22Oktober
2019

Dunedin

Einen Tag später hieß es weiter Richtung Süden. Unser nächstes Ziel war Dunedin, aber erst einmal lagen die Moeraki Boulders auf unserem Weg. Hierbei handelt es sich um faszinierende Steinkugeln am Strand, die nach der gängigsten Theorie aus einem über 4 Millionen Jahre andauernden Kristallisierungsprozess entstanden sind. Dunedin ist übrigens die gälische Bezeichnung für Edinburgh und die beiden Städte sollen sich wohl auch sehr ähnlich sehen. Wir waren aber nicht in der Stadt, sondern gleich auf der Otego-Halbinsel untergebracht (ein Resultat aus unserem Wunsch möglichst viele Tiere zu sehen). Auch hier ein nettes kleines Cottage mit, tadda, eigenem Whirlpool. Da unser Ankunftstag wohl einer der ersten regenfreien Tage seit längerem war, wollte unser Gastgeber gern noch den Rasen mähen. Wir haben ihm zwar gesagt, dass wir nichts dagegen haben, aber er kam nach 10 Minuten zu uns rüber und meinte, dass das gar nicht geht, dass er uns so lautstark stört, er empfiehlt uns jetzt mal 2 kleine Ausflüge und, wenn wir zurück kommen ist er fertig. Nun gut, sind wir also los zu Allans Beach, 15 Minuten fahren und dann nach 5 Minuten Fußweg standen wir an einem Strand. Vermutlich aufgrund des kühlen, windigen Wetters bei stark bewölktem Himmel waren wir die einzigen dort….doch halt, waren wir nicht. Nach vielleicht 100 Metern lag der erste Seelöwe (ein Jungtier) im Sand. Und nun? Es lag oben am Strand, d.h., wir konnten nur vorbei, indem wir zwischen dem Tier und dem Wasser weiter liefen…eine Regel bei Seelöwen, das Wasser ist sein Fluchtweg und den sollte man nicht versperren. Wir also fast auf Zehenspitzen vorbei geschlichen, aber es hat sich Null für uns interessiert. Das gleiche beim Zweiten, diesmal ein Bulle. Wir konnten in aller Ruhe Fotos von schlafenden Robben machen. Die nächste Gruppe lag näher am Wasser, sodass wir uns diesmal an der steilen Strandkante nach oben entlangschlichen. Für den Bullen waren wir wieder nicht interessant genug, aber ein Jungtier hat uns neugierig beobachtet, sich dann aber auch wieder hingelegt. Am Ende des Strands mussten wir umdrehen und zurück laufen. Diesmal war das Jungtier schon wacher. Ronald war schon auf seiner Höhe als es sich in Bewegung setzte. Na toll, ich war noch am Fotos schießen und es gab keinen anderen Weg. Also, ganz ganz langsam dran vorbei, mit hohem Puls, ist aber alles gut gegangen. Kurz darauf sind mir in ca. 100 Meter Entfernung Tiere aufgefallen, die vorher nicht da waren, sie waren scheinbar gerade aus dem Wasser gekommen und noch sehr agil. Durch den Zoom der Kamera konnte ich erkennen, dass es eine Mutter mit einem Kleintier und noch einem weiteren Tier war. Ach du sch…., der Rückweg über den Strand war damit blockiert. Glücklicherweise kam gerade eine Stelle, um nach oben ins Buschwerk zu kommen. Hier gab es Büsche, viele Kuhfladen und in einiger Entfernung eine uns misstrauisch beäugende dazu passende Kuh. Wir sind also durch die Büsche und um die Haufen herum geschlichen und haben immer mal wieder einen Blick nach unten riskiert. Was für ein unglaubliches Glück, die Mutter hat ihr Junges auch noch gesäugt. Als wir genau auf ihrer Höhe waren, hat sie uns bemerkt und recht aggressiv gebrüllt, puh, Gott sei dank, dass wir den oberen Weg gefunden hatten. Nach ein paar weiteren Metern konnten wir dann wieder runter und sind ganz unspektakulär zurück zum Auto (für die anderen 3 Seelöwen waren wir auch weiterhin einfach nur uninteressant). Am späteren Abend hat uns unser Gastgeber dann noch Brot vorbei gebracht, es heißt ‚Bürgen‘ und klingt damit sehr deutsch. Tja, dann haben wir jetzt gerade echt viel Brot zum Essen (unser eigenes hatten wir ja auch noch dabei). Am nächsten Morgen gab es gegen 8:30 Uhr einen Weckservice unserer Gastgeberin. Aber nicht, weil wir den bestellt hatten, sondern, weil sie uns mitteilen wollte, dass der Strom ausgefallen ist, und zwar gleich in 2 Dörfern, vor Mittag brauche man nicht mit einer Wiederherstellung rechnen. Na gut, dann sind wir eben kreativ. Wozu haben wir denn einen kleinen freistehenden Gasofen, wenn man nicht alles aus ihm herausholt? Wir haben darauf nicht nur unser Kaffee- und Teewasser gekocht, sondern auch getoastet (war Ronalds geniale Idee). Gegen Mittag sind wir mit dem Auto losgezogen, um einen Wanderweg zu finden (leider haben wir erst am Nachmittag herausgefunden, dass zur Zeit fast alle Wanderwege wegen der Lämmerzeit gesperrt sind, September und Oktober spielt sich da gar nüscht ab). Wir haben zwar nichts gefunden, dafür aber bei bestem Wetter das wunderschöne Hinterland der Halbinsel auf abenteuerlichen Straßen erkundet und dabei auch noch ein paar sehr schöne Fotos geschossen. Bei unserer Rückkehr in das Cottage gab es immer noch keinen Strom, dafür hat der Gastgeber aber für Ronalds Kaffee Wasser mit seinem Gaskocher gekocht. Kurz darauf ging nicht nur der Strom wieder an, wir mussten auch los zu unserer Wildlifetour am Spätnachmittag bzw. Abend, 5 Stunden Tiere beobachten. Als erstes hat uns unser Guide einige endemische Vogelarten gezeigt, also Vögel, die nur in Neuseeland vorkommen, und dann hat er das Omen gefunden. Am Wegesrand saß eine aus Deutschland eingeführte kleine Eule und nach seiner Überzeugung bedeutet die Eule eine gute Tour. Der geneigte Stadtmensch wollte gern skeptisch gucken, aber wir sind ja im Urlaub. Der erste längere Halt war die Albatrossstation. Unser Gastgeber hatte uns bereits im Vorfeld erklärt, dass zur Zeit Nester gebaut werden, die Wahrscheinlichkeit einen zu sehen, sei damit gering. Aber, wir hatten ja eine Eule gesehen, und tatsächlich, nach einer halben Stunde herumlaufen zeigte sich ein Albatross am Himmel. Leider hat er weder gewartet, bis ich meine Kamera richtig eingestellt hatte, noch ist er für ein Shooting still in der Luft geblieben, damit gibt es nur ein verschwommenes Bild. Danach ging es weiter zu einem Beobachtungspunkt für neuseeländische Pelzrobben, es waren wirklich viele Tiere auf den Felsen, vor allem kleine süße Babys. Anschließend sind wir noch ein kurzes Stück zu einem privaten abgesperrten Strand gelaufen. Bereits auf dem Weg dorthin huschte ein erster Gelbaugenpinguin an uns vorbei und versteckte sich sofort in einem Gebüsch…uiuiui. Am Strand lagen einige schlafende Seelöwen, wobei einer extra für uns ein bissl posiert hat. Wir sind weiter zu einem hoch gelegenen Versteck für Pinguinbeobachtungen gelaufen. Es war unfassbar, einer stand direkt auf Augenhöhe im Gras, einer stand oben auf der Kante und dann kam auch noch einer aus dem Wasser gewatschelt. 500 Fotos später sind wir noch zu einem weiteren Beobachtungspunkt direkt am Strand abgestiegen. Wir hatten kaum die Kameras vorbereitet, als der nächste Pinguin aus dem Wasser gewatschelt kam…unfassbar. Selbst unser Guide fand das mehr als unerwartet. Am Ende hat auch noch der angekündigte Regen gewartet, bis wir wieder im Cottage waren. Also ihr Lieben, immer erst mal Ausschau nach einer Eule halten, dann klappt alles :-). Auch am nächsten Morgen wurden wir gegen 8:30 Uhr geweckt, diesmal brachte uns unser Gastgeber eine Karte von Dunedin und wollte wissen, ob wir noch etwas fürs Frühstück brauchen, wir sollten uns wirklich angewöhnen, die Vorhänge zuzuziehen. Gegen Mittag sind wir dann in die Stadt aufgebrochen, allerdings nicht bevor uns unser Gastgeber noch schnell den günstigsten Parkplatz beschrieben hat (hinter dem Bahnhof, bevor man aus Richtung der Otego Peninsula die Gleise überquert gibt es rechts einen Parkplatz für 4 $ pro Tag). Damit haben wir uns auch gleich als erstes den Bahnhof angeschaut. Ein sehr schönes Gebäude (von innen und von außen) mit kostenlosen und blitzsauberen Toiletten. Ansonsten ist der Altstadtkern sehr klein mit einigen schönen Gebäuden aus der Gründerzeit. Da langsam Regen einsetzte und wir bei Temperaturen von 11 Grad auch keine wirkliche Lust mehr auf Herumlaufen hatten, begaben wir uns wieder Richtung Bahnhof. Ronald hatte sich schon vorher einige Flyer angeschaut und so entschieden wir spontan den Zugausflug durch die Taieri Schlucht zu machen. Erstens können wir nun auch Zugfahren in Neuseeland abhaken und zweitens sieht man sowas nicht alle Tage, da in Deutschland undenkbar. Wir durchquerten 10 Tunnel, die allesamt gerade so groß waren, dass der Zug durchpasste, nix Flucht- und Rettungswege. Das gleiche galt für einige Brücken, da ging es auf der einen Seite zum Teil 47 m nach unten, ohne Geländer. Etwas blöd war, der Zug war nicht geheizt, d.h., irgendwann wird es bei den Außentemperaturen auch mit dickerer Jacke kalt, und, es hat die gesamte Zeit durchweg geregnet. Man konnte daher leider nur erahnen, wie schön die spektakuläre Landschaft draußen wirklich ist und Fotos haben wir fast nur durch die Scheibe geschossen. Bei schönem Wetter also absolut empfehlenswert, die besten Fotos schießt man von den Außenplattformen am Zug.