17November
2019

Coromandel

Es war endlich soweit, der große Tag…denn was liegt auf dem Weg von Rotorua nach Coromandel – richtig, das Auenland :-). Da das Hobbiton – Filmset zu den Top-Touristenattraktionen gehört, hatten wir natürlich schon vorgebucht und zwar das volle Programm, nämlich mit Mittagessen. Wer noch nicht da war, das Auto wird auf einem riesigen Parkplatz geparkt, dann werden die Tickets geholt und dann hat man noch Zeit für den Souveniershop und traut seinen Augen nicht. Ohne zu übertreiben, es gibt dort absolut nur Mist zu kaufen. Billige Plastikfiguren, Untersetzer, T-Shirts und, ach ja, einen Elbenumhang für günstige $ 900. Ich war schon mal total bedient, wollte ich doch ein schönes Mitbringsel aus dem Auenland mit nach Hause nehmen. Dann eben nicht. Zum Fimset darf man nicht allein, sondern nur in geführten Gruppen und dafür muss man am Parkplatz mit seiner Gruppe in den Shuttlebus steigen. Wir hatten wie immer Glück. Nicht nur, dass wir eine ziemlich überdrehte Führerin erwischt hatten, die uns schon nach 5 Minuten auf die Nerven ging, wir hatten auch eine kleine Familie, bestehend aus Papa Gandalf (also wirklich voll kostümiert) mit Mama und Baby im Faschings-Dirndl dabei (diese Kostüme hatten sich uns nicht so ganz erschlossen). Im Bus gab es ein paar Filmchen und unsere Guide versuchte uns zum Singen zu überreden…wir hofften, dass es nicht noch schlimmer wird. Am Filmset dann doch die Überraschung, die Menschenmassen verteilen sich auf dem Gelände recht gut, sodass man doch problemlos diverse Fotos ohne fremde Gesichter schießen kann. Die gesamte Anlage steht seit der ‚Hobbit‘-Trilogie und ist wirklich mit sehr viel Liebe zum Detail gebaut. Es befindet sich auch ein künstlicher Baum auf dem Gelände, den wir, auch als wir genau davor standen, nicht als solchen erkannt hätten. 200.000 künstliche Blätter aus dem 3D-Drucker, Wahnsinn. Nach der Tour durch das Filmset gab es für uns noch ein Getränk im ‚Grünen Drachen‘ und anschließend ein überraschend gutes Mittagsbuffet in einem angrenzenden Zelt. Nach der Rückkehr zum Parkplatz habe ich mir noch ein Eis gegönnt, also, bestellt hatte ich 2 Kugeln, bekommen habe ich 2 Batzen. Keine Ahnung, ob das Eis wegmusste. Anschließend hatten wir eigentlich noch 3 Stunden Autofahrt vor uns. Da wir immer die landschaftlich schönste Route wählen und uns das Navi damit auf eine unbefestigte kurvenreiche Straße einmal quer durch die Halbinsel Coromandel schickte, waren es dann doch eher 3,5 Stunden. Es war jedenfalls gut, dass wir einen Allrad hatten. Um unsere Lodge zu erreichen, musste ich als Beifahrer aussteigen, ein Gatter öffnen, Ronald durchlassen und das Gatter wieder schließen. Für die nächsten 3 Tage war das dann also mein Job. Gelegentlich war auch mal eines der Kälbchen von der Straße zu scheuchen, denn so ein herannahendes Auto ließ die ziemlich kalt. Wir hatten diesmal eine besondere Unterkunft, nämlich eine mit eigener Sternwarte. Wir wohnten im Haus von Alastair und Harriette und Alastair ist nicht nur Geologe, sondern auch Astronom und zur Übernachtung gehört natürlich auch eine Tour. Da es ja schon recht spät war, sind wir am ersten Abend nur noch das empfohlene, unweite Restaurant Luke’s Kitchen gefahren. Können wir sehr empfehlen, sehr leckere Austern und echte Steinofenpizza mit schönem dünnen knusprigen Boden und das ganze am Strand.

Am nächsten Morgen empfahl uns unser Gastgeber eine Menge an Sachen, die wir machen könnten. Zu unserer Überraschung hat der Cousin von Alastair in Coromandel eine kleine Zugstrecke erbaut und zwar durch einen Wald, auf einen Berg und das ganze mit Kunstwerken an der Strecke. Na dann also auf nach Coromandel. Kurz nach unserer Ankunft fuhr auch gleich ein Zug und so ging es los in kleinen offenen Waggons auf eine abenteuerliche Strecke. Wie auch bei unserer ersten Zugfahrt, enge Tunnel und Brücken, bei denen es gleich runter geht. Daneben auch einige Überwerfungsbauwerke, also Zugbrücke über Zugbrücke sowie einige Wenden. D.h. reinfahren in eine Sackgasse, Lokführer steigt aus, stellt die Weiche per Hand um und fährt andersherum weiter. Das ganze 4mal bis nach oben. Links und rechts der Strecke immer wieder Skulpturen oder Wände aus Weinflaschen. Oben angekommen hatten wir 10 Minuten Fotopause, denn es gab einen fantastischen Ausblick auf die Küste. Und weil uns dieser Ausblick so gut gefallen hat, beschlossen wir nach dem Ende der Zugfahrt, die Halbinsel noch weiter nach Norden zu fahren. Es kam eine schöne Bucht nach der anderen, leider hatten wir keine Badesachen dabei, so blieb es beim Anschauen. Zum Abendessen ging es heute mal nach Whitianga, aber die Zeit war verdammt knapp, denn 21 Uhr sollte unsere Sternentour starten. Wir haben es gerade so rechtzeitig zurück geschafft und waren tatsächlich nicht die einzigen (die Tour kann auch einfach so gebucht werden). Wir durften uns durch das Teleskop Saturn anschauen, den nächstgelegenen Stern, 2 Sternennebel, Uranus und ein Sternencluster. Alles sehr faszinierend und immer mit Erkläuterungen. Danach ging es in Alastairs Labor, wo er natürlich auch Meteroitengestein, Mondgestein und weitere interessante Steine parat hatte, fluoreszierende zum Beispiel. Zum Abschluss wurden wir noch darauf hingewiesen, dass man auch mal Augen für die kleinen Dinge haben sollte. Zur Veranschaulichung der Abstände in unserem Sonnensystem sind nämlich überall im Haus kleine Schildchen mit den Planetenamen angebracht. Es beginnt mit der Sonne in der Laborecke und endet mit Pluto im Wohnzimmer, was wir bis dahin noch nicht gesehen hatten, Neptun befindet sich genau neben unserer kleinen Küche…verrückt.

Für den 2. Tag auf der Halbinsel hatten wir uns die berühmte Cathedral Cove zu Fuß vorgenommen. Wir starteten am großen Parkplatz in Hahei (der eigentliche Parkplatz ist von Oktober bis April wegen der Touristenmassen geschlossen) und wanderten durch Wald und an der Küste entlang. Da man ab dem großen Parkplatz auch einen kostenpflichtigen Bus zum anderen Parkplatz nehmen kann, wurde es ab da auch merklich voller. Wir haben noch einen Abstecher zu einer Aussichtsplattform mitgenommen und sind dann zum eigentlichen Strand. Dieser war echt voll, wobei ich mir gar nicht vorstellen möchte, wie es da im Sommer zugeht. Als ob die Sache mit dem Shuttlebus noch nicht reicht, kann man nämlich auch noch ein Wassertaxi nehmen. Wir waren jedenfalls froh kein Geld für irgendwelche Touren ausgegeben zu haben und sind auch nicht besonders lange geblieben. Auf dem Rückweg haben wir aber noch beide Abstecher zu den anderen Buchten mitgenommen. Die Stingray Bay ist eine sehr schöne Sandbucht, in der sich auch nur wenige andere Menschen befanden, die Gemstone Bay ist eine kleine unwegsame Steinbucht, in der man aber wohl gut schnorcheln kann. Für die gesamte Tour haben wir 3 Stunden gebraucht und ich hatte ganz schön Hunger (Ronald wie immer nicht). Ein kleiner Stand bot frittierte Muscheln an, die waren sehr lecker, wobei ich eine dann doch geteilt habe. Ich saß kaum mit dem Essen am Tisch, als sich eine Katze zu mir gesellte und mehrfach demonstrierte, dass sie ein ganz furchtbar liebes Kätzchen mit großen Augen ist. Wie gesagt, eine halbe hat sie bekommen. Zum Abschluss wollten wir uns noch einen sehr gehypten Strand anschauen, den New Chum Beach in Whangapoua. Der ist aber ganz blöd zu erreichen, denn nachdem man sich beim Durchwaten eines kleinen Flußlaufes die Füße nass gemacht hat, geht es über sehr unwegsame Steine mit vielen scharfen Muscheln dran weiter. Dann sind wir eben am Normalostrand geblieben und dann direkt noch mal zu Luke’s Kitchen, Austern und Pizza essen. Morgen reisen wir weiter und müssen dabei das erste Mal Auckland passieren.