25Oktober
2019

Catlins

Und weiter geht es an den südlichsten Punkt unserer Reise (möglicherweise sogar der südlichste Punkt, den wir je erreichen werden…). 10 Uhr mussten wir raus aus unserem Cottage in Dunedin und hatten damit 5 Stunden Zeit bis wir in die nächste Unterkunft rein durften. Was macht man da? Richtig, nicht in den Highway nehmen, sondern das was auf der Karte wie eine landschaftlich schöne Straße aussieht. Es war landschaftlich auch sehr schön, aber Gravel Road, also nicht asphaltiert. Ronald fand es toll (wozu haben wir denn den SUV), aber, Regen wäre jetzt nicht schlecht, damit die Autofarbe wieder von dreckig beige zu silber wechselt und man Türen und Kofferraum wieder öffnen kann, ohne sich anschließend die Hände irgendwo abwischen zu müssen. Irgendwann mussten wir dann aber doch zurück auf die große Straße - uns ging nämlich der Sprit aus – um dann bei der erstbesten Gelegenheit wieder runter zu fahren. Unser erstes Tagesziel hieß ‚Nugget Point‘. Dort steht ein alter Leuchtturm und vor dem Festland liegen einzelne Felsen im Wasser. Sehr schön anzusehen, vor allem, wenn zwischen den Wolken die Sonne hervorschaut und das ganze in ein wunderbares Farbspiel taucht. Da Mittag inzwischen deutlich vorbei war und der Hunger sich langsam meldete, haben wir in Owaka den Foodtruck ausprobiert. Für umgerechnet vielleicht 15 EUR gab es eine Frühlingsrolle und einen Burger für Ronald und Kabeljau mit einer riesigen Portion großer Pommes für mich. Es war absolut lecker und das ist auch gut so, denn besonders viele Alternativen hat man in Owaka nicht. Danach waren es noch 15 km bis zum Mahua Park, wieder offroad, durch hügeliges Weideland und einen kleinen Wald mit absolut Null Handyempfang. Diesmal waren wir also wirklich im Nirgendwo. Die Anlage besteht, wie die Canopy Treehouses in Australien, aus einem Haupthaus und 4 kleinen Cottages. Alle einzeln stehend von Bäumen umgeben mit einem unglaublichen Blick auf die hügelige Umgebung. Damit befinden sich hier also 2 handvoll Menschen und jede Menge Schafe. Man glaubt es kaum, aber WLAN gibt es hier auch, und zwar richtig schnelles, eines der besten Netze, die wir bisher hatten. Aufgrund der Abgeschiedenheit des Ortes bieten die Gastgeber hier Halbpension an, was für uns auch gebucht worden war. Können wir nur empfehlen, Gill ist eine begnadete Köchin. So gesund haben wir seit Tagen nicht gegessen ;-). Bedauerlicherweise ist der Himmel heute Nacht bewölkt, denn hier ist es wirklich stockfinster, wir drücken die Daumen noch eine Sternennacht zu bekommen.

Leider keine Sterne, Regen, Regen, Regen, aber das Auto ist immer noch dreckig. Wir wollten hier ja eigentlich wandern, aber die Wettervorhersage machte darauf nicht wirklich Lust. Also dann am ersten Tag eine Catlins – Sightseeingtour. Unser Plan, zunächst zum am weitesten entfernten Punkt zu fahren und sich dann Stop für Stop zurück zu arbeiten. Das hieß, wir begannen mit dem Slope Point. Das ist wirklich der südlichste Punkt des neuseeländischen Festlands. Tipp Nummer 1 für diesen Ausflug, am besten eigenen sich Gummistiefel, denn es geht ab dem Parkplatz noch 10 Minuten zu Fuß über privates Weideland (und anschließend natürlich noch zurück). Das bedeutet, Matsch und sehr viele Kuhfladen. Ich war in Sneaker unterwegs, Ronald in Wanderschuhen mit tiefem Profil, beides nicht die beste Wahl, wenn man keine Wechselschuhe dabei hat. Tipp Nummer 2, winddichte Sachen anziehen und leichte Personen nehmen am besten noch einen schweren Rucksack mit. Der Weg zur Klippe ist schon windig, aber auf der Klippe, hui ui ui. Ich habe mich in der Zeit, in der noch 2 Mädels vor uns Fotos geschossen haben, gegen den kleinen modernen Leuchtturm gelehnt, Ronald hat sich schief in den Wind gestellt. Das Herausholen der Kamera war mehr als herausfordernd, das Basecap nicht zu verlieren auch. Geradeauslaufen war einfach unmöglich. Mehr als 3 Fotos waren nicht drin, dann sind nämlich langsam die Hände eingefroren. Obwohl wir vor dem Einsteigen ins Auto versucht haben, die Schuhe im Gras zu säubern hing danach ein leicht landwirtschaftlicher Geruch im Auto. Als nächstes ging es zum McLean Wasserfall. Diesmal 20 Minuten Hinweg, aber wir hatten etwas Sonne und es ging durch einen wirklich schönen Wald. Am Ende wurden wir mit dem schönsten Wasserfall belohnt, den ich jemals gesehen habe und das beste war, wir waren ganz allein. Nach einer kurzen Kaffeepause führte unsere Route uns zum nächsten Wasserfall, den Purakaunui Falls. Dieser Wasserfall ist DAS Symbolbild für die Region, wir hatten also hohe Erwartungen. Auf dem Parkplatz mussten wir allerdings erst einmal einen leichten Hagelschauer im Auto abwarten und sind dann mit einiger Verzögerung einer Schulklasse gefolgt…Am Wasserfall tummelten sich dann also ca. 30 Kinder und ein paar Asiaten und nach ein paar Bildern ging der Regen wieder los. Obwohl der Purakaunui sicher etwas fotogener ist, uns hat der McLean-Wasserfall besser gefallen. Der letzte Punkt unserer Tour sollte uns noch zu Jacks Blowhole führen. Das ist eine eingestürzte Höhle, die vom Meer aus unterspült wurde. Bei Flut ein großes Spektakel. Aber zunächst einmal muss man dort hin finden. Bedauerlicherweise hatte ich vorher nicht noch mal genau nachgelesen und so fuhren wir erst den Straßenschildern folgend; als wir dort nicht gleich einen weiteren Wegweiser entdeckt hatten Google-Maps folgend (was völliger Unsinn war), dann ein ganzes Stück zurück bis wieder eine mobile Datenverbindung da war und anschließend wieder zu dem Parkplatz auf dem wir gleich als erstes schon mal standen. Diesmal fiel mir der Wegweiser natürlich auch sofort ins Auge. Der Anblick des in ein tiefes grau gehüllten Himmels ließ uns einige Sofortmaßnahmen ergreifen und so starteten wir mit geschlossenen Regenjacken und mit Regenüberzug versehenem Rucksack. Alles Daumen drücken half nichts, nach 5 Minuten Fußweg (von 40 für Hin und Zurück) setzte der Regen ein. Vorderseitig völlig durchnässt kamen wir wieder mal allein am Blowhole an. Wie ich oben bereits geschrieben hatte, das Blowhole ist bei Flut ein Spektakel und nun ratet, was wir hatten…richtig, Ebbe. Da standen wir also im Regen und schauten in ein tiefes Loch, in dem unten etwas Wasser vor sich hin schwappte. Wir gingen nach einem Foto sofort zurück zum Auto, um auch noch unsere Rückseiten schön durchnässen zu lassen, denn der Regen ließ nicht nach. Glücklicherweise war das ja der letzte Punkt auf unserer Tour und wir konnten direkt zurück zum Cottage. Was mir während der Tour besonders aufgefallen ist, asphaltierte Straßen sind in den Catlins eher selten, man kauft sich also am besten gleich ein beiges Auto. An diesem Abend hatten wir Gesellschaft beim Essen. Ein weiteres deutsches Paar hatte sich von unseren beim Frühstück ausgesprochenen Lobpreisungen auf Gils Kochkunst anstecken lassen und ebenfalls Abendessen bestellt. Wir hatten ein vorzügliches Roastbeef. Später gesellte sich noch unser Gastgeber Lyndon zu uns, ein sehr humorvoller Neuseeländer.

Juchu, endlich beständigeres Wetter, perfekt, um die Wanderschuhe zu benutzen. Eigentlich war unser Plan den kompletten 24km langen Catlins River – Wisp Loop zu laufen, aber daraus wurde nichts, denn eine Teilstrecke ist zur Zeit leider gesperrt. Das hieß improvisieren. Wir starteten am Tawanui Camp und hatten den Rocky Knoll als Ziel. Der Rocky Knoll ist 500 m hoch, aber wir starteten ja bei 30 m und wellig war es auch. Den ersten Teil des Weges würde ich als Matschschlacht bezeichnen. Wir sind nur recht langsam voran gekommen und manchmal mit dem halben Fuß eingesunken. Nach einer Wegkreuzung ging es erst einmal unspektakulär auf einer Forststraße weiter. Irgendwie hatten wir keine Augen für Sachen links und rechts des Weges, aber dazu später. Nach insgesamt ca. 1,5 h hatten wir dann den Abzweig auf den „Gipfel“ erreicht. Es ging durch einen dichten Wald und später durch eine hohe Buschlandschaft. Verlaufen war unmöglich, jeder 2. Baum war mit einer Markierung versehen und das obwohl der Weg wirklich eindeutig war. Oben angekommen gab es 2 Aussichtspunkte, einer windiger als der andere. Wir haben uns am ersten Punkt sofort hingesetzt, damit es uns nicht umweht. Hinter einem Busch ließ sich ganz gut eine Essenspause einlegen. Am 2. Punkt gab es leider keine windgeschützte Stelle und so sind wir ganz schnell wieder runter. Auf dem Abstieg haben wir uns beide auch mal auf den Boden gepackt, denn die steilen Stellen war unglaublich rutschig, insgesamt war der Boden hier aber sehr weich und federnd. Zurück auf der Forststraße mussten wir zunächst den gleichen Weg zurück bis zur Wegkreuzung. Diesmal hatten wir Augen für das was neben der Straße lag und ich würde den Weg zurück als Friedhof der Tiere mit Flaschen bezeichnen. Nach nur einigen Minuten auf der Forststraße fiel Ronald etwas rechts am Wegrand auf, wir schauten genauer hin, es war der Kopf eines Tieres (anhand der Zähne vermuten wir ein Wildschwein), der Rest vom Tier lag einen Meter dahinter im hohen Gras. Ok…wie zum Teufel hat das Tier seinen Kopf verloren??? Nach einem Schütteln von der Vorstellung gingen wir weiter. Es dauerte nicht lange, da fiel diesmal mir ein Schädel auf und bei genauerer Betrachtung lagen da auch viele andere Knochen. Anhand des Schädels mit Ansätzen eines Geweihs vermuten wir einen Hirsch. Es war jedenfalls alles vollständig skelettiert, also wohl schon eine Weile her. Den Rest des Rückwegs verbrachte ich mit der Jagd nach einem Foto eines sehr putzigen kleines Vogels, wobei wir immer wieder sehr genau nach links und rechts schauten und dabei jede Menge Flaschen und Getränkedosen entdeckten. Also wirklich, min. eine aller 10 Meter. Mir war es nach den beiden toten Tieren übrigens etwas unheimlich und als ob 2 nicht reichen, entdeckte ich kurz vor Ende der Tour eine schon fast skelettierte Katze. Der schwarze Schwanz war noch da und auch sonst noch einiges, aber insgesamt schon ganz gut an die Natur zurück gegeben. Wir fragten uns auch nur kurz, was eine schwarze Katze hier macht, als einige Meter vor uns eine eben solche, aber lebendige, auf den Weg sprang und sogleich zurück ins Gebüsch. Gleich schräg gegenüber der toten Katze entdeckte ich gleich noch ein paar Beine. Aufgrund der Größe und dem daneben liegendem wolligen Fell vermuteten wir hier ein Schaf, obwohl der Rest fehlte. So, damit war die Wanderung ins furchtbar unheimliche gedriftet und wir waren vermutlich auch die einzigen Menschen im Wald, wir sind niemandem begegnet und haben außer Vogelgezwitscher auch nichts gehört. Beim Abendessen hat sich dann einiges aufgeklärt. Wie die letzten beiden Tage auch, war das Essen vorzüglich. Diesmal hatten wir Gesellschaft von 2 sehr netten Belgiern, einer davon Reiseleiter, der hier Unterkünfte abklappern muss. Sein bester Freund durfte zu einem Sonderpreis mitreisen. Später gesellten sich wieder unsere Gastgeber zu uns. Nach einer kurzen Debatte über deutsches und belgisches Bier gab Lyndon allen Männern ein local Beer aus und mir ein „German Style“ Citrusbeer – zu deutsch, ein Radler. Wir lieben es hier :-). Lyndon hat uns dann noch erklärt, dass erst vor 2 Wochen mal wieder Gift per Helikopter verteilt worden ist. Angeblich wirkt es nur bei Ratten und Possums, aber es ist verboten, Hunde mit in den Wald zu nehmen…mehr muss man da wohl nicht sagen.

Unser Fazit zu den Catlins, auch wenn das Wetter sehr unbeständig war, uns hat es sehr gut gefallen.