19Oktober
2019

Oamaru

Uns stand mal wieder ein langer Reisetag bevor. Aufstehen 5 Uhr morgens, Hotel verlassen 6:30 Uhr und auf zum Zug. Also ich weiß nicht genau wann die ganzen Banker und Berater anfangen zu arbeiten, aber 6:45 Uhr ist am Circular Quay gar nichts los und die Züge sind auch leer. Am Flughafen hieß es dann mal wieder Nerven behalten. Bei Air New Zealand muss man erst an einem Automaten einchecken (sofern man das noch nicht gemacht hat), dann am Automaten sein Kofferband holen und dann am Schalter seinen Koffer abgeben. Logisch wäre, dieses Vorgehen würde entweder irgendwo stehen (z.B. ACHTUNG, ERST AN DEN AUTOMATEN GEHEN), oder, irgendeine der 20 herumstehenden Damen würde alle Fluggäste, die sich ohne besagtes Band am Schalter anstellen sofort aussortieren. Da beides nicht der Fall war, kann man sich sicher die gute Laune um 7:30 Uhr vorstellen. Wir waren ja nicht die einzigen, die eine Ehrenrunde drehen durften. Und dann ging es auch schon los, in 3 Stunden Flugzeit nach Christchurch. Aufgrund der Zeitverschiebung wurden uns noch 2 Stunden geklaut und somit empfing uns Neuseeland gegen 14:30 Uhr Ortszeit bei 9 Grad und Regen. Diesmal hatten wir auch kein Glück mit einer schnellen Einreise. Da wir brav angegeben hatten, mit Wanderschuhen im Outback von Australien unterwegs gewesen zu sein (die ich natürlich wieder blitzeblank geputzt hatte), mussten wir auspacken. Die kleinen Steinchen, die noch in der Sohle klemmten wurden kritisch beäugt, aber schließlich durften wir doch raus. Danach ging alles recht schnell. Unsere vorbestellte Travel-SIM lag sofort bereit und bei Europcar waren wir diesmal die einzigen. Wie immer alle sehr nett und etwas besorgt, wenn wir erwähnt haben, dass wir noch bis nach Oamaru fahren werden. Für die Strecke von 246 km waren etwas über 3 Stunden angegeben. Ich habe versucht Ronald so gut wie es ging zu unterhalten, deshalb gab es erst ‚Die Bestie in Menschengestalt‘ und dann ‚Herzeleid‘ in voller Lautstärke. Nach einem Zwischenstopp am Supermarkt, sind wir gegen 20 Uhr dann endlich angekommen. Auch in diesem Cottage brannte eine Lampe, es war Musik aufgelegt und geheizt…war das schön. Was für ein tolles Haus, voll ausgestattete große Küche, Essecke mit Panoramafenster und Blick auf die Bucht, den gleichen Blick aus dem Schlafzimmer, Fußbodenheizung im Bad, eine große CD-Sammlung, usw. Da haben wir doch gar nicht lang gefackelt, Bier und Cider aufgemacht und uns auf eine der zahlreichen Sitzgelegenheiten fallen gelassen. Am nächsten Tag dann blauer Himmel bei 15 Grad. Unser erster Weg führte uns in die deutsche Bäckerei von Oamaru, ja genau, nach 3 Wochen endlich mal wieder ein Vollkornbrot. Wir kamen dabei übrigens ganz schön ins Schwitzen, denn unser Cottage lag auf dem einem Hügel und die Bäckerei auf dem anderen Hügel. Danach haben wir uns Karten zum Pinguinwatching in der Kolonie für den Abend gekauft und die Stadt besichtigt. In Oamaru hält man viel auf die viktorianische Vergangenheit, es gibt sehr schöne erhaltene Häuser, viktorianische Feste und ein Steampunkhaus. Da genau davor eine Lok aufgebaut war mussten wir natürlich rein, für 2 $ hatte die Lok auch Feuer und Dampf gespuckt. Wir sagen es mal so, man muss es mögen. Was allerdings toll ist, man darf alles anfassen, Knöpfe drücken, sich überall dazu setzen und Fotos machen, ist ja nicht überall selbstverständlich. Danach sind wir in einem viktorianischen Teehaus hängen geblieben, Kaffee und Tee sehr gut, und dann haben wir noch einen herzhaften Kuchen, oder was auch immer es war, gegessen, der ziemlich lecker war. Obendrauf Kürbiskerne, drin rote Bohnen, Tomatensoße, ein bissl Wurst und überall quoll Käse raus. Beim anschließenden Weitergehen auf der historischen Straße zog mich noch irgendwas in ein Haus hinein, sah von außen aus wie ein Laden, war aber auch so eine Art Museum. Drin war ein älteres viktorianisch gekleidetes Ehepaar (er mit wallender silberner Mähne und Melone), die mich glatt so nett vollgequasselt haben, dass wir da auch noch mal Eintritt bezahlt haben. War ganz nett gemacht und wir hätten auch Hochrad fahren können, aber wir waren die einzigen da drin. Nach einer Erholungspause im Cottage stiegen wir gegen 19 Uhr dann wieder von unserem Hügel hinab zur Bucht, um hoffentlich Pinguine zu sehen. Und wir haben welche gesehen, 151 Zwergpinguine, die dort auf dem Gelände in einer Kolonie leben, kamen nach und nach grüppchenweise aus dem Ozean gewatschelt und Seerobben gab es auch noch. Fotos durften wir allerdings keine machen. Man muss es sich so vorstellen, wir saßen still und leise im Dunkeln und der Pinguinweg war beleuchtet, d.h. die Pinguine haben uns nicht sehen. Da eine Kamera oder eine Handy ja irgendeine Art von Licht abgeben, befürchtet man, dass sich die Tiere dann dort nicht mehr sicher fühlen und nicht mehr wieder kommen. Aktuell gibt es wohl über 170 Eier. Auf dem Rückweg sind uns dann noch einige Pinguine über den Weg gelaufen und wir haben versucht einen Pinguin zu eskortieren, der die Straße überqueren wollte. Für Autofahrer ist es in Strandnähe morgens und abends ganz wichtig, erst schauen, ob sich vielleicht ein Pinguin unter dem Auto versteckt (das machen die irgendwie gern) und dann, wenn man einen auf der Straße sieht, langsam drum herum fahren. Nicht anhalten, dann watschelt er wohl auch unters Auto.