12Dezember
2023

Der Norden - San Pedro de Atacama

Wir verlassen Pucón ohne einen weiteren Blick auf den Vulkan, denn es ist dicht bewölkt. Unser Fahrer, der uns zum Flughafen bringt, versucht uns mit ein paar Brocken Englisch sowie Händen und Füßen noch einiges über Chile zu erzählen. U.a., dass die Menschen im Norden nicht so nett sind wie hier... aha. Wir sind total gespannt, denn bisher waren fast alle unsere bisherigen Guides schon mal in San Pedro und fanden die Stadt total toll. Wir fliegen nach Calama und fahren von dort aus weiter mit einem kleinen Shuttlebus nach San Pedro, es ist irre heiß und ich merke schon auf der Fahrt ganz leicht, dass San Pedro nicht nur auf 2.400 m liegt, sondern auch nur 10% Luftfeuchtigkeit hat. Wir sind die nächsten 4 Nächte im Hotel Desertica, ein Traum. Eine eigene Oase in der Wüstenstadt und jeder hat sein eigenes kleines Häuschen. Wasser gibt es umsonst rund um die Uhr, wir bekommen Trinkflaschen zum ausleihen und es gibt dunkle Tücher und Bürsten für den Sand.

An unserem ersten Tag stehen 2 Ausflüge an, am Morgen geht es ins Regenbogental und am Nachmittag ins Mondtal. Unser Guide am Morgen kennt sich sehr gut mit Geologie aus, ist ansonsten aber eher unaufmerksam. Das Regenbogental liegt auf 3.500 m und man merkt es leicht beim Laufen. Wir sehen dort Lamas und Esel und sehr schöne farbige Gesteingebilde. Danach geht es noch zu einer Kulturstätte mit Höhlenmalerei. Neben Lamas und Füchsen wurde hier auch eine Affe in den Felsen gezeichnet. Man geht davon aus, dass dies von Zugegzogenen aus dem Amazonasgebiet stammt. Ja genau, solche Theorien hören wir in den nächsten Tagen noch öfter. Am Nachmittag besichtigen wir noch das Mondtal, es ist irre heiß. Das Mondtal heißt übrigens Mondtal, weil es ab und zu weiß wird. Wir haben Glück, bei uns gibt es eine weiße Schicht. Es handelt sich hier um Salz, welches sich nach Regenfällen am Boden absetzt. In einigen Wochen, wird das Salz durch den Wind komplett weggeweht sein, dann sieht dort alles eher aus wie eine Marslandschaft (im Übrigen hatte man hier auch den Marsrover getestet). Wir erklimmen im Tal auch eine Düne, was sich angesichts der Höhe als ganz schön anstrengend erweist. Hierbei kommen uns auch ein paar Mal heftige Sandwinde entgegen, spätestens, wenn der Guide "Turn around" brüllt, sollte man sich dann ganz schnell umdrehen und die Augen schließen.

Für den zweiten Tag steht eine Ganztagestour an und es geht rauf auf 4.300 m. Unser Guide Felipe ist Guide aus Leidenschaft und wir erleben einen der besten Ausflüge überhaupt. Gleich zu Beginn gibt es wichtige Hinweise zum Trinken (nur kleine Schlucke aller 30 Minuten, damit der Körper das Wasser auch verarbeitet) und auch die Bitte sich sofort bei ersten Anzeichen einer Höhenkrankheit zu melden. Wir starten unseren Ausflug mit Frühstück bei einem kleinen Canjon, Felipe hat sogar eine elektrische Herdplatte dabei und macht Rühreier, ein Traum. Danach geht es in ein Flamingoreservat. Wir sind total geflasht, die Farben der Natur sind irre, hunderte Flamingos tummeln sich rechts und links des Weges in den Salzseen. Die Sonne brennt aber schon ordentlich. 100 Fotos später starten wir auf die Hochebene des Altiplano, ich warte gespannt und merke erst mal nichts. Erst als wir auf 4.300 m aus unseren kleinen Bus aussteigen wird einem doch etwas schummrig. Felipe gibt wertvolle Tipps, z.B., dass man am Besten beim Auftreten mit dem linken Fuß einatmet, das entlastet das Herz. Und immer alles sehr langsam machen. Wir sind bei zwei komplett blauen Seen, dem Miscanti und dem Menjiques, am Ufer stehen einiges Vicunjas (das sind wilde Lamas, die aber nur in Höhen über 4000 m leben). Nach diesen beiden Seen gibt es Mittagessen, einige Mitreisende sind der Meinung, das sei das beste Essen, dass sie bisher in San Pedro bekommen haben. Felipe hat in großen Gläsern Salat mit Hühnchen abgefüllt, dazu gibt es Reis zum Auffüllen sowie Salz, Honig-Senf-Soße und Zitrone zum würzen. Schmeckt wirklich sehr gut, zum Nachtisch noch frisches Obst. Nach dem Essen geht es weiter zu den Piedras Rojas. Bei den Piedras Rojas erwartet uns wieder eine atemraubende Landschaft mit blassblauem Wasser und roten Felsen. Felipe pflückt uns am Wegesrand ein Kraut, das sollen wir zereiben und den Geruch inhalieren, hilft gegen Höhenkrankheit. Nach den Piedras Rojas fahren wir langsam zurück. Wir haben am Abend etwas Stress, denn am nächsten Morgen müssen wir 3:45 Uhr aufstehen - ich kann natürlich gar nicht schlafen. 

Total müde werden wir am nächsten Morgen gegen 4:30 Uhr abgeholt, es geht heute bis auf 4.500 m rauf. Zunächst geht es zu den Geysiren el Tatio, dem drittgrößten Geysirfelf der Erde. Hier erleben wir einen tollen Sonnenaufgang zwischen zischenden Geysiren. Leider ist es heute nicht so richtig eiskalt und die Geysire bleiben eher klein. Auf dieser Höhe fallen die Temperaturen in der Nacht schon mal auf -15 Grad. Danach gibt es Frühstück (wieder mit Rührei) und dann fahren wir noch auf einen Aussichtspunkt. Auf der Rückfahrt halten wir nochmal an einem Feuchtgebiet - ja, das gibt es hier und wird komplett von unten gespeist. Zunächst sehen wir einige Enten und andere kleinere Vögel und später nocheinmal Flamingos. Da wir bereits gegen Mittag von unserer Tour zurück sind, haben wir ausreichend Zeit am Nachmittag noch ein Eis zu essen, Pisco Sour - Eis. Es ist sehr lecker, aber der Preis für die Kugel auch gewaltig, 3000 Peso, also etwas mehr als 3 EUR. Auch wenn die Umgebung von San Pedro einiges zu bieten hat, ich bin froh, dass wir diesen heißen, trockenen und staubigen Ort am nächsten Tag wieder verlassen.