12Sept
2020

Eine Woche Kreta

Eigentlich wollten wir Ende April bei frühlingshaften Temperaturen nach Kreta, aber nun wurde es Anfang September bei recht konstanten 30 Grad. Vielleicht gleich zu Beginn, wie war die Reise unter Coronabedingungen - eigentlich ziemlich entspannt. Der Flug mit Lufthansa war gut organisiert, die Einreise nach Griechenland lief mit unseren QR-Codes problemlos. Heraklion haben wir nicht besucht, da dort Maskenpflicht auch im Freien galt, was wir uns bei den Temperaturen nicht antun wollten. Ansonsten verhalten sich die Griechen und auch die Touristen aber alle sehr diszipliniert. Als Unterkunft hatten wir ein Ferienhaus gemietet, daher kann ich nicht sagen, wie es einem Hotel zugegangen wäre. Insgesamt war sehr wenig los, gut für uns, aber natürlich schlecht für den Tourismus auf der Insel. 

Wir hatten bei Agni Travel die Villa Arda als Unterkunft gebucht. Das Haus liegt sehr ländlich im Nichts zwischen den Örtchen Vamos und Litsarda, wir können es aber absolut empfehlen. Sehr sauber mit eigenem kleinen Pool in einem grandiosen Garten. Neben Oliven- und Granatapfelbaum beherrschten Rosmarin, Salbei, Thymian und Oregano den Garten, was für ein wunderbarer Duft. Ein Mietwagen ist auf Kreta empfehlenswert, am besten auch mit Vollkasko. Es kam nicht selten vor, dass wir in engen Dorfgassen in Richtung Gebüsch ausweichen mussten. Bis auf einen Tag waren wir jeden Abend in einer Taverne oder einem Restaurant essen. Das Essen ist unglaublich günstig, durchgehend lecker und üppig. Wer auf Diät ist, hat auf Kreta definitv ein Problem, bereits der Vorspeisensalat reicht für vier. Bedenken sollte man auch, dass mit Verlangen der Rechnung immer noch ein Dessert kommt, wenn man Glück hat, kommt nur Raki mit Wassermelone (die passte immer noch rein), manchmal kam aber auch Schokokuchen mit Vanilleeis. Da blutet wirklich das Herz, wenn nichts mehr geht. 

Aufgrund der hohen Temperaturen haben wir das ursprünglich geplante Kulturprogramm doch nicht durchgezogen, dafür -für uns ungewöhnlich- fast täglich Zeit am Strand verbracht. Nach unserer Anreise am Samstag ging es Sonntag gleich zum Kloster Arkadi, dem Nationalheiligtum Kretas. 1866 sprengten sich hier 964 Kreter in die Luft und legten damit den Grundstein für die Befreiung der Insel von der osmanischen Herrschaft. Danach haben wir uns die Stadt Rethymno angeschaut, d.h., einmal auf den Leuchtturm gelaufen, danach auf die Fortezza, eine ehemalige venezianische Burg und dann waren wir auch schon derart durchgeschwitzt, dass wir den eigentlich auch noch für den Nachmittag geplanten Besuch von Chania auf den nächsten Tag verschoben haben. Auf jeden Fall gelangten wir gleich an diesem ersten Tag zu der Erkenntnis, dass wir das Haus von nun an nur noch mit voller Strandausrüstung verlassen werden.

Wie beschlossen war Chania das Ziel für Montag. Auch hier wartete ein imposanter Leuchtturm auf einen Besuch, allerdings war es diesmal um einiges anstrengender. Hinter der Mauer wehte kein einziges Lüftchen und der Weg ist nicht gerade geeignet für FlipFlops. Nach einer kurzen Verschnaufpause mit sehr guten Eiern Benedict bummelten wir noch etwas durch die Stadt und die Markhalle und beschlossen dann die Strandausrüstung zu benutzen. Wir sind zum Agii Apostoli Strand gefahren, ein sehr netter Strand in einer schönen Bucht. 

Für Dienstag war der Strand von Elafonisi unser Endziel, auf dem Weg dorthin hatten wir uns noch die Agia Sofia, eine Tropfsteinhöhle und das Kloster Christoskalitissa vorgenommen. Leider schien die Sonne der letzten Tage zu stark gewesen zu sein, der Kopf war nicht richtig bei der Sache. An der Höhle angekommen stellte ich nicht nur fest, dass FlipFlops kein geeignetes Schuhwerk sind, auch stand im Reiseführer klar und deutlich drin, dass man für die Höhle eine eigene Taschenlampe braucht...vorher genau lesen, wäre gut gewesen. Genauso ging es am Kloster weiter, Strandkleid zählt jetzt nicht gerade in die Kategorie 'angemessene Bekleidung', oder? Von außen macht das Kloster auf jeden Fall einen imposanten Eindruck. Immerhin, für den Strand waren wir passend gekleidet. An dieser Stelle waren wir nicht ganz unfroh darüber, dass aktuell wesentlich weniger los ist als sonst. Der Strandparkplatz ist riesig und unübersichtlich, wir haben uns Wegpunkte gemerkt, um später das Auto wieder zu finden. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie voll dieser Strand in normalen Zeiten ist. Der Strand ist wirklich wunderschön, nach der berühmten pinken Farbe muss man etwas Ausschau halten. Was es hier aber nicht gibt, ist Schatten, länger als 30 Minuten war es in der sengenden Sonne nicht auszuhalten. 

Unser zweites großes Kulturhighlight stand am Mittwoch auf dem Plan, Knossos. Der Tag war perfekt geeignet, es war etwas kühler und leicht bewölkt. Ich hatte mit Warteschlangen gerechnet, da nur eine maximale Anzahl von Besuchern gleichzeitig rein darf, aber, es war nicht sonderlich viel los. Wir konnten sehr entspannt über das Gelände schlendern, eine Wartezeit gab es lediglich bei der Besichtigung des Thronsaals. Bei Knossos spalten sich ja etwas die Meinungen, wir fanden es gut gemacht, und, wir fanden es auch nicht schlimm, trotz einiger coronabedingter Einschränkungen den vollen Eintrittspreis zu zahlen, schließlich soll das Gelände ja auch weiter erhalten bleiben. 

Donnerstag und Freitag ließen wir es dann recht ruhig ausklingen. Am Donnerstag waren wir mit Captain Nick in Chania schnorcheln. Auch hier eine volle Empfehlung von uns. Nick ist sehr sympatisch und versucht, aus allen Situationen etwas zu machen. Unsere Situation war immer noch windiges Wetter und damit Wellengang. Eigentlich hätte er zwei kleine Inseln vor Chania ansteuern wollen. Zunächst eine Fahrt um Thodorou, auf der die sehr seltene Krikriziege lebt und dann nach Lazaretta zum Schnorcheln. Thodorou konnten wir leider nicht ansteuern und das Schnorcheln vor Lazaretta war etwas abendteuerlich, da sich einige Felsen im Wasser befinden. Trotzdem, ich hätte das den ganzen Tag machen können. Captain Nick hat bei seinem eigenen Schnorchelgang am Ende auch noch einen Tintenfisch finden können. Aufgrund des Wellengangs war das Schwimmen nicht ganz unanstrengend, sodass wir zurück an Land, gleich das erste Restaurant ansteuerten. Ein Glück für mich als Muschelfan, es gab Muscheln in einer himmlischen Weißwein-Senf-Sauce, muss ich versuchen nachzukochen. Freitag wollten wir schließlich noch den Süden der Insel ansteuern. Eigentlich war eine Kombi aus Kulur und Strand geplant und der Ort Frangokastello schien perfekt geeignet. Der Weg dahin war unglaublich schön, einmal die Berge hoch und auf der anderen Seite wieder herunter, Serpentinen, soweit das Auge reicht. Auf dem Weg nach unten hatten wir Gelegenheit einige Blicke auf die Imbros-Schlucht zu werfen, die wir eigentlich zu Fuß hatten erkunden wollen. Mehre Kreta-erfahrene Kollegen hatten mir hiervon aufgrund der Sonneneinstrahlung und Hitze zu dieser Jahreszeit aber abgeraten. Was wir nun aber wissen, um den Rückweg nach der Schlucht braucht man sich keine Sorgen zu machen, so ziemlich jede Taverne bietet einen Rücktransport an. Unten angekommen, mussten wir unseren Kulturteil streichen, das Kastell befindet sich nämlich in Restauration. Zur Entschädigung wartet direkt unter dem Kastell aber ein wunderschöner Strand. Wieder war wenig los und für 2 EUR haben wir uns diesmal auch Sonnenschirme gegönnt. 

Unser Gesamtfazit, eine Woche Kreta ist zu kurz, den Osten der Insel haben wir uns nicht angeschaut, hier hätten wir auch eine andere Unterkunft gebraucht. Die Fahrzeiten sind doch länger als gedacht.