15Dezember
2023

Valparaíso und Umgebung

Leider geht es nun schon zur letzten Station unserer Reise, Valparaíso. Vorab muss ich aber eine Lanze für das Fliegen in Chile brechen. Unsere Erfahrungen waren ausnahmslos positiv, ganz besonders toll fanden wir die wirklich sehr schnelle Gepäckrückgabe. Maximale Wartezeit am Gepäckband, 5 Minuten. Wir landen wieder in Santiago und werden nach Valparaíso gefahren. Wir sind im Hotel Casa Galos, ein sehr schönes Hotel am Cerro Alegre. Unser Zimmer sowie das Badezimmer sind riesig und wir haben einen wunderbaren Blick über die Stadt. Auf der Dachterrasse des Hotels ist die Aussicht noch besser. Da es bereits nach 20 Uhr ist, fragen wir an der Rezeption nach einem Restaurant und sind überrascht, als sich der Rezeptionist seine Schlüssel schnappt und uns kurzer Hand zu einem Restaurant ganz in der Nähe bringt. Das Restaurant findet man nicht auf Google Maps, aber es gibt sehr gutes Essen. Ich nehme natürlich wieder Muscheln, was sonst. 

Für den ersten Tag in Valparaíso steht eine Stadtbesichtigung an. Bruno, unser Guide holt uns bei dichter Bewölkung und Nieselregen ab und es geht erst einmal nach unten. Immer schön vorsichtig, denn die Straßenhunde hinterlassen so einiges auf den Fußwegen. Wir gehen zu einem der Aufzüge und fahren in die Unterstadt. Unser Aufzug ist noch nicht überholt, alles ist ganz alt und funktioniert mit Zahnrädern, Hebeln und Pedalen. Bruno erklärt uns, dass wir jetzt erstmal zum Fischmarkt mit dem Bus fahren. Busfahren funktioniert in Valparaíso ungefähr so, man stellt sich an die Haltestelle und beobachtet aufmerksam die ständigen Busse. Wenn der eigene dabei ist, kurz winken und dann zügig einsteigen. Gefahren wird auch bei offener Tür, einen Fahrplan gibt es nicht. Manchmal sieht man Männer mit Listen auf der Straße, die notieren die Busse. Anschließend geben sie dem Fahrer einen Hinweis, wie weit er hinter dem letzten Bus seiner Linie ist. Damit kann dieser einschätzen, ob er besser noch etwas warten sollte, weil er sonst keine Fahrgäste abbekommt. Die Männer mit den Listen bekommen von den Fahrern ein paar Münzen, das ist ihr Verdienst. Wir springen also schon bald in einen Bus und fahren fast bis in den Nachbarort Viña del Mar. Der Ausflug zum Fischmarkt lohnt sich, zunächst empfangen uns wie üblich zahlreiche Möwen, dann sehen wir Pelikane auf einem Dach. Nach einigen Fotos fragt uns Bruno schmunzeln, warum wir nicht den da drüben auch fotografieren. "Da drüben" befand sich ein enormer Seelöwe vor einem Filetierstand und wartete darauf, dass ihm der Filetierer die Reste zuwirft. Wir gehen um die Ecke und unsere Augen werden groß, alles voller Seelöwen, Möwen und Pelikane. Mist, ich habe die Kamera im Hotel gelassen, damit war nun wirklich nicht zu rechnen. Wir fotografieren was das Zeug hält, bis es hinter uns schnauft, ein weiteres riesiges Männchen robbt auf uns zu und wir sehen zu, dass wir wegkommen. Danach führt uns Bruno über den Markt (mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen) und anschließend zu weiteren Filetierständen. Wer nicht weiß, was das ist, die Leute kaufen ihren Fisch auf den Markt und bringen ihn dann direkt zum Filetieren. Wofür wir eine Ewigkeit brauchen, machen die Männer und Frauen hier in einer Minute. Genau davor sitzen wieder Pelikane, zum anfassen nah. Wir blicken über die Kaimauer und sehen noch mehr Seelöwen. Bruno schätzt die Herde auf 40 bis 50 Tiere. Auf diesem Fischmarkt gibt es keine stinkenden Fischreste, alles wird sofort von dem ein oder anderen gefressen. Wir fahren zuück in die Stadt und entscheiden uns ersteimal Mittag essen zu gehen. Bruno führt uns in eine Hafenkneipe, in der sie sehr leckere Empanadas selbst machen. Wir nehmen einmal Muscheln und einmal Krabben mit Käse...mmmhh. Nach dem Mittag essen sind alle Wolken weg und wir gehen wieder zu einem Aufzug. Diesmal ein bereits renovierter, der mit Motoren funktioniert. Wir bekommen einen guten Restauranttipp und schauen uns nun das berühmte bunte Valparaíso mit seinen Wand- und Treppenbildern an. Bei all der künsterlichen Schönheit darf man nie vergessen, die Stadt ist arm und die Kriminalitätsräte erhöht. Bruno erklärt uns, welche Stadtviertel wir keinesfalls betreten sollen und am besten am Abend noch bei Tageslicht zurück im Hotel ankommen.

An unserem letzten vollen Tag in Chile unternehmen wir noch eine Tour ins Umland. Es geht ins Weinanbaugebiet Casablanca und später noch ins Fischerdorf Qintay. Wir sind mit Michael unterwegs, der uns einige Weingüter zeigen möchte. Auf dem Weg zu seinem ersten geplanten Gut, entdeckt er, dass ein seit der Pandemie geschlossenes Gut die Tore wieder eröffnet hat. Wir steuern ersteinmal dort hinein, in die Vinedos Emiliana. Wir dürfen einen guten Weißwein verkosten, aber mein Blick fällt auf das Ginregal. Ich entscheide mich am Ende für einen preisgekrönten Gin mit Kräutern aus Patagonien. Danach geht es zum Weingut Indomita. Leider wurde hier alles touristische geschlossen und nur noch Wein produziert. Dafür darf man aber einfach mal einen Blick in die Produktion werfen. Zum Schluss geht es noch auf ein experimentierfreudiges Gut, der Wein schmeckt uns allerdings nicht. Wir fahren nun nach Qintay, das "Schloss Neuschwanstein" der Region. Am Wochende pilgern tausende Einwohner aus Santiago hierher ans Meer, damit ist das Örtchen samt Strand aber auch restlos voll. Da heute Freitag ist, ist es nicht ganz so voll und wir finden schnell einen Platz zum Mittagessen. Ich nehme zum letzten Mal Muscheln, Jakobsmuscheln mit Käse überbacken, lecker. Danach geht es zurück und Michael fährt mit uns von oben in die Stadt hinein, d.h., wir fahren durch das Viertel der Ärmsten und es sieht wirklich aus wie in einem Slum, hier haben auch nicht alle Strom oder fließendes Wasser. 

Damit endet unsere Reise durch dieses wunderschöne Land mit seinen zahlreichen Naturgewalten.