11November
2019

Ohakune

Unser nächstes Ziel war Ohakune, doch zunächst mussten wir wieder runter von Kapiti Island. Die Wetterprognose für diesen Tag war desaströs, wir wurden am Morgen aber dennoch mit Sonnenschein begrüßt. Nach einer herzlichen Verabschiedung von den am Vortag kennen gelernten Neuseeländern waren wir gerade mit unseren Rucksäcken auf dem Weg zum Sammelpunkt als der erste Schauer kam. Ohne Vorwarnung, von jetzt auf gleich Dusche. Wir warteten den Regen ab und liefen alle zurück zum Strand, kaum angekommen, die nächste Dusche, diesmal mit mehr Druck. Die 5 Minuten bis die Fähre da war reichten aus, um schon mal alles schön nass zu machen. Auch auf dem Festland goss es in Strömen, sodass wir nun völlig durchnässt ins Auto springen mussten. Da sich das Wetter auf der Fahrt nach Norden nur unwesentlich besserte und wir nirgendwo Lust hatten noch mal für längere Zeit auszusteigen, waren wir natürlich viel zu früh in Ohakune. Da ich Mount Ngauruhoe (keine Ahnung, wie man das ausspricht, aber er ist besser bekannt als der Schicksalsberg in Mordor) unbedingt sehen wollte, habe ich solange genervt, bis wir noch hinter ins Whakapapa Village gefahren sind. Wir sagen es mal so, aufgrund des starken Windes konnte man erahnen, dass unter all den Wolken irgendwo Berge bzw. Vulkane sein müssen. Frustriert ging es zurück nach Ohakune, dabei sind wir in einen so starken Regenschauer geraten, der jedes Auto wieder sauber bekommen hätte (wie wir am nächsten Morgen erfahren haben, waren genau zu diesem Zeitpunkt andere Gäste unserer Lodge ganz in der Nähe wandern, ihnen ist das Wasser in die Schuhe gelaufen, nicht mal der sonst immer dichte Regenschutz des Wanderrucksacks hat die Wassersäule halten können). Unsere Lodge war mal wieder mit Farm :-) und es gab Alpakas und Schafe, darunter ein 4 Wochen junges Waisenlämmchen, welches von Hand gefüttert wird. Wir verbrachten den restlichen Nachmittag mit ausruhen, denn draußen regnete es weiter. Zum Abendessen ging es die Osteria in Ohakune, von uns eine Empfehlung. Wir waren dort an beiden Abenden, es schmeckte wunderbar und die Portionen sind so riesig, dass es für mich nie schaffbar war. Wir hatten neben Lasagne und Nudeln auch eine ganz zarte Ente und superzarte Ochsenbäckchen, wirklich ein Genuss. In der Nacht hat es dann derart geschüttet, dass in Auckland die Kanalisation übergelaufen ist und nun für zahlreiche Strände eine Fäkalienwarnung gilt – Igittigitt.

Am nächsten Morgen, Sonnenschein. Nach einem guten Frühstück durften Ronald und ich Mindy, das Lamm füttern gehen, so richtig mit Flasche :-). Peter, unser Gastgeber hat uns dabei erzählt, dass auch eines seiner anderen Schafe von Hand aufgezogen ist und es noch heute, mit 6 Jahren, über das ganze Grundstück gerannt kommt, wenn er es ruft. Seine Alpakas seien im übrigen eher hochnäsig und schauen seine Gäste nicht mal mit dem Hintern an. Gegen 10 Uhr, also nachdem es sich wieder ordentlich zugezogen hatte, sind wir dann auch los, zum Wanderparkplatz des Tongario Alpine Crossing. Den gesamten Track mit fast 20 km hatten wir aufgrund der Magen-Darm-Grippe schon vorher für uns abgeschrieben, aber wir wollten wenigstens ein Teilstück laufen. Da auf dem Track wohl im Durchschnitt 2 Wanderer täglich gerettet werden müssen, stehen seit letzter Woche am Beginn des Tracks Schilder, ob eine Begehung empfohlen wird oder nicht. Heute stand das Schild auf ‚Nicht empfohlen‘, die Sicht war immer noch bei Null, starker Wind, immer wieder Schauer und gefühlte Temperaturen von -6 Grad waren auch nicht gerade einladend. Da einige Touristen sich wohl auch dann noch wie Deppen aufführen, stand sofort ein Ranger bei uns und fragte was wir vorhaben. Ronald hat ihm versichert, dass wir nur ein bissl herumlaufen (was auch sonst, bei inzwischen nur noch max. 4 Stunden Parkdauer). Er hat noch mal einen Vortrag über die Gefahren und schnell umschlagendes Wetter gehalten und ist wieder in sein Auto gestiegen um weiter Wache zu halten. Wir können es ja irgendwo nachvollziehen, aber es nervt schon, es wird niemandem Eigenverantwortung zugetraut. Gerade als wir unsere Wanderschuhe angezogen hatten und loslaufen wollten…Regendusche und zwar wieder ordentlich. Wir also wieder ins Auto gesprungen und frustriert überlegt, was wir tun. Fünf verschiedene Wetterberichte später und immer noch keinen Plan hörte der Regen wieder auf und wir beschlossen einfach loszulaufen. Das war eine gute Entscheidung. Es tröpfelte zwar immer mal wieder, aber sonst blieb es bis zu den Soda Springs trocken und mit dem Nebel sah es auch irgendwie mystisch aus. Wir kehrten an dem Wasserfall um, aber nicht wenige Wanderer wagten sich in den Anstieg zum Krater, der recht schnell im dichten Nebel verschwand. Während wir langsam zurück liefen (hin und zurück übrigens trotzdem ca. 9 km) riss der Himmel doch noch auf. Nach und nach verzogen sich die Wolken und als wir zurück an der Hütte waren, hatte sich der Schicksalsberg befreit, was für ein schöner Anblick. Zurück am Auto war die Sicht noch besser geworden und auch das Skigebiet um Mt. Ruapehu war nun sichtbar. Da ich Hunger hatte, sind wir noch mal zu dem Skidorf vom Vortag gefahren, von welchem man einen grandiosen Ausblick hatte. Wir kehrten im Chateau Tongario ein und kamen uns mit unseren Wandersachen etwas deplatziert vor in dem großen Teesalon mit roten Ohrensesseln, aber egal. Danach ging es zurück in die Lounge, wo ich es nicht lassen konnte, Mindy – die sich das gefallen ließ – am ganzen Kopf und Hals zu kraulen. Leider hat sie nach 5 Minuten dann doch kapiert, dass ich keine Milch mithatte und ist beleidigt abgedampft. Morgen geht es weiter nach Rotoura, wir hoffen auf gutes Wetter.