Berichte von 12/2023

15Dezember
2023

Valparaíso und Umgebung

Leider geht es nun schon zur letzten Station unserer Reise, Valparaíso. Vorab muss ich aber eine Lanze für das Fliegen in Chile brechen. Unsere Erfahrungen waren ausnahmslos positiv, ganz besonders toll fanden wir die wirklich sehr schnelle Gepäckrückgabe. Maximale Wartezeit am Gepäckband, 5 Minuten. Wir landen wieder in Santiago und werden nach Valparaíso gefahren. Wir sind im Hotel Casa Galos, ein sehr schönes Hotel am Cerro Alegre. Unser Zimmer sowie das Badezimmer sind riesig und wir haben einen wunderbaren Blick über die Stadt. Auf der Dachterrasse des Hotels ist die Aussicht noch besser. Da es bereits nach 20 Uhr ist, fragen wir an der Rezeption nach einem Restaurant und sind überrascht, als sich der Rezeptionist seine Schlüssel schnappt und uns kurzer Hand zu einem Restaurant ganz in der Nähe bringt. Das Restaurant findet man nicht auf Google Maps, aber es gibt sehr gutes Essen. Ich nehme natürlich wieder Muscheln, was sonst. 

Für den ersten Tag in Valparaíso steht eine Stadtbesichtigung an. Bruno, unser Guide holt uns bei dichter Bewölkung und Nieselregen ab und es geht erst einmal nach unten. Immer schön vorsichtig, denn die Straßenhunde hinterlassen so einiges auf den Fußwegen. Wir gehen zu einem der Aufzüge und fahren in die Unterstadt. Unser Aufzug ist noch nicht überholt, alles ist ganz alt und funktioniert mit Zahnrädern, Hebeln und Pedalen. Bruno erklärt uns, dass wir jetzt erstmal zum Fischmarkt mit dem Bus fahren. Busfahren funktioniert in Valparaíso ungefähr so, man stellt sich an die Haltestelle und beobachtet aufmerksam die ständigen Busse. Wenn der eigene dabei ist, kurz winken und dann zügig einsteigen. Gefahren wird auch bei offener Tür, einen Fahrplan gibt es nicht. Manchmal sieht man Männer mit Listen auf der Straße, die notieren die Busse. Anschließend geben sie dem Fahrer einen Hinweis, wie weit er hinter dem letzten Bus seiner Linie ist. Damit kann dieser einschätzen, ob er besser noch etwas warten sollte, weil er sonst keine Fahrgäste abbekommt. Die Männer mit den Listen bekommen von den Fahrern ein paar Münzen, das ist ihr Verdienst. Wir springen also schon bald in einen Bus und fahren fast bis in den Nachbarort Viña del Mar. Der Ausflug zum Fischmarkt lohnt sich, zunächst empfangen uns wie üblich zahlreiche Möwen, dann sehen wir Pelikane auf einem Dach. Nach einigen Fotos fragt uns Bruno schmunzeln, warum wir nicht den da drüben auch fotografieren. "Da drüben" befand sich ein enormer Seelöwe vor einem Filetierstand und wartete darauf, dass ihm der Filetierer die Reste zuwirft. Wir gehen um die Ecke und unsere Augen werden groß, alles voller Seelöwen, Möwen und Pelikane. Mist, ich habe die Kamera im Hotel gelassen, damit war nun wirklich nicht zu rechnen. Wir fotografieren was das Zeug hält, bis es hinter uns schnauft, ein weiteres riesiges Männchen robbt auf uns zu und wir sehen zu, dass wir wegkommen. Danach führt uns Bruno über den Markt (mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen) und anschließend zu weiteren Filetierständen. Wer nicht weiß, was das ist, die Leute kaufen ihren Fisch auf den Markt und bringen ihn dann direkt zum Filetieren. Wofür wir eine Ewigkeit brauchen, machen die Männer und Frauen hier in einer Minute. Genau davor sitzen wieder Pelikane, zum anfassen nah. Wir blicken über die Kaimauer und sehen noch mehr Seelöwen. Bruno schätzt die Herde auf 40 bis 50 Tiere. Auf diesem Fischmarkt gibt es keine stinkenden Fischreste, alles wird sofort von dem ein oder anderen gefressen. Wir fahren zuück in die Stadt und entscheiden uns ersteimal Mittag essen zu gehen. Bruno führt uns in eine Hafenkneipe, in der sie sehr leckere Empanadas selbst machen. Wir nehmen einmal Muscheln und einmal Krabben mit Käse...mmmhh. Nach dem Mittag essen sind alle Wolken weg und wir gehen wieder zu einem Aufzug. Diesmal ein bereits renovierter, der mit Motoren funktioniert. Wir bekommen einen guten Restauranttipp und schauen uns nun das berühmte bunte Valparaíso mit seinen Wand- und Treppenbildern an. Bei all der künsterlichen Schönheit darf man nie vergessen, die Stadt ist arm und die Kriminalitätsräte erhöht. Bruno erklärt uns, welche Stadtviertel wir keinesfalls betreten sollen und am besten am Abend noch bei Tageslicht zurück im Hotel ankommen.

An unserem letzten vollen Tag in Chile unternehmen wir noch eine Tour ins Umland. Es geht ins Weinanbaugebiet Casablanca und später noch ins Fischerdorf Qintay. Wir sind mit Michael unterwegs, der uns einige Weingüter zeigen möchte. Auf dem Weg zu seinem ersten geplanten Gut, entdeckt er, dass ein seit der Pandemie geschlossenes Gut die Tore wieder eröffnet hat. Wir steuern ersteinmal dort hinein, in die Vinedos Emiliana. Wir dürfen einen guten Weißwein verkosten, aber mein Blick fällt auf das Ginregal. Ich entscheide mich am Ende für einen preisgekrönten Gin mit Kräutern aus Patagonien. Danach geht es zum Weingut Indomita. Leider wurde hier alles touristische geschlossen und nur noch Wein produziert. Dafür darf man aber einfach mal einen Blick in die Produktion werfen. Zum Schluss geht es noch auf ein experimentierfreudiges Gut, der Wein schmeckt uns allerdings nicht. Wir fahren nun nach Qintay, das "Schloss Neuschwanstein" der Region. Am Wochende pilgern tausende Einwohner aus Santiago hierher ans Meer, damit ist das Örtchen samt Strand aber auch restlos voll. Da heute Freitag ist, ist es nicht ganz so voll und wir finden schnell einen Platz zum Mittagessen. Ich nehme zum letzten Mal Muscheln, Jakobsmuscheln mit Käse überbacken, lecker. Danach geht es zurück und Michael fährt mit uns von oben in die Stadt hinein, d.h., wir fahren durch das Viertel der Ärmsten und es sieht wirklich aus wie in einem Slum, hier haben auch nicht alle Strom oder fließendes Wasser. 

Damit endet unsere Reise durch dieses wunderschöne Land mit seinen zahlreichen Naturgewalten. 

12Dezember
2023

Der Norden - San Pedro de Atacama

Wir verlassen Pucón ohne einen weiteren Blick auf den Vulkan, denn es ist dicht bewölkt. Unser Fahrer, der uns zum Flughafen bringt, versucht uns mit ein paar Brocken Englisch sowie Händen und Füßen noch einiges über Chile zu erzählen. U.a., dass die Menschen im Norden nicht so nett sind wie hier... aha. Wir sind total gespannt, denn bisher waren fast alle unsere bisherigen Guides schon mal in San Pedro und fanden die Stadt total toll. Wir fliegen nach Calama und fahren von dort aus weiter mit einem kleinen Shuttlebus nach San Pedro, es ist irre heiß und ich merke schon auf der Fahrt ganz leicht, dass San Pedro nicht nur auf 2.400 m liegt, sondern auch nur 10% Luftfeuchtigkeit hat. Wir sind die nächsten 4 Nächte im Hotel Desertica, ein Traum. Eine eigene Oase in der Wüstenstadt und jeder hat sein eigenes kleines Häuschen. Wasser gibt es umsonst rund um die Uhr, wir bekommen Trinkflaschen zum ausleihen und es gibt dunkle Tücher und Bürsten für den Sand.

An unserem ersten Tag stehen 2 Ausflüge an, am Morgen geht es ins Regenbogental und am Nachmittag ins Mondtal. Unser Guide am Morgen kennt sich sehr gut mit Geologie aus, ist ansonsten aber eher unaufmerksam. Das Regenbogental liegt auf 3.500 m und man merkt es leicht beim Laufen. Wir sehen dort Lamas und Esel und sehr schöne farbige Gesteingebilde. Danach geht es noch zu einer Kulturstätte mit Höhlenmalerei. Neben Lamas und Füchsen wurde hier auch eine Affe in den Felsen gezeichnet. Man geht davon aus, dass dies von Zugegzogenen aus dem Amazonasgebiet stammt. Ja genau, solche Theorien hören wir in den nächsten Tagen noch öfter. Am Nachmittag besichtigen wir noch das Mondtal, es ist irre heiß. Das Mondtal heißt übrigens Mondtal, weil es ab und zu weiß wird. Wir haben Glück, bei uns gibt es eine weiße Schicht. Es handelt sich hier um Salz, welches sich nach Regenfällen am Boden absetzt. In einigen Wochen, wird das Salz durch den Wind komplett weggeweht sein, dann sieht dort alles eher aus wie eine Marslandschaft (im Übrigen hatte man hier auch den Marsrover getestet). Wir erklimmen im Tal auch eine Düne, was sich angesichts der Höhe als ganz schön anstrengend erweist. Hierbei kommen uns auch ein paar Mal heftige Sandwinde entgegen, spätestens, wenn der Guide "Turn around" brüllt, sollte man sich dann ganz schnell umdrehen und die Augen schließen.

Für den zweiten Tag steht eine Ganztagestour an und es geht rauf auf 4.300 m. Unser Guide Felipe ist Guide aus Leidenschaft und wir erleben einen der besten Ausflüge überhaupt. Gleich zu Beginn gibt es wichtige Hinweise zum Trinken (nur kleine Schlucke aller 30 Minuten, damit der Körper das Wasser auch verarbeitet) und auch die Bitte sich sofort bei ersten Anzeichen einer Höhenkrankheit zu melden. Wir starten unseren Ausflug mit Frühstück bei einem kleinen Canjon, Felipe hat sogar eine elektrische Herdplatte dabei und macht Rühreier, ein Traum. Danach geht es in ein Flamingoreservat. Wir sind total geflasht, die Farben der Natur sind irre, hunderte Flamingos tummeln sich rechts und links des Weges in den Salzseen. Die Sonne brennt aber schon ordentlich. 100 Fotos später starten wir auf die Hochebene des Altiplano, ich warte gespannt und merke erst mal nichts. Erst als wir auf 4.300 m aus unseren kleinen Bus aussteigen wird einem doch etwas schummrig. Felipe gibt wertvolle Tipps, z.B., dass man am Besten beim Auftreten mit dem linken Fuß einatmet, das entlastet das Herz. Und immer alles sehr langsam machen. Wir sind bei zwei komplett blauen Seen, dem Miscanti und dem Menjiques, am Ufer stehen einiges Vicunjas (das sind wilde Lamas, die aber nur in Höhen über 4000 m leben). Nach diesen beiden Seen gibt es Mittagessen, einige Mitreisende sind der Meinung, das sei das beste Essen, dass sie bisher in San Pedro bekommen haben. Felipe hat in großen Gläsern Salat mit Hühnchen abgefüllt, dazu gibt es Reis zum Auffüllen sowie Salz, Honig-Senf-Soße und Zitrone zum würzen. Schmeckt wirklich sehr gut, zum Nachtisch noch frisches Obst. Nach dem Essen geht es weiter zu den Piedras Rojas. Bei den Piedras Rojas erwartet uns wieder eine atemraubende Landschaft mit blassblauem Wasser und roten Felsen. Felipe pflückt uns am Wegesrand ein Kraut, das sollen wir zereiben und den Geruch inhalieren, hilft gegen Höhenkrankheit. Nach den Piedras Rojas fahren wir langsam zurück. Wir haben am Abend etwas Stress, denn am nächsten Morgen müssen wir 3:45 Uhr aufstehen - ich kann natürlich gar nicht schlafen. 

Total müde werden wir am nächsten Morgen gegen 4:30 Uhr abgeholt, es geht heute bis auf 4.500 m rauf. Zunächst geht es zu den Geysiren el Tatio, dem drittgrößten Geysirfelf der Erde. Hier erleben wir einen tollen Sonnenaufgang zwischen zischenden Geysiren. Leider ist es heute nicht so richtig eiskalt und die Geysire bleiben eher klein. Auf dieser Höhe fallen die Temperaturen in der Nacht schon mal auf -15 Grad. Danach gibt es Frühstück (wieder mit Rührei) und dann fahren wir noch auf einen Aussichtspunkt. Auf der Rückfahrt halten wir nochmal an einem Feuchtgebiet - ja, das gibt es hier und wird komplett von unten gespeist. Zunächst sehen wir einige Enten und andere kleinere Vögel und später nocheinmal Flamingos. Da wir bereits gegen Mittag von unserer Tour zurück sind, haben wir ausreichend Zeit am Nachmittag noch ein Eis zu essen, Pisco Sour - Eis. Es ist sehr lecker, aber der Preis für die Kugel auch gewaltig, 3000 Peso, also etwas mehr als 3 EUR. Auch wenn die Umgebung von San Pedro einiges zu bieten hat, ich bin froh, dass wir diesen heißen, trockenen und staubigen Ort am nächsten Tag wieder verlassen. 

08Dezember
2023

Der kleine Süden - Vulkane und Seen

Wir arbeiten uns nun langsam in nördliche Richung und fliegen zunächst nach Puerto Montt und von dort aus geht es gleich per Transfer nach Puerto Varas. Heute ist es leider stärker bewölkt, aber unser Fahrer zeigt uns dennoch, wo wir uns den Blick auf die beiden großen Vulkane vorstellen können. Wir sind im Hotel Cabaña del Lago, also direkt am See. Vom Hotel hatten wir uns irgendwie etwas mehr versprochen, es ist dann doch eher altehrwürdig. Das Zimmer ist zwar sauber, aber vieles klappert oder klemmt. Immerhin, das Hotel hat eine gute Bar und ein gutes Restaurant und bietet am Freitagabend Karaoke und am Samstag einen chilenischen Sänger. 

Unsere erste Tour führt uns auf die mystische Insel Chiloé und wir haben eine sehr engagierte Reiseleiterin "Comandante Nelli". Der Weg auf die Insel dauert etwas länger, es gibt nur die Fähre, die scheint aber sehr regelmäßig zu fahren, wir kommen sofort auf eine drauf und die legt auch nach 5 Minuten ab. Nelli möchte uns zum Mittag nicht in irgendein riesiges Touristenrestaurant schleppen, sondern hat ein Mittagessen bei einer Familie organisiert und damit zum Mittag alles frisch gekocht ist, müssen wir schon zu Beginn der Tour angeben, was wir essen möchten. Wir entscheiden uns beide für "Lachspizza", aber dazu später mehr. Unser erster größerer Halt ist der Ort Dalcahue, wir dürfen uns hier frei bewegen und schlendern die Strandpromenade entlang. Wir wurden vor dem Aussteigen nochmals ermahnt, ja nichts zu essen, nicht, dass wir dann das Mittagessen nicht schaffen...wäre ja schade. Nach zahlreichen Fotos von bunten Booten und den ersten Häusern auf Pfählen geht es dann auch schon den Hügel hinauf zur Familie. Wir müssen uns etwas beeilen, denn Nelli hat erfahren, dass heute noch eine weitere kleine Reisegruppe dort essen wird und wir sollen doch bitte die ersten sein. Auf dem Gut wohnt die ganze Familie in verschiedenen Häusern zusammen und der Hausherr kocht aus Leidenschaft. Vom Gut aus hat man eine sehr schönen Blick über den Ort. Wir sind froh, dass wir wirklich nichts gegessen haben, denn es gibt Vorab nicht nur Brot und Salat, sondern auch Muscheln und Hühnersuppe. Neben uns sitzt eine junge Engländerin mit der wir gut ins Gespräch kommen. Auch sie ist seit einigen Monaten in Chile und macht ein Praktikum in einer Kita. Dann kommt unsere "Pizza". Wie auch der Hotdog scheint der Begriff großzügig auslegbar, das haben wir jedenfalls nicht erwartet. Unsere Pizza entpuppt sich als Lachsstück, darauf Wurstscheiben (ja genau, Wurstscheiben), darauf Tomaten und dann Käse. Dazu gibts Kartoffeln. Ebenfalls im Mittagessen enthalten ist Wein ohne Limit, so schnell, wie das Glas wieder aufgefüllt wird, kann man gar nicht schauen. Das "No gracia", dass ich irgendwann doch entgegne, wird mit einem zweifelnden Kopfschütteln entgegen genommen. Nach dem Essen geht es weiter nach Castro, dort hat Nelli ein Boot für uns organisiert, von dem aus wir die schönen Pfahlbauten gut betrachten können. Danach geht es auch schon zurück, da der Weg wieder mehrere Stunden in Anspruch nimmt. Zur Entschädigung für die lange Sitzerei im Bus empfängt uns Puerto Varas mit Blick auf den Vulkan, die Wolken haben sich endlich verzogen. 

Am zweiten Tag unternehmen wir einen ebenfalls langen Ausflug, aber wir vermissen Nelli. Unser heutiger Reiseleiter ist leider extrem schwer zu verstehen, ein nettes portugiesisches Pärchen aus unserem Hotel hilft uns etwas, aber wir sind nicht die einzigen, die ihn nicht so richtig verstehen. Wir fahren zunächst zu den Saltos del Rio Petrohue. Hier ist aber alles sehr stressig, wir haben kaum Zeit und schaffen es nur zu den Wasserfällen, die um diese Uhrzeit noch recht schattig liegen. Für die restlichen Wege haben wir keine Zeit, wir müssen weiter. Gerade als ich zum Ausgang raus will, steht ein Fuchs vor mir und lässt sich auch bereitwillig fotografieren. Nach dem Park geht es auf ein größeres Schiff, mit dem wir bei bestem Wetter den Lago Todos los Santos entlang fahren. Wir haben eine gute Sicht auf den Vulkan Osorno und weitere Vulkane. Nach zwei Stunden legen wir in Peulla an, einem winzig kleinen aber malerisch gelegenen Ort am Ende der Welt. Ich bin aber die ganze Zeit mit mulmigen Gefühl unterwegs, da unser Guide irgendwas von Pässen erzählt. Unsere liegen aber sicher im Hotelsafe, wir haben nur Kopien dabei. Er hält das für ein Riesenproblem, und nuschelt was von Polizei. Mit der gab es dann übrigens keine Probleme, es stellte sich irgendwann heraus, dass nur die Reisenden einen Originalpass brauchen, die im Ort übernachten möchten. Machen wir ja nicht, er nuschelt bei der Rückfahrt auch eine Entschuldigung für die Verwirrung. Im Ort gibt es wohl irgendwelche Aktivitäten, wir haben keinen Plan, unser Guide überlässt uns uns selbst. Wir schauen neidisch auf die amerikanische Gruppe, für die bereits OffRoadbusse bereit stehen, hier hat sich der Guide gekümmert - wie schon geschrieben, wir vermissen Nelli. Am Ende essen wir vor Ort entspannt Mittag, unternehmen eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall und legen uns in die Sonne. Caspar David Friedrich hätte dieses Fleckchen Erde nicht besser malen können. Zurück geht es wie wir gekommen sind, auf der Speicherkarte der Kamera landen weitere 50 Fotos von den Vulkanen. Am Abend tritt dann Sebastian Montero im Hotel auf, wir finden ihn super. 

An unserem dritten Tag soll es endlich auf den Osorno gehen. Zuvor nehmen wir aber den gleichen Weg wie am Vortag. Nochmal die Wasserfälle, nochmal der See, aber alles viel entspannter. Wir haben Zeit die Wege im Park abzulaufen und die Sonne zu genießen. Und wieder läuft uns ein Fuchs vor die Füße. Auf dem See diesmal nur eine kleine Runde mit offenem Verdeck. Mittagessen gibts heute in einer Art Kantine, Qualität so la la, dafür geht es zur Hintertür aber direkt an den Seestrand, wunderschön. Nach dem Mittag geht es endlich zum Osorno, gleich vorab, wir hatten uns das anders vorgestellt. Die beiden Skilifte fahren derart langsam, dass es je 30 Minuten dauert, um nach oben und wieder nach unten zu kommen. D.h., wir haben oben nur ganz wenig Zeit zum Herumlaufen, was wir total schade finden. Anschließend geht es zurück nach Puerto Varas. 

Für den nächsten Tag steht eine 5stündige Busfahrt nach Pucón, unserem nächsten Ort an, wir sind total begeistert. Für unsere Koffer bekommen wir einen Gepäckzettel und unsere Sitze im Bus sind ein Traum. Man kann sie theoretisch zu Betten umklappen, wir nehmen aber nur die halbliegende Position mit Fußteil usw. Der Bus hat ein richtiges Klo mit Fenster, in unserem Abteil laufen amerikanische Spielfilme mit spanischen Untertiteln. Es gibt einen richtigen Begleiter, der alle halbe Stunde nach dem Rechten schaut und auch Bescheid gibt, wer wann aussteigen muss (steht alles auf seiner Liste). So komfortabel sind wir noch nie gefahren. Zur Mittagszeit steigt zunächst ein Sandwichverkäufer zu, später halten wir mitten auf einer Schnellfahrstrasse. In der Mitte zwischen den Leitplanken steht eine ältere Dame, von der unser Busbegleiter einen Korb mit Kuchen abkauft, den gibts dann auch im Bus...einfach irre. In Pucón übernachten wir im Aldea Naukana, was uns sehr gut gefällt. Unser Blick vom Bett aus geht direkt auf den Vulkan Villarica, alles ist aus Holz, bzw. mit natürlichen Materialien. Das ganze Hotel duftet nach Spa, es gibt eine kleine Sauna und ein Hot Tub. 

Unser erster Ausflug in Pucón geht in den Nationalpark Huerquehue. Wir haben quasi eine Privattour mit Pablo und seiner Freundin. Pablo macht keine Gruppentouren mehr, finden wir klasse. Wir laufen im Park eine 14km - Runde zu einigen Seen und erfahren, dass wir am nächsten Tag mit Pablo auch die Vulkanbesteigung machen. Pablo freut sich, dass wir die heutige Tour überstanden haben, ohne umzufallen und ist zuversichtlich für den nächsten Tag. Wir schätzen im Park mal wieder die Arbeit des DAV in Deutschland wert, denn obwohl wir uns in einem Nationalpark mit Eintritt befinden, gemacht ist da nix. Wenn ein Baum umgefallen ist, muss man da eben drüber, den räumt da keiner weg. Wir erfahren auch, die hübsch aussehenden blauen Brummer dürfen wir erschlagen, es sind Wespen und man nennt sie auch Horsekiller. Sie sind sehr aggressiv und die Stiche sollen höllisch schmerzen. Am Abend haben wir klare Sicht auf den Vulkan und verstehen nun vollends, warum er zur Zeit nicht bis zum Krater bestiegen werden darf. Nicht nur, dass er ohnehin die ganze Zeit Rauch ausbläst, nein, nachts sieht man ihn auch glühen. Gegen 22 Uhr passiert dann auch noch das Unglaubliche, es gibt einen kleinen Knall und danach ist zumindest unser Stadtviertel dunkel (den Rest können wir von unseren Fenstern aus nicht sehen). Zwischendurch war der Strom mal kurz wieder da, aber scheinbar nicht sehr lange.

Der nächste Morgen startet also mit Zähneputzen mit Stirnlampe, Strom gibts um 5:30 Uhr noch keinen. Pablo steht pünktlich 6:30 Uhr draußen und in dem Moment geht auch der Strom wieder an. Wir fahren zunächst in seinen Laden und werden komplett ausgestattet. Wir bekommen einen größeren Rucksack, einen kleinen Plastikschlitten, einen Schutz für den Hintern, eine wasserdichte Hose, dicke Handschuhe, einen Helm, Steigeisen, Eispickel und für Ronald auch steigeisenfeste Schuhe. Meine Wanderstiefel werden für akzeptabel befunden, ebenso wie unsere Regenjacken. Danach geht es zum Startpunkt für den Aufstieg. Hier kontrollieren Ranger nochmals, ob wir auch ordentlich angezogen sind und alles dabei haben. Der Aufstieg ist übrigens nur mit Guide erlaubt oder man holt sich eine Erlaubnis der Behörde. Hierfür muss man aber nachweisen, dass man über alpine Erfahrung verfügt. Zu Beginn geht es noch kühl durch einen Wald, danach beginnt der Aufstieg. Pablo hält kurz an, damit wir uns von allen unnötigen Lagen befreien können, denn die Sonne brennt schon jetzt. Der 1. Teil des Aufstiegs durch Geröll und Vulkanasche ist echt mühsam, aber Pablo verspricht Erleichterung im Schnee. Wir haben Glück, der Schnee ist ausreichend weich, sodass wir auf die Steigeisen verzichten können. Der Eispickel fungiert als Wanderstock und wir brauchen ihn auch, denn mehrfach versinken wir im Schnee und dann kommt man einfach leichter wieder hoch. Nach fast 4 Stunden mit Pausen kommen wir etwas erschöpft, aber glücklich am aktuell höchst möglichen Punkt des Aufstiegs an. Ich hatte mir ehrlich gesagt, mehr Andrang vorgestellt, wäre die größere Studentengruppe nicht gewesen, es wäre wirklich so gut wie nichts losgewesen. Angeblich liegt es daran, dass die Leute die Tour nur wegen dem Kratererlebnis machen. Wir verstehen es nicht so ganz, denn auch ohne Kraterrand, die Aussicht ist grandios. Der Weg nach unten ist ein riesen Spass, jetzt kommen die wasserdichten Sachen und der Schlitten zum Einsatz, wir rutschen den Berg nach unten. Das letzte Stück durch den Schotter und den Wald geht es natürlich wieder zu Fuß. Pablo hält die ganze Zeit nach interessanten Sachen Ausschau und findet tatsäch eine Baby-Tarantula. Leider bekomme ich das Handy nicht schnell genug aus der Tasche, da ist sie auch schon weg. Glücklicherweise läuft aber keine 3 Meter weiter dann eine Teenager-Tarantula über den Weg, sehr plüschig. Wir lassen den Abend im Biergarten ausklingen, es gibt Kölsch im 0,4l Glas, eine Currywurst für Ronald und für mich ein Rindertartar, oder jedenfalls soll es sowas sein. In Chile kennt man scheinbar keinen Fleischwolf, denn mein Tartar ist einfach nur kleingeschnittenes Fleisch und dann wie Cerviche gebeizt - schmeckt aber trotzdem. 

Am dritten Tag können wir endlich mal ausschlafen und zur Mittagszeit geht es ganz entspannt in eine natürliche Therme, die Termas Geometricas. Es gibt zwei kalte Wasserfälle und ansonsten viele Pools zwischen 36 und 45 Grad. Die Becken sind zahlreich vorhanden, sodass es sich auch gut verläuft. Unsere Muskeln freuen sich über die Entspannung. Am Abend entscheiden wir uns für ein italienisches Restaurant in der Innenstadt von Pucón, war aber leider ein Fehler. Meine Kürbissuppe ist einfach mal überhaupt nicht gewürzt.