30November
2023

Patagonien - Nationalpark, Gletscher, Feuerland

Nach den doch recht warmen Tagen in Santiago gehts es nun weiter in den untersten Süden. Bei unserer Ankunft weht der Wind so heftig, dass die Gangway nicht benutzt werden kann... Vor uns liegen noch 3 Stunden Autofahrt nach Puerto Natales und unser Fahrer hat ordentlich zu tun, damit wir auch auf der Straße bleiben. Wir übernachten hier in der Weskar Lodge, die etwas außerhalb des Ortes liegt, dafür aber sehr schön genau am Fjord. Glücklicherweise sind wir ja in Südamerika und so ist auch gar kein Problem um 21 Uhr noch ein ordentliches Abendessen zu bekommen. Auch sonst ist die Lodge extrem flexibel, wer Bescheid gibt, kann ohne Probleme auch schon 5:45 Uhr zum Frühstück. Warum wir im Urlaub so zeitig frühstücken müssen? Weil es schon 2 Stunden dauert, um in den Nationalpark Torres del Paine zu kommen und die Touren daher recht früh starten. 

Unsere erste Tour gibt uns einen guten Blick über den Nationalpark Torres del Paine. Wir sind mit einer kleinen gut gemischten Gruppe unterwegs, von Kanadierinnen, US-Amerikanern, Dänen bis nach Australien ausgewanderten Engländern ist alles dabei. Unser Wetter ist durchwachsen, aber aus dem Staunen kommen wir dennoch nicht heraus. Es sieht alles so schön aus. Zum Mittagessen halten wir an einem wirklich schlechten auf Touristen ausgelegten Restaurant, Preis und Qualität liegen hier extrem weit auseinander. Wir haben hier etwas Zeit, da sich hinter dem Restaurant noch ein Weg befindet. Ohne wirklich zu ahnen, was uns erwartet laufen wir los. Nach einem kurzen Waldstück dann die Überraschung, ein riesiges blau schimmerndes Eisgebilde mitten auf dem Lago Grey. Außerdem steht dort noch ein Schild mit irgendeinem Ausblick in 1,5 km. Wir sind so geflasht von diesem Eisgebilde, dass wir zunächst nur langsam weiter gehen, bis Ronald hinter der nächsten Ecke noch mehr erahnt. Mit Blick auf die Uhr spurten wir los und tatsächlich, erkennt man irgendwann eine Gletscherzunge. Das letzte Wegstück zum Aussichtspunkt legen wir mit Trailrunning zurück, aber es lohnt sich, vor uns liegt der Glacier Grey. Zurück ging es ähnlich zügig und wir kommen gerade noch rechtzeitig wieder am Bus an. Zum Schluss gab es noch einen Stopp an der Cueva del Milodón, einer recht großen eiszeitlichen Höhle. 

Am zweiten Tag stand eine Bootstour auf dem Programm. Wir müssen 6:30 Uhr los, da 7 Uhr im Ort der Shuttlebus zum Ableger fährt. Aber so ein Morgenspaziergang bei kalter Luft macht auch gut wach. Unser Katamaran ist echt voll und besitzt nur einen kleinen Außenbereich. Ich ärgere mich zwischendurch auch ordentlich, da ich dachte, wir fahren gerade langsam an einem Wasserfall vorbei, dabei lagen da in der Sonne ein paar farblich gut getarnte Seelöwen. Leider bekomme ich nur noch ein paar schnelle Schnappschüsse drauf, da fahren wir auch schon weiter. Kurze Zeit später habe ich Glück, ich stehe vorne an der Reeling, während wir uns dem Cerro Balmaceda nähern und rechts von uns die Torres ganz klar und ohne Wolken auftauchen. Kurz darauf legen wir an Land an und laufen alle im Gänsemarsch zum Glacier Serrano. Wir sind glücklicherweise recht weit vorne mit dabei, denn es wird recht schnell voll am vordersten Fotopunkt. Wir sind erneut total beeindruckt von so viel schöner Natur bei herrlichem Sonnenschein. Danach geht es noch auf eine Ranch zum Mittagessen. Wir sagen es mal so, alles was vom Grill kam, war sehr gut, der Rest, nun ja, der Salat bestand ausschließlich aus zerkleinertem Eisbergsalat mit etwas Zitrone drüber. Ach ja, der Pisco Sour, der war auch sehr gut. 

An unserem dritten Tag stand die erste große Wanderung an, es ging hinauf zu den Torres, der Klassiker unter den Tagseswanderungen, 12 km Aufstieg und 12 km Abstieg. Unsere Gruppe war wieder gut gemischt, 2 Guides haben uns begleitet. Der Weg sieht in etwa so aus, 6 km Aufstieg bis zum Camp Chileno, 5 km etwas entspannteres auf und ab durch den Wald und dann 1 km Steilaufstieg. Ich war zuvor etwas skeptisch, was eine geführte Gruppenwanderung angeht, wurde aber angenehm überrascht. Die beiden Guides haben das super gemacht, immer wieder motiviert und Pausen zum Sammeln eingelegt. Die Tour wäre auch sicher so richtig schön geworden, wenn nicht ausgerechnet an dem Tag das Wetter wirklich schlecht gewesen wäre. 11 Kilometer im Regen, mal leichter, mal stärker und der letzte Anstieg dann bei Graupel und Wind. Unsere Gruppe hatte sich zwar im letzten Stück recht schnell stark verstreut, aber es waren immer genügend da, um sich weiter hoch zu motivieren. Je weiter hoch man kam, umso dichter der Wanderverkehr in beide Richtungen. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es da bei schönem Wetter zugeht. Oben angekommen begrüßte uns dann dichteres Schneegestöber und noch mehr eisiger Wind. Von den Torres war leider nichts zu sehen. Es blieb dann auch bei schnell 3 Fotos machen, einmal in die Semmel beißen und wieder runter. Unsere Guides hatten uns beim Aufstieg gut beobachtet und auch ausgefragt, wer wie viel Wandererfahrung mitbringt und Ronald, einen jungen Briten und mich dann allein abbsteigen lassen, bloß raus aus dieser Kälte. Nachdem wir uns beim Abstieg völlig durchnässt noch einen heißen Tee im Camp Chileno gegönnt hatten, kam natürlich die Sonne raus, wann auch sonst. Ganz unten wieder angekommen, entdeckten wir am Parkplatz einen Foodtruck mit "HotDogs", die wir uns natürlich auch sofort bestellt haben. Tja, HotDog scheint doch ein eher weitläufiger Begriff zu sein. Wir bekamen ein HotDog-Brötchen mit Pulled Pork, Tomaten und Majo und Senf drauf - egal, nach so einer Tour schmeckt alles. Die letzten Mitstreiter unserer Gruppe kamen tatsächlich erst 45 Minuten nach uns an, aber wir haben jeden gefeiert, der es bei den Bedingungen geschafft hat. 

Nach diesen drei erlebnisreichen Tagen ging es dann weiter nach Punta Arenas. Hier hatte ich das Hostal Kran Kreen rausgesucht, das war aber tatsächlich unsere schlechteste Unterkunft. Unser Zimmer war irre klein und hatte nur eine Dachluke, was bei Regen irgendwie doof ist. Das Essen direkt im Hostal war auch nicht so das Wahre. Dafür stand am nächsen Tag ein weiteres Highlight auf dem Plan - Feuerland. Unsere Guide, zum ersten Mal eine Frau, nutzte die Busfahrt zur Fähre, um uns schon ein bissl was über die Ureinwohner zu erzählen, die Selkˋnam. Mich hat dieser traurige Genozid schwer berührt und ich habe die Fährüberfahrt genutzt, um mehr über dieses fast vollständig ausgerottete Volk zu erfahren. Auf Feuerland selbst ging es nahezu auf direktem Weg zur Kollonie der Königspinguine. Unterwegs hatten wir aber die Gelegenheit endlich Guanacos aus der Nähe fotografieren zu können. Bei denen Pinguinen durften wir eine Stunde unzählige Fotos schießen, natürlich alles aus einiger Entferung und aus einem Beobachtungsstand heraus. Wir ließen den Abend dann im wirklich sehr guten Restaurant neben unserem Hostal ausklingen.