14November
2019

Rotorua

Auch für den heutigen Morgen hatte ich uns zum Mindy-Füttern angemeldet. Ich hatte Mindy schon beim Aufwachen laut und deutlich gehört und dufte damit auch erst nach getaner Arbeit selbst zum Frühstück. Ich habe auf jeden Fall gelernt, Schafe am besten füttern, wenn man selbst gut steht, nicht hockend, sonst kann es passieren, dass so ein ungeduldige Lamm so herumzappelt, dass man selbst eine Milchdusche abbekommt. Mehr sage ich dazu nicht… Unsere Gastgeberin hatte uns empfohlen, auf dem Weg nach Rotorua rechts am Nationalpark vorbeizufahren (genannt Dessert Road), um noch mal eine andere Landschaft zu sehen, und so taten wir das. Von der Seite hatte man sogar noch mal einen viel besseren Blick auf das Skigebiet und den Schicksalsberg. Auf dem Weg nach Rotorua kommt man direkt am Lake Taupo vorbei, dem flächenmäßig größten See in Neuseeland. Da sich am ersten Fotostopp keine sanitären Einrichtungen befanden, sind wir mit einem Umweg noch an den Stadtrand der Stadt Taupo gefahren und haben ein wirklich bezauberndes Fleckchen gefunden. Saubere Toiletten direkt am See mit bunten Blumen und nochmals einen Blick zurück auf den Schicksalsberg. Da haben wir doch glatt eine längere Pause eingelegt. Leider hatte ich mich vorher noch nicht richtig belesen, wie viele Sachen es in Rotorua zu sehen gibt, sonst hätten wir direkt einen Stop in Wai-O-Tapu eingelegt, das ist der Thermalpark mit den unglaublich bunten Kraterseen (aber natürlich auch touristisch sehr stark frequentiert). Unsere Unterkunft war ein weiterer Homestay, 25 Min. Autofahrt von Rotorua entfernt und wirklich phänomenal. Das berühmte Haus am See (Lake Rotoiti) mit großer Terrasse. Wir hatten ein sehr schönes Zimmer und ein Bad mit allem was das weibliche Herz begehrt. Mehrere Seifen, Duschbäder, Peelings, Bodylotion, sogar Zahnpasta, da konnte ich den eigenen Kosmetikkoffer gleich wieder zumachen. Unsere Gastgeberin war eine echte Maori mit 76 Cousins und Cousinen und wie immer unglaublich sympathisch. Ebenfalls im Haus wohnte Kater Liquish, der sofort mit uns Freundschaft schloss und uns bei jeder passenden Gelegenheit auch belagerte und Aufmerksamkeit verlangte. An diesem Abend ging es nur noch zum Essen in ein nahegelegenes Hotelresort, welches aber mit einem vergleichsweise preiswerten Restaurant mit hervorragendem Steak aufwarten konnte. Danach ließen wir uns von unserer Gastgeberin beraten, was wir am nächsten Tag am besten anstellen könnten und wir bereuten es nicht, ihrem Rat gefolgt zu sein.

Unser nächster Tag startete mi einem zeitigen Frühstück, denn wir wollten vor den Massen in den Geothermalpark Te Puia. Te Puia liegt genau am Stadtrand von Rotorua und man riecht ihn schon von weitem – überhaupt muss man sich in der Gegend an den Geruch von faulen Eiern gewöhnen. Das gesamte Areal zischt und brodelt vor sich hin. Wir begannen aber im Kiwihaus und konnten tatsächlich zwei echte Kiwis im Dunkelraum beim herumtapsen beobachten. Immerhin, besser als nichts. Danach ging es vorbei an blubbernden Schlammpools zur Geysirterrasse. Also, ich meine, wir waren ja schon in Island, aber gegen das war Island ja geradezu mickrig. Mehrere Geysire spuckten in einer Tour Heißwasser und Dampf nach oben, ohne Pause, daneben ein hellblauer kleiner See sowie eine immer heiße Steinterrasse, auf der man sich gut aufwärmen konnte. Auf dem weiteren Rundweg kamen wir an fest im Boden installierten Kochbehältnissen vorbei und auch an permanent kochenden Wasserlöchern, in denen man quasi seinen Beutel mit rohen Eiern reinhält und nach einigen Minuten gekocht wieder rausbekommt. Nachdem wir unsere Tour nach ca. 1,5 Stunden in einem fast leeren Park beendet hatten, rauschten auch schon 3 Reisebusse an. Also dann, alles richtig gemacht. Unser zweites Ziel für diesen Tag war das Waimangu Volcanic Valley. Wir hatten uns gegen Wai-O-Tapu entschieden, weil auch dort die Busse im Minutentakt Menschen ausspucken und das Waimangu-Tal ist etwas wirklich besonderes und eben nicht überlaufen. Das Tal existiert erst seit 1886. Am 10. Juni 1886 brach nämlich der Vulkan Tarawera mit solcher Gewalt aus, dass die Eruption bis nach Christchurch zu hören war. Hierbei wurden leider die bis dahin als 8. Weltwunder geltenden weißen und pinken Terrassen völlig zerstört (googelt die mal) und dafür das Tal mitsamt einem größeren See geschaffen. Bis 1917 ging es im Tal noch heiß her, in dem Jahr krachte es noch mal ordentlich und ein See mit der größten Heißwasserquelle der Welt entstand (bei einer Durchschnittstemperatur von 55 Grad empfiehlt sich leider kein Bad und der See heißt deshalb auch Bratpfannensee). Wir gaben uns auch in diesem Tal mal wieder die Vollen und kauften das volle Programm, d.h. Wandern auf allen Wegen und Rundfahrt auf dem See. Man wandert nicht etwa durch öde Vulkan-, sondern durch eine sehr grüne Buschlandschaft (da Vulkanasche ja bekanntlich sehr nährstoffreich ist, siedelten sich die ersten Pflanzen bereits im Jahr des Ausbruchs wieder an). Auf dem Weg gibt es zahlreiche nummerierte Punkte und wir hatten einen deutschsprachigen Plan mit Erklärungen zu jedem Punkt erhalten. Was ich an dieser Stelle noch empfehlen möchte, liebe Neuseeländer, in eurem Land leben ja doch einige Deutsche. Es bietet sich an, eine solche übersetzte Broschüre noch mal von einem Muttersprachler prüfen zu lassen. Sollte sie geprüft worden sein, hatte wohl jemand nicht ganz den besten Tag. Man kommt vorbei an brodelnden heißen Seen, dampfenden Säureseen, bunten Terrassen, sprudelnde Wasserlöcher und immer wieder Wände, an denen man die Ablagerungen durch den Ausbruch erkennen kann. Wir blieben nicht auf den Normalweg, sondern nahmen irgendwann den Mt. Hazardwanderweg, der mal wieder mit zahlreichen Warnhinweisschildern bezüglich Unwegsamkeit ausgestattet war. Unsere Meinung, für FlipFlops ist er vielleicht nicht geeignet, aber ich war mit Wanderschuhen definitiv overdressed. Es geht halt Treppen rauf und runter und man schwitzt ein bissl. Statt der veranschlagten 60 Minuten waren wir nach 30 Minuten durch und hatten so genug Zeit, den Normalweg noch ein bissl zurück zu laufen. Wirklich viel gesehen hat man auf dem Extraweg eigentlich auch nicht, für gute Blicke auf die tiefen Krater müsste mal wieder der Gärtner vorbei kommen. Am Ende des Tals wartet der noch sehr junge Lake Rotomahana, auf dem wir noch eine Bootsfahrt unternahmen. Die Zeit des Wartens auf das Boot konnte man sich sehr gut mit dem Beobachten von schwarzen Schwänen vertreiben, denn die gibt es dort in Massen und viele hatte Küken. Während der Bootsfahrt hat man einen guten Blick auf den für das Tal verantwortlichen Vulkan, man hält an den Stellen, an denen sich früher die weißen und pinken Terrassen befanden und am Ende gibt es noch Geysirspektakel. Ein Geysir spuckt direkt an der Felswand des Sees aller 8 Minuten Wasser und Dampf. Für den Rückweg nahmen wir den Bus, ja, hier gibt es auch noch einen Shuttlebus. An diesem Abend entschieden wir uns, zum Essen nach Rotorua hinein zu fahren und die Eatstreet zu besuchen (ist doch eigentlich eine gute Idee, einfach eine Straße „Fressstraße“ nennen und alle Restaurants da hinein zu packen). Wir wählten das Steakhaus und waren bitterlich enttäuscht, teurer und schlechter als das Restaurant vom Vorabend. Außerdem zu wenig Personal, die schmutzigen Gläser stapelten sich auf dem Bartresen (außer dem Barmann schien keiner eine Ausbildung zu haben, diese zu spülen) und an der Kasse eine lange Schlage, darunter der stark angeheiterte Ehemann der Dame vor uns, der uns mit gut riechendem Atem auf englisch volllallte und dabei unentwegt kicherte – einfach mitkichern.

Für den zweiten Tag in Rotorua, der Wiege der Maorikultur stand eine ebensolche Tour an und zwar nur wir beide mit einer Cousine unserer Gastgeberin. Also kein Showdorf, in dem aller 15 Minuten ein Haka getanzt wird, sondern echtes Maorileben. Bedauerlicherweise meinte es der Vormittag nicht gut mit uns und so besuchten wir ihr Geburtsdorf in strömendem Regen. Auf meine Frage, warum ausgerechnet hier alles anfing, gab es als Antwort, na weil das mit den heißen Quellen doch so praktisch ist. Deshalb gab es hier früher auch eine Menge Gemetzel und die Briten sahen sich gezwungen diesen Ort zuerst zu missionieren, um den dauernden Blutbädern ein Ende zu setzen. Da man sich nicht so richtig zwischen katholisch und anglikanisch entscheiden konnte, machte der Stammesführer kurzen Prozess, Hälfte-Hälfte und so ist es bis heute. Auch in diesem Dorf dampft und brodelt es überall und Wiki erzählte uns, dass das alles nicht ganz ungefährlich sein, denn vor nicht allzu langer Zeit hatte ein älterer Herr plötzlich einen Geysir in seiner Küche und musste sich ein neues Haus suchen. Um uns danach wieder etwas zu trocknen besuchten wir ein sehr gut verstecktes Schweizer Café, mit deutschem Brot in der Auslage (wir bekamen große Augen) und einem netten Inhaber, der uns sogleich auf deutsch ansprach. Während Tee und Kaffee beendete der Regen sein Unwesen und der Himmel zeigte blaue Stellen, die im Laufe des Nachmittags die Oberhand gewannen. Wir fuhren danach zu einer kleinen Wanderung um die Okere Wasserfälle, ein sehr bekanntes Raftinggebiet, in dem man sich die 7m hohen Wasserfälle auch herunter stürzen muss und Wiki zeigte uns einige Heilpflanzen, die wir auch probiert haben. Aus Kawa-Kawa, einer Pfefferpflanze haben wir zum Mittagessen noch Tee bekommen. Ich meine, er riecht ein bissl wie Glühwein, Ronald meinte, ich halluziniere. Nach der Wanderung gab es ein ordentliches Mittagessen im Biergarten des Okere Falls Store. Der Inhaber kommt aus Kaufbeuren und serviert auch Bratwürste mit Sauerkraut. Selbstverständlich wird hier im Oktober auch ein Oktoberfest veranstaltet. Wir durften eine Wurst am Stiel probieren (also wirklich ein Holzstiel in die Wurst gesteckt), hat geschmeckt, war aber keine weiße Bratwurst, eher eine Rotwurst, aber sehr weich. Nach dem Mittagessen kam noch der entspannende Teil, ein Hot Pool. Wir fuhren zu den Waitangi Soda Springs, und, waren allein. Wir hatten tatsächlich den gesamten Teich mit heißen und einer kalten Quelle komplett für uns. Das Wasser war so heiß, dass es tatsächlich ein bissl gebraucht hat um reinzukommen. Wiki hatte Schwimmnudeln dabei, in die konnte man sich bequem hineinlegen und entspannen. Ich suchte nach 15 Minuten die kalte Quelle auf, denn, anders als die eigene Badewanne wird das Wasser ja nicht kühler und 38 Grad hatte es bestimmt. Wirklich abkühlend ist aber nicht, das Wasser wird zwar etwas kälter, dafür ist der Boden umso heißer. Nach einer halben Stunde mussten wir raus, lauten Wiki sollten wir nicht duschen, damit die Mineralien unsere Haut noch ein bissl entgiften können. Danach waren wir reif für unsere Seeterrasse. Wiki hat uns im Übrigen sehr viel über die Kultur und Geschichte der Maori erzählt. Ich saß vorn bei ihr im Auto und Ronald war froh, dass ich meine vielen Worte des Tages auch mal wieder mit jemand anderem teilte ;-). Damit neigt sich unsere Zeit im Hexenkessel leider schon dem Ende entgegen, morgen geht es weiter Richtung Coromandel. Wir ließen den Tag gemeinsam mit unserer Gastgeberin bei einem Glas Wein ausklingen.