23November
2019

Bay of Islands

Wir starten heute mit, was werden wir von Neuseeland nicht vermissen…diese elenden Blutsauger!!! Unsere Sandfliegenbisse von vor 4 Wochen sind bis heute nicht weg. Gestern auf der Schaffarm wurden wir von kleinen Fliegen attackiert, die richtig gebissen haben, sodass Blut kam. Seit heute Mittag jucken die zahlreichen Bisse zum verrückt werden. Und heute morgen wusste ich schon beim Aufwachen, dass was nicht stimmt. Ein Mosquito hat mich heute Nacht 6mal ins Gesicht gestochen, 3 Stiche am linken Auge, einer auf der Stirn, einer auf dem Wangenknochen und einer über der Lippe und alles geschwollen. So, jetzt könnt ihr euch vorstellen, wie ich aussehe, Ronald hat es mit folgendem Kompliment gut getroffen: ‚Dein Gesicht könnte heute von Picasso persönlich entworfen worden sein.‘ Aber nun weiter im Geschehen, nachdem ich heute alle Mitmenschen beim Frühstück ordentlich mit meinem Aussehen erschrecken konnte, starteten wir zur Bay of Islands. Unterwegs hielten wir für eine Mittagspause in Kawakawa. Die Freunde der Architektur wissen wahrscheinlich sofort, was es da zu sehen gibt. 1986 war nämlich Friedensreich Hundertwasser in Neuseeland eingebürgert worden und wählte genau diesen Ort als Wohnsitz. Selbstverständlich hat er sich dort auch verewigt und zwar mit einer sehr schönen öffentlichen Toilette. Nach einem letzten Zwischenstopp, um uns für 4 Nächte Selbstverpflegung zu rüsten waren wir auch schon dabei unsere Unterkunft zu suchen, ca. 25 Minuten Autofahrt entfernt vom letzten größeren Ort. Es gab mal wieder einen Wow-Effekt. Unser Cottage stand auf einer insgesamt etwas mehr als 600.000 m² großen Bio-Rinderfarm. Mitten durch geht der Takou River und an diesem hat die Familie auf ca. 20.000 m² die Anlage errichtet. Das bedeutet, sie haben ca. 20.000 Bäume gepflanzt, um einen kleinen Wald entstehen zu lassen und darin die Ökocottages gebaut. Hier ist fast alles nachhaltig, die Materialien, das Wasser ist aufbereitetes Regenwasser und der Strom kommt zu 100% dezentral aus erneuerbaren Energien. Unsere Highlights hier sind unsere Badewanne auf der Dachterrasse, außerdem haben wir ein Außentürmchen, auf dem wir einen sehr schönen Blick haben, dann gibt es am Fluss ein Bootshaus mit Kajaks und Kanus, die sich jeder nehmen kann, um damit in ca. 25 Min. zum Strand zu paddeln, und, auf dem Gelände haben sich kleine bunte Papageien angesiedelt. Ich hoffe, ich bekomme sie in den nächsten Tagen noch mal besser vor die Kamera als heute. Da wir in Kerikeri nicht nur Roggenbrot nach deutscher Art bekommen haben, sondern auch importierten echten französischen Käse, gab es am Abend einfach nur Stulle.

Unser erster voller Tag in der Bay of Islands begann mit zeitigem Aufstehen, nachdem die Nacht wegen dem ganzen Juckreiz etwas schlaflos war. Viertel nach 8 Uhr befanden wir uns auch schon auf dem Flugplatz von Kerikeri zu unserer vorletzten Tour. Es ging mit einem Kleinflugzeug ganz hoch in den Norden, dabei waren nur wir beide, die Pilotin und ein Alleinreisender Herr, der entweder Australier ist und in Griechenland wohnt oder umgekehrt, in jedem Fall hat er viel gesprochen und das mit einem ganz furchtbar fiesen Dialekt. Wir überflogen in 45 Minuten die wunderschöne Landschaft sowie den 90-Miles-Beach. Warum der so heißt, weiß keiner mehr, mit der Länge hat es jedenfalls nichts zu tun, denn er ist nicht mal annähernd 90 Meilen lang. Jo, unsere Pilotin landete die Maschine anschließend sicher auf einer Wiese und es ging mit einem kleinen Bus weiter, wobei sich uns noch der Kollege anschloss, der am sehr frühen Morgen den Bus dahin gefahren hatte. Unser erstes Ziel hieß Cape Reinga, der nördlichste Punkt Neuseelands (wobei das nicht ganz stimmt, aber der geografisch nördlichste Punkt ist unzugänglich und da am Cape schon ein schöner Leuchtturm stand, naja, da will man doch mal nicht so sein). Da die Autofahrt von Kerikeri bis zum Cape 3,5 Stunden dauert, waren wir tatsächlich ganz allein am Leuchtturm. Das ist schon was besonderes, denn normalerweise ist es da gut gefüllt. 100 Fotos später ging es auch schon zurück zum Bus und auf zu einer netten Bucht zum Teetrinken. An dieser Stelle noch ein Tipp, wenn man sich in den von der sich langsam zurück ziehenden Flut noch sehr feuchten Teil des Sandes stellt und hoch konzentriert versucht etwas zu fotografieren, immer mal aufs Wasser und die Wellen achten, sonst läuft man den Rest des Ausflugs mit patschnassen Turnschuhen und Socken herum ;-). Nach dieser Stärkung ging es mit dem Bus noch in die riesigen Sanddünen, wo jeder der wollte, in Bauchlage auf einem Brett liegend hinunter rutschen konnte, der Wahnsinn. Anschließend war es auch schon Zeit für den Rückflug, wobei Jo diesmal die Ostseite entlang flog. Es war einfach unglaublich, so schöne Buchten, schneeweiße, aber unzugängliche Strände und natürlich die vielen Inseln der Bay of Islands. Zurück in Kerikeri fuhren wir erst mal zum Supermarkt, denn ich hatte einen Artikel einer ebenfalls von diesen kleinen Mistdingern malträtierten Reisenden gefunden, welche in einer Unterkunft Kokosöl zum draufschmieren bekommen hatte. Wir werden es ausprobieren und berichten, denn Cortison hilft genauso wenig, wie der Hitzestick oder Eis. Da der Nachmittag noch jung war, besuchten wir gleich noch die Rainbow Wasserfälle, bei denen sich tatsächlich ein Regenbogen bildet. Den Rest des Tages genossen wir in unserem Cottage die zur Verfügung stehende Hängematte, die Liegestühle und unser Türmchen und zum Abendessen gab es mal wieder was selbst gekochtes.

Nachdem ich uns für 3 Uhr morgens einen Wecker gestellt hatte, um endlich die Milchstraße zu sehen, war danach ausschlafen angesagt. Der Himmel ist zur Zeit nämlich sternenklar und der Mond ist auch so gut wie weg. Ab Januar braucht es übrigens nicht mehr so viel Aufwand, denn dann zeigt sich die Milchstraße bereits mit Einbruch der Dunkelheit. Wir starteten also seit Wochen mal wieder gemütlich in den Tag. Kurz nach 13 Uhr ging es dann aber doch los, diesmal nach Paihia, und, wenn man schon mal dort ist, natürlich gleich noch nach Waitangi. Waitangi hat historisch gesehen für Neuseeland eine große Bedeutung, denn hier wurde 1840 der Vertrag unterzeichnet, mit dem sich die Maori der britischen Krone unterwarfen. Unser Problem war, wir hatten nur eine knappe Stunde Zeit und konnten damit weder an der geführten Tour, noch an einer Haka-Vorführung teilnehmen. Den vollen Preis mussten wir aber trotzdem bezahlen (also, lieber doch nicht auf den letzten Drücker hinfahren). Nachdem wir also alle Punkte im Schweinsgalopp abgearbeitet hatten, mussten wir uns auch schon beeilen, um in Paihia die 15:30 Uhr Fähre nach Russell zu schaffen. In Russell startete nämlich die letzte gebuchte Tour unserer Reise, ein Spätnachmittagscruise auf einem großen Segelschiff. Das gute an der Vorsaison ist, es ist recht wenig los und so waren wir nur 8 Passiere auf dem 2-Master und dazu 2 Crew-Mitglieder und die Dame von der Rezeption. Ich habe mich ehrlich gefragt, wie zum Teufel man zu zweit das Schiff steuert, die Antwort lautet, gar nicht. Mal davon abgesehen, dass ein weiteres Crew-Mitglied hätte da sein sollen, sich aber einen Finger gebrochen hat, mussten wir alle mithelfen. Nach dem Auslaufen aus dem Hafen waren die Segel zu setzen. Ronald und ich meldeten uns gleich als erstes, weil wir keine Ahnung hatten…das erste Hauptsegel ist nämlich das schwere Ding. Zu dritt auf jeder Seite mussten wir das Segel hissen, was bis zur 2/3 Marke ok war, danach ging es immer schwerer und am Ende hat der Captain meinen Platz übernommen um mit Ronald die letzten Zentimeter zu meistern. Puh, war das anstrengend, bin gespannt, was der Oberkörper morgen sagt. Das andere Hauptsegel und die beiden Vorsegel gingen wesentlich einfacher. Das Steuer wurde abwechselnd von uns Passagieren bedient, der Captain hat nur hin und wieder die Richtung angegeben und sich darum gekümmert, dass wir immer schön im Wind lagen. Wer wollte durfte angegurtet die Takelage hinauf klettern und vorne auf dem Schiff herumturnen, hat Ronald natürlich beides gemacht. Während der Segeltour gab es leckere Snacks, also Oliven, Erdbeeren, Muscheln, Cracker, usw. und Wein oder Bier. Zum Schluss haben wir unser großes Segel auch wieder eingeholt, was natürlich wesentlich einfacher ging. Insgesamt eine sehr schöne Tour.

Der letzte Tag in der Bay of Islands war definitiv nicht unser Tag. Nach nochmaligem ausschlafen und spätem Frühstück hatten wir uns vorgenommen, mit einem Kayak zum Strand zu paddeln, dort eine Weile zu bleiben und dann zurück zu paddeln…ich nehme es vorweg, es war eine Katastrophe. Der Fluss vor unserer Unterkunft mündet direkt an den Strand und hat damit genauso Gezeiten, wie das Meer. Es wurde empfohlen, mit der hereinkommenden Flut zurück zu paddeln, damit der Rückweg nicht mehr so anstrengend ist. Das bedeutet aber auch, gegen die Flut hinaus zu paddeln, es sei denn, man möchte mehrere Stunden am einsamen Strand bleiben. Wir sind also ca. 1,5 Stunden nach Ebbe losgepaddelt und das war schon kritisch, da wir im Fluss mehrfach auf Sandbänke aufliefen. Wir sind im übrigen absolute Amateure und so haben wir es auch gar nicht merkwürdig gefunden, dass es bereits beim losfahren nasse Hinterteile gab. Als der Strand bereits in Sicht war, wurde es im Kayak immer wackliger, was ich natürlich auf Ronald schob und er auf mich. Irgendwann merkte Ronald an, er säße im Wasser, ich dachte nur, ja toll, mein Hintern ist auch nass. Was ich vorne nicht sah, Ronald saß wirklich unter der Wasserlinie und unser Kayak drohte zu kentern. Ich wollte schnell zum Strand, Ronald brüllte, wir müssen sofort hier ans Ufer. Na schön, ich war genervt, wir also raus aus dem Kayak in den ekligen Schlick. Ronald entfernte dann sämtliche Deckel im Kayak, kippte es um, und, da lief echt eine sehr große Menge Wasser aus dem Hohlkörper… wo kam das denn her??? Wir schafften es dann noch bis zur ersten großen Sandbank vom Strand, dann wurde die Gegenströmung enorm. Wir also erst mal raus aus dem Boot und überlegt, ob wir es über die Sandbank tragen können, aber auch nachdem Ronald wieder eine Menge Wasser ausgekippt hatte, war es zu schwer. Am Ende lief ich mit den Paddeln quer über den Sand, während Ronald das Kayak einen Kilometer weit am Ufer hinter sich her zog. Dann standen wir vor dem letzten Teil des Flusses mit immer stärkerer Strömung und mussten irgendwie rüber. Wir haben uns dann im Kayak sitzend auf die andere Seite treiben lassen, waren aber nicht da, wo wir eigentlich hinwollten. Wir saßen auf einem kleinen Stück Strand und sahen keine Möglichkeit gegen die Strömung auf den Hauptstrand zu kommen. Ronald, der ja eh schon patschnass war, stürzte sich auch gleich mal ins Meer. Der Strand war wirklich wunderschön und einsam, aber wir waren fix und fertig (anstatt der angegeben 25 Minuten hatten wir 90 Minuten gebraucht), so hatten wir uns das nicht vorgestellt. Nach einem Beruhigungsbier beschlossen wir zurück zu paddeln, denn unser Strandstück würde mit der Zeit immer kleiner werden. Auf dem Rückweg mussten wir noch 2mal anhalten, um das Boot wieder und wieder auszukippen, sodass wir auch für den Rückweg eine knappe Stunde brauchten. Eine Inspektion am Ende der Tour zeigte einige sehr tiefe Kratzer auf der Unterseite des Kayaks, wir vermuten also, dass unser Boot schlicht und einfach kaputt war und hier das ganze Wasser herkam. Wir waren jedenfalls völlig erledigt (im übrigen brannte auch die Sonne die ganze Zeit unerbittlich auf uns herunter) und ich konnte gleich nochmal Wäsche waschen. Zum Abendessen gab es Steak mit Kartoffelbrei und grünen Bohnen, und wir können sagen, die Fleischqualität ist fantastisch und es war definitiv günstiger als zu Hause. Morgen geht es zu unserer vorletzten Etappe an die Westküste.