einen 11 Stunden Flug bis Singapur und einen weiteren 13 Stunden Flug bis München. Praktisch würden wir natürlich viel lieber hier bleiben, im nun warmen, sonnigen Neuseeland mit der wunderschönen Flora und Fauna, den nie langweilig werdenden Landschaften und den unglaublich freundlichen Menschen. Wir möchten auch noch mal mit einem Gerücht aufräumen, in Neuseeland sei alles so furchtbar teuer. Fanden wir nicht. Natürlich haben wir viel Geld fürs Tanken ausgegeben, aber bei über 6000 km in 6 Wochen, verbunden mit hügeliger Landschaft, nicht wirklich überraschend. Essen gehen ist hier nicht teurer als in München, was tatsächlich teuer ist, ist Alkohol, welcher im Übrigen auch in nicht wenigen kleinen Städten verboten ist. Ansonsten gibt es jedem Restaurant kostenloses Tafelwasser und zwar so viel, wie man möchte. Obst und Gemüse im Supermarkt ist sehr viel preiswerter als in Deutschland (wir haben noch nie so günstigen und trotzdem guten Spargel gekauft), das neuseeländische Rindfleisch kostet weniger und hat eine sehr gute Qualität. Teuer wird es dann, wenn man nicht auf die heimischen Lebensmittel verzichten kann und importierten Käse o.ä. kauft. Außerdem ist in Neuseeland Bio nicht teurer und im Kosmetik- oder Haushaltsbereich sogar das Überwiegende. Was uns sehr zum Nachdenken gebracht hat, waren die vielen Familien, die wir kennen gelernt haben, die sich große Sorgen um ihre Wasservorräte im Sommer machen müssen. In den ländlichen Gegenden wird überwiegend Regenwasser aufbereitet, kein Regen, kein Wasser und vor allem im Norden wird es immer trockener.